Die Krise begann für Actebis' Eigenmarken bereits 2000

28.02.2002

Vergangene Woche verkündete Actebis offiziell das Aus für die Desktop-PCs und Server der Eigenmarken Targa und Peacock. Die Händler sind sauer, die Mitarbeiter frustriert, Wettbewerber freuen sich bereits auf neue Kunden und blicken frohgemut in die Zukunft - wieder ein Kontrahent weniger. Die Gründe für diesen rigorosen Einschnitt: Actebis-Chef Michael Urban sieht für die B-Brands im harten PC-Geschäft keine Chance mehr (siehe dazu auch Artikel auf Seite 14). Außerdem dürften die Soester im vergangenen Jahr im Geschäft mit den Desktop-Eigenmarken draufgezahlt haben, denn auch die A-Brands waren aufgrund der Absatzflaute preisaggressiver unterwegs als gewöhnlich. Offiziell hieß es aus Soest dazu: "Die Serienfertigung von Desktop-PCs und Servern in mittleren Stückzahlen ist in Deutschland nicht mehr profitabel realisierbar."

Actebis' Argumentation ist nach dem Krisenjahr 2001 schlüssig und macht Sinn - zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick muss man aber festhalten, dass Urban einen Teil der Misere selbst verschuldet hat. Denn bereits 2000 steckten die Eigenmarken des Distributors in der Krise. Der Actebis-Chef versuchte damals, mit einer Strategieänderung das Ruder herumzureißen. Für die bekanntere und selbst an der Endkundenfront etablierte Marke Peacock hieß das: raus aus dem Consumer-Kanal, rein ins B2B-Geschäft.

Die damalige Fachhandelsmarke Targa, vom Endkunden bis dato (wenn überhaupt) nur als ein No-Name unter vielen registriert, sollte plötzlich ausschließlich über Retailer wie Expert, Karstadt oder Saturn den Endverbraucher adressieren. Diese Entscheidung des Actebis-Chefs löste intern heftige Diskussionen aus, extern reagierten Kunden und Branchenkenner mit Kopfschütteln und Unverständnis. Die Wenigsten konnten oder wollten diesen Sinneswandel nachvollziehen.

Heute ist klar: Für die Desktop-PCs der Eigenmarken hat sich der Richtungswechsel nicht ausgezahlt - im Gegenteil. Erfolgreich waren dagegen im vergangenen Jahr die Targa-Notebooks. O-Ton Michael Urban: "Wir haben mit den Targa-Laptops Geld verdient."

Bei anderen Produktbereichen der Eigenmarken hat Urban dagegen kein glückliches Händchen bewiesen: Zu viele - zum Teil auch unverständliche - Entscheidungen haben Händlern und Mitarbeitern die Motivation für dieses Geschäft genommen. Wen wundert#s, wenn viele Actebis- und Peacock-Kunden jetzt, nachdem auch noch die PCs und Server eingestampft werden, endgültig die Nase voll haben.

Das Vertrauen in die B-Brands ist dahin: Nach der jüngsten Entscheidung aus Soest wollen sich zahlreiche Wiederverkäufer, die nach wie vor aktiv Desktop-PCs verkaufen, lieber wieder in Richtung A-Brands orientieren. Verdenken kann man es dem Handel kaum, denn dort hat er eine gut positionierte und stabile Marke, den entsprechenden Support und mittlerweile auch Preispunkte, die den richtigen Nerv beim Endkunden treffen. Zu wundern braucht sich Actebis also nicht, wenn jetzt viele Kunden aus dem Eigenmarkengeschäft abspringen.

Cornelia Hefer

chefer@computerpartner.de

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