SAP, Oracle, Microsoft

Die ERP-Cloud-Pläne der Anbieter

14.03.2012
Von Holger Eriksdotter

Cloud im Zentrum der Enterprise-IT

Rajan Krishnan Vice President Product Development EMEA, Oracle: "Oracle hat derzeit keine Pläne, Peoplesoft oder JD Edwards in die Cloud zu bringen."
Rajan Krishnan Vice President Product Development EMEA, Oracle: "Oracle hat derzeit keine Pläne, Peoplesoft oder JD Edwards in die Cloud zu bringen."
Foto: Oracle

Geht an der Cloud also kein Weg mehr vorbei? Während Cloud-Applikationen in den Bereichen CRM, Kommunikation, HR-Management und Collaboration schon lange Einzug in die Unternehmen gehalten haben, dringen sie mit den ERP-Systemen jetzt gleichsam in das Zentrum der Enterprise-IT vor. Dennoch: Die bisher erhältlichen Cloud-Systeme treffen eher den Bedarf kleiner und mittelständischer Unternehmen. Umfassende ERP-Lösungen aus der Cloud für Großunternehmen sind nach wie vor Zukunftsmusik - und werden es wohl auch noch geraume Zeit bleiben.

"Bisher hat noch kein Großunternehmen eine Cloud-Lösung für ERP im Einsatz", schreiben die Gartner-Analysten Denise Ganly und Michael Montgomery im aktuellen "HypeCycle ERP". "Der Grund dafür ist, dass bisher noch kein Anbieter ein Cloud-basiertes ERP-System liefern kann, das die Anforderungen eines Großunternehmens im Hinblick auf Funktionalität und Leistungsumfang erfüllt."

Denn die neuen Cloud-ERPs, die per SaaS ausgeliefert werden, haben noch entscheidende Einschränkungen. So ist Business ByDesign als integrierte Lösung auf die Anforderungen kleiner und mittlerer Unternehmen bis 500 Mitarbeiter zugeschnitten - oder als Filialsystem in zweistufigen ERP-Szenarien (On-Premise-Installation in der Zentrale, SaaS-ERP in Niederlassungen) geeignet. Ebenso ist Microsoft Dynamics NAV, das künftig auch als Cloud-Version nutzbar sein soll, eher für kleinere Unternehmen geeignet. Zwar sagt Microsoft-Manager Jochen Wießler, der als Director Business Solutions für das ERP-Geschäft von Microsoft in Deutschland verantwortlich ist: "Wir differenzieren bei unseren ERP-Systemen nicht nach Unternehmensgröße, sondern nach Anforderungsszenarien." Doch das heißt letztlich nichts anderes, als dass Dynamics NAV nicht eben auf den Bedarf international agierender Unternehmen ausgerichtet ist und eher die Anforderungen von Firmen mittlerer Größe erfüllen wird.

Das leistungsstärkere ERP-System von Microsoft, Dynamics AX, das auch die Anforderungen von Großunternehmen erfüllt, wird es laut Wießler in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht als Cloud-Version geben. Gleiches Bild bei Oracle: Zwar sind Cloud-fähige Fusion Apps, deren Funktionsumfang im ERP-Bereich schwer einzuschätzen ist, für verschiedene Einsatzbereiche erhältlich. Nach Auskunft von Manager Krishnan gibt es jedoch bei Oracle derzeit keine Pläne, die einst von Oracle akquirierten vollwertigen ERP-Systeme Peoplesoft oder JD Edwards in die Cloud zu bringen.

Und auch SAP wird seine Business-Suite nach Aussage eines Sprechers nicht komplett in die Cloud heben. Zwar hat SAP in jüngster Zeit eigene Cloud-Applikationen wie Sales OnDemand (CRM und Collaboration), CarbonImpact OnDemand (Nachhaltigkeit), Sourcing OnDemand (Beschaffungsprozesse) und Travel OnDemand (Reisekostenabrechnung) entwickelt. Die OnDemand-Module erweitern allerdings lediglich lokal installierte ERP-Systeme. Sie liefern zusätzliche Funktionen, die klassische On-Premise-ERP-Systeme nicht oder nicht in der gewünschten Tiefe enthalten - anders als Business ByDesign, das als eigenständige SaaS-Lösung eine On-Premise-Installation ersetzt.

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