Die Jagd ist eröffnet: Tally nimmt Laserdruckermarkt ins Visier

18.04.2002
Der neue Chef drückt aufs Gaspedal: Bengt Stahlschmidt will das Image des Druckerherstellers Tally entstauben. Mit neuem Selbstbewusstsein präsentiert sich die Firma am Markt. Der Spezialist für Zeilen- und Nadeldrucker will jetzt auch Bewegung in den Laserdruckermarkt bringen.

Bengt Stahlschmidt war früher Geschäftsführer von Minolta-QMS, heute ist er Vorstand beim Konkurrenten Tally. Der Posten ist zwar besser, doch das Image des Arbeitgebers auch deutlich angestaubter: Irgendwie ist Tally im deutschen Druckermarkt schon mit dabei, hinkt der Entwicklung aber meistens hinterher, sagt man jedenfalls so in der Branche. Das soll sich ändern, und zwar schnell. Stahlschmidt nennt das "die eingefahrenen konservativen Strukturen den dynamischen Marktgegebenheiten anpassen".

Fünf Jahre Vor-Ort-Garantie gibt es nur bei Tally

Einen Vorgeschmack, wie das in der Praxis aussehen könnte, hat Stahlschmidt der Branche schon zu Jahresbeginn gegeben. Während die anderen nämlich noch laut über Sinn und Zweck der gesetzlichen Gewährleistungsfrist nachdachten und noch lauter über deren Umsetzung lamentierten, ging Stahlschmidt mit bübischem Grinsen in die Offensive: "Wir bieten als einziger Hersteller im deutschsprachigen Raum eine Fünf-Jahres-Vor-Ort-Garantie für Farblaserdrucker", verkündete er damals. Verknüpft wurde die Garantie mit weiteren Angeboten wie dem Toner-Service: Dabei wird die kontinuierliche Versorgung des Kunden mit Toner und auch die Entsorgung des Verbrauchsmaterials sichergestellt.

Der Vorstoß kam bei Kunden, Händlern und Distributoren gut an, berichtet der Manager: "Es gingen viermal so viele Anfragen ein, wie ursprünglich erwartet, die Partner haben entsprechend große Stückzahlen bestellt." Man habe die Absatzzahlen innerhalb kürzester Zeit nahezu verdoppelt. Damit ist Stahlschmidt seinem Ziel ein Stück näher gekommen: "Wir wollen unseren Marktanteil bei Farblaserdruckern im deutschsprachigen Raum verdreifachen." Derzeit hat Tally zwischen zwei und drei Prozent, sechs sollen es werden.

Passend zum neuen Firmenmotto "Die Jagd beginnt" drückt der neue Vorstand auch beim Marketing auf die Tube: Neuerdings ist Tally offizieller Sponsor des Teams "Abt Sportsline" bei der Deutschen Tourenwagen Masters. "Tally und das Team verbindet nicht nur der gemeinsame Standort im Süden Deutschlands, sondern vor allem die Tatsache, dass beide gegen eine scheinbar übermächtige Konkurrenz ins Rennen gehen und mit viel Power eine Position auf den vorderen Rängen anstreben."

Auch intern tut sich einiges: Primär die Kommunikation und aktive Arbeit mit den Distributoren soll verbessert werden; im Gegensatz zu früher wird für die Betreuung ein Mitarbeiter pro Distributor abge-stellt. Das Fachhandelsprogramm wurde erweitert, um neue Partner zu gewinnen: "Laserdrucker haben wir schon länger im Portfolio, bislang fehlte uns aber der Kanal dafür", gibt Stahlschmidt zu. Sein Ziel: "Jeder Kunde soll im Umkreis von 70 Kilometern einen Tally-Partner finden können." Der Manager weiß, worauf die Fachhändler Wert legen: "Unsere Marge ist deutlich höher als bei den anderen."

In diesem Jahr werde sich auch bei den Produkten noch einiges tun, verspricht er: "Wir werden die Palette nicht ablösen, sondern erweitern, denn wir möchten den Partnern künftig eine komplette Produktrange anbieten." Gegen Hewlett-Packard und Minolta-QMS komme man wohl nicht so schnell an, dennoch sei das ein Angriff auf breiter Front: "Wir kämpfen gegen alle, die im Farblaserbereich sind", so Stahlschmidt. "Wir sind vielleicht etwas kleiner als einige unserer Wettbewerber, aber wir werden es den Großen schon zeigen."

Lesen Sie zum Geschehen im Druckermarkt auch unser "Thema der Woche" ab Seite 38.

www.tally.de

ComputerPartner-Meinung:

Ob man Tally den großen Sprung im Laserdruckermarkt nun zutraut oder nicht: Der neue Mann an der Spitze ist genau das, was dem Hersteller gefehlt hat. Mit seiner frechen und provokanten Art sorgt Stahlschmidt sicher für neue Motivation bei den Mitarbeitern - und auf jeden Fall für einen höheren Bekanntheitsgrad der Marke. (mf)

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