Die gemeinsame Basis nicht nur für Software-Entwicklung nutzen

27.04.2000
Kleinere Unternehmen vernachlässigen die Pressearbeit und den Kontakt zur Öffentlichkeit. Ursache sind die oft hohen Kosten. Ein Ausweg ist eine gemeinsame Agentur für mehre kleinere Unternehmen.

Wer sein Unternehmen in der Öffentlichkeit präsentieren will, wird früher oder später bei einer PR-Agentur landen. Diese macht ihm ein Angebot, berät und legt einen Vertrag vor. Hier beginnen die Probleme für kleinere Unterneh-men. Zum einen sprengen die Angebote oft das dafür vorgesehene Budget, zum anderen kann der ungeduldige Kunde keine unmittelbaren Erfolge erkennen: Zum Beispiel steigt der Umsatz nicht wie erwartet, oder die Firma wird nicht so schnell bekannt wie erhofft.

Eigene PR-Abteilung für mehrere Partner

Als die Vectorsoft GmbH, damals ein Datenbankentwickler mit vier Beschäftigten in Heusenstamm, 1986 begann, ihre Öffentlichkeitsarbeit in professionelle Hände zu geben, nahm sie zunächst das Angebot einer Agentur an, das mit der Zeit die Ernüchterung brachte, dass die Agentur nicht ausreichend auf die IT-Branche spezialisiert war. Da auch die meisten Vertriebspartner des Unterneh-mens noch keine Public Relations betrieben beziehungsweise sich mit dem Thema noch nicht beschäftigten, entstand die Idee: Vectorsoft gründet eine eigene PR-Abteilung und teilt das Know-how mit den Vertriebspartnern. Schnupperangebote mit kurzen Laufzeiten sollten den Partnern den Einstieg in die Öffentlichkeitsarbeit erleichtern. Für eine monatliche Pauschale teilten sich die Partner "ihre PR-Fachkraft. Die Mitarbeiter verfassten Pressemit-teilungen, und ihre Kontakte kamen allen Partnern gleicher-maßen zugute.

Vectorsoft beschäftigt heute 42 Mitarbeiter, die Inhouse-Agentur ist auf drei Berater gewachsen und betreut 13 ständige PR-Partner. Dazu kommen Verträge speziell für Messen. Geplant ist, dass sich der Unternehmensbereich weiter verselbständigt. Dafür firmiert man seit einigen Monaten unter dem Namen "PR-kreativ. Zudem wird mit dem Aufbau des Bereichs "Vectorweb für Mutterhaus wie Partner der Internet-Auftritt forciert. Ein Webmaster übernimmt die grafische Gestaltung, meldet die Domains an und verwaltet sie, während sich das Trio der PR-Abteilung um die inhaltliche Konzeption und die Texterstellung kümmert.

Skeptiker wurden vom Er-folg der PR-Arbeit überzeugt

"In der Anlaufphase schlug sich die PR-Arbeit nicht in barer Münze nieder. Erschwerend kam hinzu, dass einigen der für die Anlaufzeit notwendige Atem fehlte. Zu viel wurde innerhalb zu kurzer Zeit erhofft, Unverständnis und Miss-trauen gegenüber PR konnten nur langsam abgebaut werden, sagt Constanze Stein, PR-Mitarbeiterin der Vectorsoft GmbH. Die Vertriebspartner seien heute vom Nutzen der Öffentlichkeitsarbeit fest überzeugt und hätten sich in ihrer Fachpresse einen Namen erkämpft, meint die PR-Mitarbeiterin.

Einer der hartnäckigsten Skep-tiker, Hans Joachim Ewald von NTS Software in Heppenheim, gesteht: "Wir sind diejenigen gewesen, die das Ganze zu Beginn insgeheim belächelt haben. Doch als langjähriger Partner von Vectorsoft wollten wir unsere Unterstützung bei diesem Projekt nicht verweigern. Nach drei Jahren können wir sagen: Wir haben wie kaum ein anderer davon profitiert und deshalb als erste den bestehenden Vertrag erweitert und unsere Anzeigenplanung in die Hände der Agentur gegeben.

Nach Angaben der GPRA (Gesellschaft Public Relations Agenturen), erzielten ihre Mitglie-der 1999 eine Steigerung des Umsatzes von 18,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Besonders in der boomenden IT-Branche ist Fach-personal - auch bei Public Relations - Mangelware. Der Versuch, PR-Fachleute ans eigene Haus zu binden und mit gleichgesinnten Partnern zu teilen, ist bei Vectorsoft gelungen, stellt Constanze Stein fest. Doch eins sei klar: Ohne den festen Willen zum Erfolg und eine Anlaufphase von mindestens zwei Jahren seien solche Projekte von vornherein zum Scheitern verurteilt. (kw) www.vectorsoft.de

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