Die Fingerabdrücke schlagen den Augenblick um Längen

23.11.2000
Die Szenen beeindrucken immer wieder: Der Held starrt intensiv auf die Panzertür, ein kleiner grüner Laser wandert über die Iris und mehrere Tonnen Stahl gleiten wie von Zauberhand zur Seite. Dies ist allerdings nicht mehr nur Science Fiction, sondern inzwischen schon ein knallharter Markt, der in den nächsten Jahren durchaus Umsätze verspricht.

Der Name dieses futuristi- schen Marktes hat auch einen ebensolchen Namen. "Biometrische Identifikationssysteme" heißt das Schlagwort. Laut einer Studie von Marktforschungsunternehmen Frost & Sullivan soll dieses Wirtschaftssegment im Jahr 2006 rund 158,9 Millionen Dollar allein in Europa schwer sein. Der wichtigste Treiber für dieses Segment ist wie so oft E- und M-Commerce. Die Menschen fordern eben mehr Sicherheit für diese Bereiche.

Noch ist der Massenmarkt in Europa nicht erschlossen, aber die Anbieter, so Frost & Sullivan, stünden kurz davor. Biometrische Sicherheitslösungen werden in so gut wie allen Bereiche des täglichen Lebens Einzug halten, sei es als Zugangsberechtigung in der Arbeit oder in die eigene Wohnung oder als Ersatz für die Geheimnummer der Kreditkarte. Dennoch: Um diese Wachstumsaussichten voll auszuschöpfen, müssen die Anbieter ausgereiftere Techniken bieten, die Akzeptanz in der Bevölkerung muss steigen und vor allem die Fehlerquote verringert werden. Wünschenswert wäre die Einführung einer allgemein gültigen Schnittstelle (Application Programming Interface - API). So könnten Software-Hersteller die biometrischen Lösungen in größere Projekte integrieren. Und dies wiederum treibt den Markt voran, so die Marktforscher.

Im Jahr 1999 wurden von den europäischen Anbietern biometrischer Lösungen insgesamt 32,8 Millionen Dollar generiert. In diesem Jahr sieht Frost & Sullivan eine Steigerung von rund 30 Prozent und einen Umsatz von 42,7 Millionen Dollar. Der Markt soll bis 2006 kontinuierlich jedes Jahr um zwischen 20 und 30 Prozent wachsen.

Umsatz in Deutschland sinkt um 20 Prozent

Knapp die Hälfte aller biometrischen Lösungen sollen im Jahr 2006 in den Sektor Fingerabdrucktechnik fallen. Dies ist bei weitem der größte Teil am Umsatzkuchen. Hoffnungsvolles Talent ist dabei der Fingerprint-Chip. Die Auguren erwarten, dass die Leistungsfähigkeit dieser Chips weiter steigt und gleichzeitig ihre Stromaufnahme sinkt. Nach der Prognose sind 0die Stimmerkennungssysteme das zweitbeste Pferd im Stall der Biometrie-Hersteller. Danach kommt die Handerkennung, knapp gefolgt von der Gesichtserkennung. Obwohl die Erkennung der Augen in den futuris- tischen Filmen immer sehr beeindruckend aussieht, geben die Prognosen von Frost & Sullivan diesem Segment im Jahr 2006 nur fünf Prozent Anteil am Gesamtumsatz. Das Schlusslicht bildet die Unterschriftenzertifizierung.

Deutschland gilt als wichtigste Absatzregion in Europa. Rund 40 Prozent aller Umsätze wurden 1999 hierzulande generiert. Bis zum Jahr 2006 wird dieser Anteil aber auf 26 Prozent sinken, da laut Frost & Sullivan die anderen europäischen Länder stark aufrüsten werden. Vor allem Authentifikation, Zugangskontrolle und Überwachung sollen hier die boomenden Teilmärkte sein.

Frost & Sullivan vermutet, dass sich zunächst vor allem Mobilfunkanbieter um die ersten Plätze der Biometrie-Anwender streiten werden. Der Grund: Die Marktforscher sehen komplementäre Technologien wie Smartcards und Mobiltelefone als Antreiber für biometrische Anwendungen. Ein Vorreiter der neuen Technologie, so Frost & Sullivan, wird auf jeden Fall der japanische Konzern Sony sein. Dieser wird dann schon den Markt für andere öffnen. (gn)

www.frost.com

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