Steht Deutschland eine "Konsumrevolution" bevor? Das Beratungsunternehmen für Handel und Dienstleistung Mercuri International beantwortet diese Frage mit einem entschiedenen "Ja". Wenn in diesem Sommer nach fast 70 Jahren das Rabattgesetz und die Zugabeverordnung fallen, werde sich das Konsumverhalten drastisch verändern. Jeder zweite Kunde erwartet individuelle Rabatte, und für immer mehr so genannte Luxuskunden wird das Feilschen zum Erlebnis. Das geht aus Studien der Universität Bielefeld hervor. Demnach werden vor allem die mittleren und oberen Einkommensgruppen die Lust am Han-deln entdecken.
Die klassischen Schnäppchenjäger, bisher überwiegend aus den niedrigeren Einkommensgruppen, werden in Zukunft verstärkt durch "offensives, forderndes bis hin zu aggressivem Auftreten" dem Handel zu schaffen machen. Bereits jetzt würden das Rabattgesetz und die Zugabeverordnung in der täglichen Praxis unterlaufen. Das gelte besonders beim Kauf von Autos, Unterhaltungselektronik und Textilien.
Der Handel sei auf die Situation ab Sommer nur unzureichend eingestellt, so die Experten von Mercuri. Die Konzepte zielen überwiegend auf werbliche Instrumentarien, die über die Rabatte hinaus die schon niedrigen Margen des Handels weiter belasten würden. Kundenbindungsprogramme, Pay-Back-Systeme, lebenslange Garantien und Lockangebote etwa für Geburtstagskinder würden ohne begleitende Maßnahmen zu einem ruinösen Preiskampf führen.
Mehr Gewicht wird laut Mercuri die Information und Schulung der Mitarbeiter erhalten. Bisher sei das Verkaufspersonal überhaupt nicht auf die wachsende Anzahl an Schnäppchenjägern vorbereitet. Verkäufer, die Kunden nicht die über den Preis hinausgehenden Werte wie Langlebigkeit, Marke oder Status erläutern können, sind Schnäppchenjägern regelrecht ausgeliefert. Nur durch gut geschulte Mitarbeiter, die neben Fachkompetenz auch das Handwerk des Verkaufens und Handelns beherrschen, kann sich der Einzelhandel gegenüber dem Kunden behaupten. (bv)
www.mercuri.de