Deutscher Business-PC-Markt: Vobis hui, IBM pfui

22.05.1998

MÜNCHEN: Um insgesamt 17 Prozent gegenüber Q1/97 legte der deutsche PC-Markt für Geschäftskunden im ersten Quartal 1998 zu. Ein Blick hinter die Durchschnittszahlen zeigt jedoch, daß die Marketiers einiger Rechnerhersteller mit stolzgeschwellter Brust die Quartalszahlen studieren, andere wiederum erbleichen müßten.Würselen liegt zirka 270 Kilometer von Kaiserslautern entfernt. Trotzdem haben die beide Städte aktuell etwas gemeinsam: Beide stellen die Meister ihrer Klassen: Kaiserslautern den Fußballmeister, und Vobis den PC-Meister im Business-Geschäft. Jedenfalls im ersten Quartal 1998 (siehe Grafik 1).

Denn laut US-Marktforscher Dataquest konnte der Heimanwender-PC-König beinahe 160.000 PCs (inklusive der in Q1/98 erstmals dazugezählten Peacock- und der Maxdate-PCs sowie der zirka 7.800 Notebooks und 759 Server) in den ersten drei Monaten dieses Jahres bei professionellen Rechnerkunden absetzen.

Das 89prozentige Gesamtwachstum, das die Würseler stolz vermelden, dürfte den Zweit- und Drittplazierten SNI und Compaq nachdenkliche Stunden bescheren. Beide blieben mit zwölf beziehungsweise sogar nur fünf Prozent Zuwachs deutlich unter dem Gesamt-Klassenschnitt von 17 Prozent Zuwachs (gegenüber dem Vergleichszeitraum Q1/97).

Vergleichsweise harmlos erscheinen ihre Sorgen, wenn sie in die Marketingetagen von Big Blue blicken (siehe Seite 1). Denn mit minus 35 Prozent Zuwachs gehört den Stuttgartern die rote Laterne. Damit rangieren sie sogar hinter Notebook-Primus Toshiba bei den Gesamt-Marktanteilen für PCs.

Direktanbieter Dell dagegen marschiert: Plus 67 Prozent im ersten Quartal bedeutet mehr als 54.000 verkaufte Rechner und unter den gelisteten Desktop-Anbietern immerhin hinter Antipode HP Rang sechs. Die konsequent über Partner verkaufenden Böblinger legten laut Dataquest um 68 Prozent zu und setzten nahezu 60.000 Rechner ab.

Server-Wachstum ohne IBM, Acer und Digital

Absolut unzufrieden mit dem PC-Server-Geschäft"- So dürfte das Resümee bei Big Blue ausfallen. Trotz gewaltiger Werbekampagnen für "E Commerce", Netfinity-Server und NT fielen die Verkaufszahlen in Q1/98 gegenüber Q1/97 um 57 Prozent zurück (siehe Grafik 2). Wenig tröstend dürfte für die Stuttgarter sein, daß auch Acer und Digital mit minus 36 beziehungsweise 26 Prozent im deutschen PC-Server-Markt weit unter der Gesamtzuwachsrate von 11,3 Prozent blieben.

Traumhafte 122 Prozent Zuwachs erreichte hingegen Fujitsu, wenn auch insgesamt 811 verkaufte Server nur zu 2,9 Prozent Marktanteilen gereicht.

Im oberen Tabellendrittel der PC-Serveranbieter legte Marktführer Compaq um 40 Prozent zu und stach damit SNI und HP mit 27 und 24 Prozent Zuwachs deutlich aus.

Unbeirrt steigerte auch in diesem Segment Direktanbieter Dell seine Zuwachszahlen und kann für die drei Wintermonate dieses Jahres 5,2 Prozent Markanteile (gegenüber 2,9 Prozent in Q1/97) für sich verbuchen.

Wie stark Toshiba im professionellen Notebook-Markt agiert, zeigt die Zuwachsrate im Q1/98: Plus 27,3 Prozent. Das sind über 40.000 verkaufte Notebooks und etwa soviele, wie die auf den Plätzen zwei, drei und vier plazierten Anbieter Compaq, SNI und Acer zusammen (siehe Grafik 3). Dabei fällt auf, daß das Trio mit Zuwachsraten von 1,4 Prozent (Compaq), 12,9 (SNI) und 11,7 Prozent (Acer) deutlich unter der Gesamtzuwachsrate von 24 Prozent liegt. Und da IBM auch nur 14,7 Prozent Zuwachs verzeichnen konnte, dürfte auch hier der Terminplaner der Marketiers von Big Blue so manches unangenehme Meeting ausweisen.

Toshiba dominiert den Notebook-Markt

Vobis hingegen war in Prozentzahlen der absolute Gewinner im deutschen Notebook-Markt: Plus 245 Prozent. Damit verwiesen die Würseler die Targa-Notebooks von Actebis mit 204 Prozent Zuwachs auf Rang zwei. Die Ismaninger Apple-Zentrale rangiert schließlich trotz ihrer Hochpreis-Strategie auf Rang drei mit stolzen 88 Prozent Zuwachs. Und Dell? Der Direktanbieter verzeichnet 49 Prozent Zuwachs und mittlerweile 5,5 Prozent Markanteile. (wl)

Zur Startseite