Des Wahnsinns fette Beute: Steckplatzflut bei Motherboards

08.03.2000
Die Zahl der Prozessorvarianten wird immer größer. Sechs verschiedene Steckplatztypen sorgen inzwischen bei Händlern und Integratoren für Kopfzerbrechen.

Mancher Fachhändler oder Systemintegrator wird sich noch sehnsüchtig an die Zeit zurückerinnern, als er sich bei der Konfiguration eines neuen Rechners im Bezug auf den Prozessor eigentlich nur Gedanken über die Taktgeschwindigkeit machen musste. Heute zählt neben nicht unerheblichen Schwierigkeiten beim passenden Zusammenspiel mit den RAM-Speicherbausteinen vor allem die Wahl des richtigen CPU-Steckplatzes. Eine kundenfreundliche Lagerhaltung wird so zum Risikospiel. Und bei kurzfristigen Bestellungen muss der Wiederverkäufer immer öfter lange Wartezeiten bei begehrten Produkten in Kauf nehmen.

ComputerPartner liefert zur besseren Orientierung eine Marktübersicht zu den derzeit aktuellen Steckplatztypen:

Slot1 - der Superstar

Dank des Erfolges der Intel-Prozessoren Pentium II, Pentium III und Celeron war und ist der Slot1 in den vergangenen Jahren der bekannteste und dominierende Prozessor-Steckplatz. Durch ihn wurden auch Motherboards wie beispielsweise das "P2-B" von Asus oder das "BX-6" von Abit zu echten Verkaufsrennern und Ima-ge-Produkten.

Wie lange der Slot1 der Motherboard-Welt noch erhalten bleibt, ist schwer vorherzusagen. Durch die enorme Stückzahl an durchverkauften CPUs für diesen Sockel ist ein schnelles Ableben jedoch äußerst unwahrscheinlich.

Sockel7 - der Totgesagte

Schon vor zwei Jahren unkten angebliche Branchenkenner über den schnellen Tod des Sockel7. Doch spätestens seit der Computex-Messe 1998 war klar: Die marktbestimmenden taiwanischen Motherboard-Produzenten halten weiter an dem günstigen Steckplatz fest. Vor dem Beginn der Pentium-II-Ära, Mitte 1997 war der Sockel7 Standard bei Consumer-Rechnern. In den vergangenen beiden Jahren wurde der betagten Technik dann durch die "K6"-Prozessorriege von AMD neues Leben eingehaucht. Ein Ende ist bislang nicht abzusehen, denn Advanced Micro Devices baut auch weiterhin Sockel7-CPUs, wie beispielsweise den jüngsten "K6-2"-Spross mit 550 Megahertz.

SlotA - der AthlonSteckplatz

AMD macht die Sache in diesem Falle ausnahmsweise einfach: Wer einen Athlon-Prozessor in einen Rechner schrauben will, der benötigt auch zwingend eine Hauptplatine mit SlotA. Zwar sieht der Einschub dem artverwandten Slot1 von Intel täuschend ähnlich, jedoch ist er technisch völlig inkompatibel.

Sockel370 - der Verwirrende

Bei diesem Typus wird der momentan am Markt herrschende Steckplatz-Wahnsinn besonders deutlich. Zwar ist der Sockel370 grundsätzlich für Pentium-III- und Celeron-Prozessoren ausgelegt, jedoch klappt das Zusammenspiel nicht grundsätzlich. So muss hier nämlich zwischen den Sockel370-Ablegern "PPGA" und "FCPGA" unterschieden werden. Äußerlich völlig identisch besitzt Letzterer eine andere PIN-Belegung, um auch mit Coppermine-Prozessoren mit einem Systemtakt bis 133 MHz (PPGA: 66 MHz) klarzukommen. Auch der Chipsatz der Hauptplatine muss in diesem Fall 100/133-MHz-tauglich sein.

SockelA - der Rivale

Der SockelA stellt AMDs Gegenstück zum 370er von Intel dar. Er ist die Heimat des jüngsten Produktes der kalifornischen Prozessorschmiede, dem "Duron" (Codename "Spitfire"), der seit Juli in den Varianten mit 600, 650 und 700 MHz erhältlich ist und vor allem den schnellsten Celerons von Intel das Leben schwer machen soll. Auch für den SockelA benötigen die Motherboards neue Chipsätze.

Sockel423 - der Neuling

Intels anstehende neue Prozessorgeneration Pentium IV (Willamette-Chipsatz) will - kaum überraschend - mit den alten Steckplätzen nichts mehr zu tun haben und kommuniziert ausschließlich mit dem neuen Sockel423, der dann auch neue Chipsätze auf Seiten der Motherboards verlangt. Die Markteinführung ist für Oktober geplant. (akl)

www.abit.com.tw/german/index.htm

www.amd.de; www.asustek.de

www.intel.de

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