Die Marktchancen stehen nicht schlecht: Solid State Disk als Massenspeicher

25.04.1997
MÜNCHEN: Die Geschwindigkeit von Prozessoren ist in den letzten Jahren bis zu 100 Prozent pro Jahr gestiegen. Im gleichen Zeitraum gelang es den Entwicklern, die Zugriffsgeschwindigkeit von Festplatten um jährlich etwa nur fünf Prozent zu verbessern. Das Resultat ist eine wachsende Leistungslücke insbesondere bei High-end-Systemen. Um sie zu schließen, werden neuerdings auf DRAMs basierende Massenspeicher, sogenannte Solid State Disks, eingesetzt.Das Konzept der Solid State Disk (SSD) ist nicht neu. Bereits seit mehreren Jahren werden SSDs als Speichermedium in Bereichen eingesetzt, die aufgrund ihrer speziellen Anforderungen von Festplatten nicht oder nur ungenügend abgedeckt werden. Der Bedarf steigt kontinuierlich. Als Marktführer hat sich inzwischen Quantum mit einem Marktanteil von mehr als 50 Prozent etabliert. Bob Christ, zuständiger Produkt Marketing Manager, nennt als Hauptargument für SSDs die Leistungsexplosion bei Prozessoren: "Während die Leistungsfähigkeit von Festplatten nur um fünf bis sieben Prozent pro Jahr verbessert wird, wird die Prozessorleistung nahezu verdoppelt. Solid State Disks überbrücken die wachsende Lücke zwischen den Leistungsanforderungen des Hostrechners und der Leistungsfähigkeit von Festplatten und optimieren so die Produktivität des Gesamtsystems und der darauf laufenden Anwendungen."

MÜNCHEN: Die Geschwindigkeit von Prozessoren ist in den letzten Jahren bis zu 100 Prozent pro Jahr gestiegen. Im gleichen Zeitraum gelang es den Entwicklern, die Zugriffsgeschwindigkeit von Festplatten um jährlich etwa nur fünf Prozent zu verbessern. Das Resultat ist eine wachsende Leistungslücke insbesondere bei High-end-Systemen. Um sie zu schließen, werden neuerdings auf DRAMs basierende Massenspeicher, sogenannte Solid State Disks, eingesetzt.Das Konzept der Solid State Disk (SSD) ist nicht neu. Bereits seit mehreren Jahren werden SSDs als Speichermedium in Bereichen eingesetzt, die aufgrund ihrer speziellen Anforderungen von Festplatten nicht oder nur ungenügend abgedeckt werden. Der Bedarf steigt kontinuierlich. Als Marktführer hat sich inzwischen Quantum mit einem Marktanteil von mehr als 50 Prozent etabliert. Bob Christ, zuständiger Produkt Marketing Manager, nennt als Hauptargument für SSDs die Leistungsexplosion bei Prozessoren: "Während die Leistungsfähigkeit von Festplatten nur um fünf bis sieben Prozent pro Jahr verbessert wird, wird die Prozessorleistung nahezu verdoppelt. Solid State Disks überbrücken die wachsende Lücke zwischen den Leistungsanforderungen des Hostrechners und der Leistungsfähigkeit von Festplatten und optimieren so die Produktivität des Gesamtsystems und der darauf laufenden Anwendungen."

Quantum sieht drei Kategorien von Einsatzgebieten für Solid State Disks:

- Direkte umsatzgenerierende Anwendungen (Finanzdienstleistungen, World Wide Web Server, in der Telekommunikation etc.)

- Service-orientierte Anwendungen mit Ziel einer hohen Kundenzufriedenheit (Bestellannahme-Systeme, Transport- und Logistiksteuerung etc.)

- zeitkritische Software-Anwendungen (bei der Software-Entwicklung, Video/Multimedia, CAD/CAM etc.)

Neben diesen Anwendungen werden Solid State Disks ebenfalls in Bereichen eingesetzt, bei denen eine extrem hoher Schock- und Vibrationsfestigkeit notwendig ist. Ein Beispiel ist die Fahrzeugtechnik, wo Festplatten aufgrund Ihres mechanischen Aufbaus und der damit verbundenen Empfindlichkeit nur bedingt einsetzbar sind. Das der Einsatz der Solid State Disk in der Vergangenheit nur wenigen Anwendern vorbehalten war, liegt an den im Vergleich zur Festplatte extrem hohen Kosten pro Megabyte.

Preisentwicklung bei DRAMs entscheidet über neue Märkte

Der dramatische Preisverfall bei Speicherchips im Jahr 1996 hat die Preisdifferenz zwischen Festplatten und Solid State Disks deutlich reduziert. Die massive Überproduktion an Speicherchips hatte nach Angaben von Distributoren dazu geführt, daß Chip-Preise teilweise auf 20 Prozent des Jahresanfangspreises gesunken sind. Experten führen die Überproduktion auf die nach wie vor verhaltene Akzeptanz von Windows 95 zurück. Chip-Produzenten hatten erwartet, daß mit Windows 95 die Nachfrage nach Hauptspeichererweiterungen deutlich stärker ansteigt als letztlich eingetreten.

Jürgen Stelter, Account Executive Sales bei Quantum Deutschland, sieht in der Preisreduktion nicht die Hauptursache für die steigende Nachfrage nach Solid State Disks. "Ausschlaggebend sind neue aufwendige Software-Anwendungen, sonst wäre die Steigerung bei der Nachfrage deutlicher ausgefallen."

Erich Herter, Geschäftsführer der MRT micro GmbH Deutschland, sieht dagegen bessere Marktchancen für seine IntraDisk-Solid-State-Produkten durch sinkende Preise: "Solid-State-Speicher waren lange Zeit zu teuer, kaum verfügbar und oft auf Mainframe-Umgebungen beschränkt. Heute können wir diese Technik nicht nur zu einem akzeptablen Preis anbieten, sondern sie auch für die individuellen Anforderungen unserer Kunden maßschneidern."

Einig sind sich beide, daß der Hauptumsatz im OEM- und VAR-Geschäft gemacht wird. Beispielsweise in Zusammenhang mit RAID-Systemen. Den Umsatz im Fachhandels-/Distributionsbereich beziffert Jürgen Stelter von Quantum aktuell auf zehn Prozent. Das Solid State Disks trotz Preisreduktionen in absehbarer Zeit noch kein Produkt für den Massenmarkt sind, bestätigt auch Heinz Jonschig, technischer Berater bei MRT. "Eine Solid State Disk mit einem Gigabyte schlägt heute immer noch je nach Ausstattung mit 50.000 bis 100.000 Mark zu Buche. Sie ist nur dort sinnvoll einsetzbar, wo jede Sekunde Rechenzeit Geld kostet. In Rechenzentren beispielsweise werden sich die Kosten aufgrund der deutlichen Geschwindigkeitsvorteile gegenüber der Festplatte sehr schnell amortisieren." Selbst bei zukünftig sinkenden Preisen sieht er Solid State Disks nicht als Alternative zur Festplatte, sondern als sinnvolle Ergänzung. Das belegen auch Studien, die von der Princeton University und von Digital durchgeführt wurden. Typischerweise entfallen demnach 80 Prozent aller Speicherzugriffe auf nur 20 Prozent der gespeicherten Daten. Mehr als 50 Prozent aller Zugriffe sogar nur auf drei Prozent. Allein die Speicherung dieser Daten auf einer Solid State Disk würde, laut Heinz Jonschig, ausreichen die Leistungsfähigkeit vieler Rechnersysteme enorm zu erhöhen.

Überzeugt hat Quantum mit dieser Argumentation kürzlich ECCS Inc., einen der führenden US-amerikanischen Hersteller von RAID-Systemen. Die zum Einsatz kommenden 3,5-Zoll-Laufwerke ESP3013 und ESP1326 mit 134 beziehungsweise 268 Megabyte erlauben einen Durchsatz von bis zu 5.000 Datenzugriffen pro Sekunde bei einer Datentransferrate von mehr als 13 Megabyte pro Sekunde. Neben der hohen Leistungsfähigkeit war nach Aussage von David Boyle, Vize-Präsident Vertrieb und Marketing bei ECCS, die einfache Integration von Solid State Disks in bestehende Rechnersysteme bei der Produktion als auch im Feld ein entscheidender Faktor.

Prognosen zur Marktentwicklung noch vage

Die Leistungsexplosion bei Prozessoren versetzt immer mehr Workstations in die Lage Mainframe-Anwendungen zu bearbeiten, während PCs verstärkt Workstation-Aufgaben übernehmen. Der Bedarf an extrem schnellen Massenspeichern wird mit Multimedia-Anwendungen früher oder später auch den Massenmarkt erreichen.

In welchem Umfang Solid State Disks Einzug in zukünftige Rechner-systeme halten, liegt daher in den Händen der Halbleiterhersteller. Der Preiskollaps des letzten Jahres zwingt die Halbleiterhersteller zum Handeln. Nach Informationen, die Dataquest Ende März veröffentlichte, haben sich führende Halbleiterhersteller inzwischen auf eine Reihe von Maßnahmen geeinigt. Verstärkte Kooperationen in der Entwicklung und in Form von Joint-ventures soll die hohen Investitionskosten senken und somit die Wirtschaftlichkeit bei der DRAM-Produktion erhöhen. Erste Auswirkungen der neuen Produktpolitik sind bereits zu spüren. Die Preise von Speicherchips zogen im Frühjahr wieder spürbar an.

Dennoch, eine deutliche Erholung des Halbleiter-Marktes, zusammen mit einer kontinuierlich ansteigenden Nachfrage und neuen stabilen Preisen wird erst für das Jahr 1998 erwartet.

Die Einschätzung des Solid-State-Disk Marktes ist daher nicht unproblematisch. Eine Prognose der Peripheral Strategies Inc. erwartet eine Steigerung des weltweiten Umsatzes von SSD-Produkten von 75 Millionen Dollar in 1995 auf etwa 300 Millionen Dollar in 1998.

Basierend auf diesem Report prognostizieren die Analysten die größten Zuwachsraten im Video/Multimedia-Umfeld. Während 1995 nur vier Prozent der Solid State Disks in diesem Bereich eingesetzt wurden, werden es 1998 voraussichtlich bereits 40 Prozent sein. (sd)

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