Konkurrenz in der Cloud

Deutsche Börse Cloud kommt Distribution in die Quere

23.08.2013
Anfang 2014 soll der Cloud-Marktplatz der Deutschen Börse Cloud Exchange (DBCE) starten. Erwächst der Distribution hier eine neue Konkurrenz? Wie grenzen sich die Cloud-Portale von Arrow und Tech Data dagegen ab? ChannelPartner hat die wichtigsten Unterschiede ausgelotet.
Sebastian Zilch, Head of Business Development, Deutsche Börse Cloud Exchange AG
Sebastian Zilch, Head of Business Development, Deutsche Börse Cloud Exchange AG
Foto: Deutsche Börse Cloud Exchange

Die Deutsche Börse Cloud Exchance (DBCE)- ein Joint Venture des IT-Spezialisten Zimory und der Deutschen Börse - will den Cloud-Markt revolutionieren: Anfang 2014 soll das Cloud-Vermarktungsportal der DBCE starten und alle technischen und prozessbedingten Hürden ausräumen, die bislang das Cloud-Geschäft bremsen, verspricht Sebastian Zilch, Head of Business Development bei der Deutsche Börse Cloud Exchange AG.
Auch der Channel soll mit in den Vertrieb eingebunden werden, wie Maximilian Ahrens betont, der als CPO bei Zimory und als CTO bei der Deutsche Börse Cloud Exchange AG, aktiv ist.

Dass dies kein leeres Versprechen ist, zeigt das Beispiel der Profi AG: Das Systemhaus war bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt von der Deutschen Börse in den Kreis der "Early Adopter" aufgenommen worden, und damit in die Planungs- und Konzeptionsphase mit eingebunden. "Als mittelständisches Systemhaus sieht die Profi AG ihre aktive Mitarbeit in den Aufbau eines solch innovativen Marktplatzes als strategisches Investment in den Aufbau neuer Marktzugänge und Geschäftsmodelle rund um das Thema Cloud-Computing" sagte Profi-AG-Vorstand Manfred Lackner

Und bei den Analysten der Experton Group heimste die DBCE bereits Vorschusslorbeeren ein: Obwohl erst Grundzüge des Projekts bekannt sind, habe das Projekt das Potenzial hat, "den globalen Markt für Cloud-Infrastruktur-Ressourcen (IaaS) nachhaltig zu verändern", ließen die Experten wissen.

Erwächst der Distribution damit ein neuer Konkurrent in der Cloud? Von sich selbst behauptet die DBCE behauptet, sie biete den weltweit ersten, anbieterübergreifenden Marktplatz für IaaS-Angebote. Das überrascht zumindest im Channel.
Denn der Value Added Distributor Arrow brachte bereits vor einem Jahr mit der Plattform "ArrowShpere" hierzulande ein ähnliches Modell auf den Markt. ArrowSphere wurde 2012 in Deutschland, Frankreich, Spanien, UK und Dänemark und 2013 in USA und Kanada gelauncht. Seitdem rollt der Value Added Distributor die Plattform global weiter aus.
Vertriebspartnern können mittels ArrowSphere unterschiedliche Cloud Services in ihren eigenen White-label-Webstore integrieren und darüber cloud-basierte Infrastruktur-, Plattform-, Storage und Software-Lösungen und Dienste wiederverkaufen. Zudem ermöglicht die Plattform eine zentralisierter Bereitstellung, Messbarkeit und Rechnungsstellung. So umfasst ArrowSphere unter anderem ein Modul, mit dem Managed Service Provider Lizenzabkommen für Service-Provider-Programme von mehreren Herstellern über eine einzelne Plattform verwalten können bis hin zu Forecasts und die Report-Erstellung. Zudem ist es möglich, bestimmte Cloud Services für Endkunden zu simulieren und damit die Gesamtkosten zu prognostizieren.

2013 folgte Broadliner Tech Data in Deutschland mit dem "StreamOne"-Portal. StreamOne ist eine offene Plattform nicht nur für IaaS, sondern auch für Dienste wie SaaS. Die Angebote werden ausschließlich über Vertriebspartner vermarktet.

Stefan Wahlscheidt, Business Development Manager, TD Azlan
Stefan Wahlscheidt, Business Development Manager, TD Azlan
Foto: Tech Data

Nach Ansicht von Stefan Wahlscheidt, Business Development Manager, TD Azlan, ist deshalb die Aussage der DBCE, den weltweit ersten anbieterübergreifende Marktplatz für IaaS-Angebote" aufzusetzen, nur bedingt richtig. "Ein Distributor ist zwar in seiner Hersteller- und Anbieter-Breite auf sein Portfolio beschränkt, aber frei in der Wahl von neuen Partnern. Die Deutsche Börse hat zunächst auch keine Anbieterbasis und die Zertifizierungs-Szenarien bestimmter Hersteller werden im "freien Börsen-Handel" nicht umsetzbar sein", so Wahlscheidt.

Jean-Loup Desamaison-Cognet, Vice President DACH Region EMEA, Arrow ECS Central GmbH
Jean-Loup Desamaison-Cognet, Vice President DACH Region EMEA, Arrow ECS Central GmbH
Foto: ArrowECS

Bei Arrow gibt man sich zurückhaltender: "Wir kommentieren generell nicht die Geschäftsmodelle anderer Marktteilnehmer", sagt Jean-Loup Desamaison-Cognet, Vice President DACH Region EMEA, Arrow ECS Central GmbH. "Wir möchten aber hervorheben, dass es sich bei ArrowSphere um eine Cloud-Services-Aggregations- und Handelsplattform handelt, die führende Cloud Service Provider mit VARs, ISVs, MSPs und Endkunden verbindet."

Nach Ansicht von Stefan Wahlscheidt muss sich erst zeigen, ob IT-Hersteller mit IaaS-Angeboten ihre Offerings über eine branchenfremde Institution anbieten wollen. "Außerdem ist nicht alleine das IaaS-Angebot ausschlaggebend für den Verkauf von Cloud-Services, sondern die Lösung für den Kunden. Dazu gehören auch Software, Dienstleistungen und - nicht zuletzt - auch Geräte zur Ausführung", fügt der Azlan-Manager hinzu.

Aufgrund der offenen Struktur von StreamOne sei zwar eine Anbindung von StreamOne an die DBCE-Plattform technisch möglich. "Aufgrund der bereits großen Akzeptanz bei unseren Herstellern sind wir aber zuversichtlich, dass wir den Bedarf unser Partner vollumfänglich befriedigen können", so Wahlscheidt, der aber die Tür zur DBCE nicht ganz zuschlagen will: "Sollten natürlich Angebote gehandelt werden, die wir bislang nicht im Portfolio haben, ist eine Anbindung zur Erweiterung unserer Offerings aber anzudenken." (rb)

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