Diamond Multimedia geht neue Wege

17.12.1998
MÜNCHEN: Mit dem MP3-Player "Rio PMP 300" will Diamond vom zukunftsträchtigen Musikvertrieb via Internet profitieren. Die Idee: Web-Surfer laden die Songs aus dem Netz und stellen sich auf dem PC eigene Kollektionen zusammen. ComputerPartner hat das Gerät exklusiv noch kurz vor dem Serienstart getestet.Auf den ersten Blick offenbart der Rio PMP 300 keinerlei Besonderheiten. Wüßte man es nicht besser, würde man ihn für ein tragbares Radio halten, das in schickem Design die mobile Jugend mit Hip-Hop-Klängen versorgen soll. Ein Walkman ist es freilich nicht, denn es fehlt jegliche Möglichkeit, eine Kassette einzulegen.

MÜNCHEN: Mit dem MP3-Player "Rio PMP 300" will Diamond vom zukunftsträchtigen Musikvertrieb via Internet profitieren. Die Idee: Web-Surfer laden die Songs aus dem Netz und stellen sich auf dem PC eigene Kollektionen zusammen. ComputerPartner hat das Gerät exklusiv noch kurz vor dem Serienstart getestet.Auf den ersten Blick offenbart der Rio PMP 300 keinerlei Besonderheiten. Wüßte man es nicht besser, würde man ihn für ein tragbares Radio halten, das in schickem Design die mobile Jugend mit Hip-Hop-Klängen versorgen soll. Ein Walkman ist es freilich nicht, denn es fehlt jegliche Möglichkeit, eine Kassette einzulegen.

Der zweite Blick auf den empfohlenen Verkaufspreis, der derzeit 400 Mark beträgt, legt nahe, daß es sich nicht um ein Radio handelt, denn solche Geräte gibt es bereits für 20 Mark. Der Porti verarbeitet fertige Musikstücke, und zwar im "MP3"-Format (siehe Kasten). Er speichert bis zu einer Stunde Musik in digitaler Form und annähernder CD-Qualität. Reduziert man diese noch ein wenig, etwa für Diktate, Radioübertragungen und ähnliches, kann die Kapazität sogar bis zu 16 Stunden ausgedehnt werden.

Dafür sorgt ein interner Speicher mit 32 Megabyte Flash-Memory, der bei Bedarf durch zusätzliche Smart-Media-Karten um weitere 16 oder 32 MB aufgerüstet werden kann. In höchster Qualität benötigt mit MP3 komprimierte Musik rund ein MB je Minute. Für den Hausgebrauch genügt die Hälfte. Ein kompletter Song verbraucht so also zwischen zwei und drei MB. Damit dem Gerät aber überhaupt Töne zu entlocken sind, muß ihm erst mal Futter gegeben werden. Per Kabel wird der Kleine an den Parallelport des Rechners angeschlossen. Das Kabel kann dort permanent bleiben, den es bildet nur eine Verzweigung zum Rio. Andere Geräte werden durchgeschliffen. Eine USB-Unterstützung kennt der Rio nicht und ist auch nicht in Planung: "USB ist noch zu wenig verbreitet", erklärt Dirk Bilgram, Produktmanager bei Diamond.

Download zwingend vorgeschrieben

Die Musik kommt entweder von einer mitgelieferten CD, die zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbar war, oder aus dem Internet. Auf der CD befinden sich zum Start 100 Songs, allerdings nicht "ganz erste Wahl", wie man beim Hersteller zugibt. Das hat mit einer etwas komplizierten Lage bezüglich der Urheberrechte zu tun.

Wem das nicht genügt, der begibt sich einfach ins Internet und holt sich die Musik von dort. Allerdings hat dieses Verfahren einen Pferdefuß: Zwar werden inzwischen massenweise Titel von legalen Musikverkäufern angeboten - meist liegt der Preis pro Titel um einen Dollar -, aber man verheimlicht auch bei Diamond in Starnberg nicht, daß es im Netz eine erkleckliche Menge raubkopierter Songs gibt.

Wie dem auch sei: Der User sammelt die benötigten Daten auf seiner Festplatte und arrangiert sie mit der mitgelieferten "Juke-Box"-Software zu einer Titelfolge, die dann auf das Gerät übertragen wird. Bestandteil der Software ist auch ein Archivsystem zum Verwalten von Titeln und eine Wiedergabesoftware von Xing. Der Mpeg-Spezialist bietet auch einen Encoder an, der es dem Benutzer erlaubt, Eigenaufnahmen in MP3-Dateien umzuwandeln. Die Software ist zunächst nur für Windows 95/98 verfügbar.

Sind die Daten im Rio angelangt, leistet der Musikwinzling das, was man von einem digitalen Wiedergabegerät erwartet. Sehr schnell und einfach kann zwischen den verschiedenen Stücken gesprungen werden - kein lästiges Warten und Rattern wie bei einer Kassette. Wie ein CD-Spieler beherrscht er die verschiedensten Formen der Wiedergabe, von permanenter Wiederholung eines Stücks bis zur zufälligen Titelauswahl. Mit Hilfe von Soundmustern werden die Klangbilder verschiedener Musikrichtungen wie Klassik, Jazz oder Rock unterstützt.

Ebenfalls verbessert werde der enorme Stromverbrauch, den das Testgerät an den Tag legte. Es saugte eine Mignon-Batterie in nur 30 Minuten leer. Die Herstellerangabe für das Seriengerät liegt bei zwölf Stunden Spielzeit. Fazit: 400 Mark sind ein stolzer Preis für ein tragbares Musikgerät dieser Größe. Sicher werden sich für das Gerät anfangs die "Early adopters" begeistern, die für technische Spielereien etwas tiefer in die Tasche greifen. Aber es zeigt sich deutlich, daß Geräte ohne bewegliche Teile leicht und robust sind und ihnen daher die Zukunft gehört. Frank Puscher

Aufbruch in ein neues Musikzeitalter: Der MP 3-Player Rio von Diamond.

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