Diamondschafft sich neue Standbeine

09.03.1998

MÜNCHEN: Noch boomt der Grafikkartenmarkt, und Diamond fährt gute Umsätze ein. Wie ein Damoklesschwert schwebt jedoch das Schlagwort "Integration" über der Branche der Bauteilehersteller. Nach dieser Vision wird die Grafikleistung eines Rechners in Zukunft über das Motherboard und/oder den Prozessor abgewickelt - separate Grafikboards sind überflüssig. Mit neuen Produkten will sich Diamond Multimedia rechtzeitig neue Standbeine schaffen."Es wird noch lange dauern, bis integrierte Lösungen die Leistung einer hochwertigen Grafikkarte erreichen", glaubt Franz Fichtner, Europa-Präsident bei Diamond Multimedia in Starnberg, zu wissen. Dennoch rüsten sich die Grafikspezialisten für den Ernstfall. Bisher machen die Grafikbausteine rund 80 Prozent des Gesamtumsatzes bei Diamond aus. Das soll in Zukunft anders werden. Innerhalb der nächsten zwei Jahre erwartet Fichtner eine Verschiebung zu Gunsten anderer Technologien. Danach reduziert sich der Umsatzanteil der Grafikkarten auf 50 Prozent. 30 Prozent sollen über Kommunikationsprodukte und 20 Prozent durch Motherboards erwirtschaftet werden.

Die Basis für diese Veränderungen hat sich das amerikanische Unternehmen Ende Juli durch die Übernahme des Motherboardherstellers Micronics Computer und deren Tochterunternehmen Orchid Technology, Hersteller von 3D-Grafik- und Soundkarten, geschaffen. "Durch die Akquisition von Micronics gehen wir wesentlich stärker in den Markt der Systemboards hinein", betont der Diamond-Präsident.

Die 500-Millionen-Dollar-Grenze soll kippen

Ein weiteres Standbein wollen sich die Starnberger durch verstärkte Aktivitäten im Bereich der Kommunikation schaffen. Mit neuen Netzwerkprodukten (siehe Kasten) und Modems soll speziell der deutsche Markt stärker angegangen werden. "So haben wir für die Zukunft alle wichtigen Ingredienzen für ein erfolgreiches Multimediageschäft", ergänzt Fichtner. Im ersten Halbjahr 1998 wurden nach eigenen Angaben 350 Millionen Dollar erwirtschaftet. Bis Jahresende wird ein Überschreiten der 500-Millionen-Grenze angepeilt.

35 Prozent davon soll der europäische Markt bringen. Großen Erfolg verspricht sich Diamond vom OEM-Geschäft. Mit den Partnern Compaq,

Dell, NEC und Siemens würden

bereits erhebliche Umsätze laufen und mit weiteren potentiellen Kunden sei man in Vetragsverhandlungen.

Weitere Impulse soll ein neues Var- (Value-added-reseller)-Programm speziell für Fachhändler im High-end-Grafiksegment bringen. Zur besseren Vermarktung der hochpreisigen "Fire GL"-Produkte will das Unternehmen in Deutschland etwa 50 Händler etablieren. Als sogenannte "Gold-Partner" würden diese dann von kostenlosem Demo-Equipment, Projektsupport und gezielten Marketingaktionen profitieren. (akl)

Diamond-Europa-Chef Franz Fichtner: "Wir haben für die Zukunft alle wichtigen Ingredienzen für ein erfolgreiches Multimediageschäft."

Zur Startseite