Deutscher Desktop-Publishing-Markt wird nicht boomen

19.01.1996
MÜNCHEN: Allüberall euphorische Prognosen für den Bereich Desktop-Publishing: Ausgehend von den explodierenden Verkaufszahlen in den USA kündigen Medien und Marktforscher die gleiche Entwicklung auch für Deutschland an. Doch Kenner des hiesigen Marktes sehen das ganz anders.Eine ungemein erfreuliche Prognose des Marktforschungsunternehmens Frost & Sullivan geistert derzeit durch die Presse und die führenden Köpfe der DTP-Unternehmen: Insgesamt soll sich das Umsatzvolumen in der DTP-Sparte von 7,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 1994 auf sage und schreibe 27 Milliarden bis zum Jahr 2001 vervielfältigen. Auch andere Marktforschungsunternehmen erwarten etwa eine Verdreifachung der Umsatzzahlen innerhalb der nächsten fünf bis sechs Jahre.

MÜNCHEN: Allüberall euphorische Prognosen für den Bereich Desktop-Publishing: Ausgehend von den explodierenden Verkaufszahlen in den USA kündigen Medien und Marktforscher die gleiche Entwicklung auch für Deutschland an. Doch Kenner des hiesigen Marktes sehen das ganz anders.Eine ungemein erfreuliche Prognose des Marktforschungsunternehmens Frost & Sullivan geistert derzeit durch die Presse und die führenden Köpfe der DTP-Unternehmen: Insgesamt soll sich das Umsatzvolumen in der DTP-Sparte von 7,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 1994 auf sage und schreibe 27 Milliarden bis zum Jahr 2001 vervielfältigen. Auch andere Marktforschungsunternehmen erwarten etwa eine Verdreifachung der Umsatzzahlen innerhalb der nächsten fünf bis sechs Jahre.

Doch das gilt nur für den außereuropäischen - besonders für den amerikanischen - Markt. In Deutschland beispielsweise stellt sich das Bild völlig anders dar.

"Die traditionellen Strukturen im DTP-Bereich sind schon lange aufgebrochen. Wir erleben derzeit eine dramatische Veränderung des Marktes", stellt Dr. Lutz Kregel fest, dessen Unternehmen Omnia Organisation GmbH in Berlin seit Jahren regelmäßig Kongresse für Desktop-Publishing-Unternehmen veranstaltet. Doch Veränderung bedeutet in diesem Fall nicht auch automatisch eine Verbesserung der Absatzzahlen.

Seiner Erfahrung zufolge gibt es den klassischen DTP-Markt, wie er noch vor wenigen Jahren existierte, gar nicht mehr. Er hat sich aufgespalten in verschiedene Produktsparten für den Professional Publishing-Bereich, der hauptsächlich von Apple, Adobe und Quark bedient wird, und Windows-Produkte für das sogenannte Corporate Publishing, wie sie beispielsweise von Corel angeboten werden. "Im professionellen Mac-Bereich wird sich in Zukunft nicht mehr viel verändern", vermutet ein IDC-Mitarbeiter. "Der Markt ist weitestgehend gesättigt". Produkte für den Mac-Computer beherrschen den DTP-Markt traditionell. "Allerdings hat es da in den letzten eineinhalb Jahren keine so hohen Softwareabsätze gegeben, weil die Produkte schon vor zwei Jahren relativ ausgereift waren und den Standardansprüchen auch jetzt noch genügen", vermutet der IDC-Mann.

Weitaus besser sieht es da laut Omnia-Geschäftsführer Kredel für den DTP-Markt im Windows-Umfeld aus. Da die Rechenleistung der Intel-basierenden Systeme mittlerweile ausreichend für die anspruchsvollen Programme ist und schnelle 486er und Pentium-Computer zu halbwegs moderaten Preisen verfügbar sind, ziehen immer mehr Anwender den PC als DTP-Plattform in Betracht, vermerken auch die Marktforscher. Vor allem kleinere Unternehmen, die derzeit ihre EDV-Ausstattung nachrüsten, werden dazu beitragen, daß in diesem Bereich die Wachstumszahlen auch in Deutschland nach oben klettern. Auf die Marktzahlen insgesamt wird das aber wohl kaum Einfluß haben, dazu ist der Anteil der Windows-basierten DTP-Programme noch zu gering.

Einig sind sich die Experten hierzulande auch darüber, daß durch die harten Bandagen im Wettbewerb in Deutschland mit den Softwareprodukten kaum mehr ein Blumentopf zu gewinnen ist. "Die Programme werden zum Teil ja fast verschenkt", erfuhr Kredel von seinen Kongreßteilnehmern.

Für den Gesamtmarkt wird es insgesamt in Zukunft also nicht viel besser werden, Teilbereiche des DTP könnten allerdings ungeahnte Höhen erreichen. "Ganz groß im Kommen ist das Cross-Media-Publishing", behauptet Kredel. "Der Markt weiß es zwar noch nicht, aber da liegt auch für den Computerfachhandel ein großes Potential". Dazu gehört beispielsweise das Online-Publishing ; insgesamt beschreibt der Begriff die Verbreitung von Unternehmens-Informationen oder Werbung über das Netz. "Besonders Dienstleister im Vorstufen- und Drucksektor werden sich in Zukunft darauf einstellen müssen", vermutet Kredel und bietet deshalb auch die entsprechenden Seminare zu diesem Thema an.

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