Die Netzanbieter haben Ihre liebe Not mit den Prepaid-Kunden

15.02.2001
Die Mobilfunkanbieter in Deutschland erlebten 2000 als das fetteste Jahr seit Erfindung des Handys: Fast 60 Prozent der Bundesbürger haben inzwischen eins. Dennoch sind die Ergebnisse der Anbieter nicht so rosig, wie die Kundenzahlen es vermuten lassen.

Als das vergangene Jahr zu Ende ging, hatten laut Angaben der Mobilfunkanbieter 47,9 Millionen Bundesbürger ein Handy in der Tasche. Das ist inzwischen eine Durchdringungsrate von 58,56 Prozent der deutschen Bevölkerung. Das heißt: Mehr als jeder zweite Deutsche telefoniert inzwischen mobil. Nicht genug, geht es nach Mobilcom-Chef Gerhard Schmid, so wird unter der Flagge von UMTS jeder Bundesbürger im Schnitt mehr als ein Handy besitzen. Allein im vierten Quartal 2000 konnten die vier Keyplayer T-Mobil (D1), Mannesmann (D2), E-Plus (E1) und Viag Interkom (E2) 7,12 Millionen Kunden für sich gewinnen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 1999 schlossen insgesamt rund 9,5 Millionen Kunden einen Vertrag ab. Die beiden Netze D1 und D2 liefern sich dabei im Moment ein Kopf-an-Kopf-Rennen, zumindest was die Netzteilnehmer angeht (siehe Tabelle).

So rosig, wie diese Zahlen die Situation für die Netzanbieter erscheinen lassen, ist die Lage allerdings nicht. Denn die neuen Kunden wurden von jedem einzelnen Keyplayer teuer eingekauft. Und die Anbieter zahlen drauf - vor allem bei den Geräten mit Prepaid-Karten. Der Anteil der Kunden, die sich gegen einen Langzeitvertrag und für die Unabhängigkeit einer Prepaid-Karte entscheiden, liegt bei drei der vier Key-player bei rund 50 Prozent bei E-Plus sind es fast 70 Prozent.

Für den Kunden haben die Prepaidangebote Xtra (D1), Callya (D2), Free&Easy (E1) und Loop (E2) auf jeden Fall Vorteile. Das Handy ist stark gesponsert, mit dabei ist meistens ein Gesprächsguthaben, und man kann jederzeit ohne Probleme aussteigen. Die Anbieter haben im 2000 gerade mit dem Unterschreiten der Schmerzgrenze von 100 Mark den Handyboom ausgelöst.

Dass die Anbieter bei Prepaid draufzahlen hat vor allem zwei Gründe. Die gesponserten Handys werden per SIM-Lock an die dazu gehörende Karte gebunden. Kein Grund für viele, auf den Weiterverkauf als normales Handy zu verzichten - der SIM-Lock wird einfach geknackt. Die Spezialisten von Xonio geben an, allein D1 habe im ersten Halbjahr 2000 dadurch einen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe erlitten.

Des Weiteren bringen die Prepaid-Kunden bei weitem nicht den Umsatz wie ein Kunde mit Zwei-Jahres-Vertrag. D1 nennt einen durchschnittlichen Rechnungsbetrag bei Vertragskunden von rund 90 Mark. Bei den Prepaids sind es allerdings nur rund 25 Mark. E-Plus nennt zwar keine Zahl, behauptet allerdings, etwas über dem D1-Wert zu liegen. Im Endeffekt ist die Rechnung der Mobilfunkanbieter nicht aufgegangen. Die Strategie Anfang letzten Jahres hieß: Wir basteln uns die Kundenbasis für UMTS. Dies war ein Grund, warum die Netzbetreiber Kunden auf Teufel komm raus akquirierten.

Nur: Auch in dieser Hinsicht haben die Prepaid-Kunden einen entscheidenden Nachteil. Sie können nicht als gesichertes Kundenpotenzial für die neue und - wie man ja weiß - investitionsschwere Technologie gewertet werden. Denn sie sind unzuverlässig, diese Prepaids. Jederzeit können sie abspringen. Der Geschmack der Kunden ändert sich ja bekanntermaßen ständig.

www.xonio.de

ComputerPartner-Meinung:

Masse ist nicht immer Klasse. Auch wenn die Prozentzahlen be-eindruckend sind, die Netzanbieter täten gut daran, nicht um jeden Preis Kunden auszuheben. (gn)

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