Die Prozessorgeneration für das Internet

03.04.1999

FELDKIRCHEN: Intels neues Flaggschiff, bislang unter dem Codenamen "Katmai" bekannt, heißt jetzt endgülig "Pentium III". Mehr als 70 neue Befehle sollen dem neuen Prozessor Flügel verleihen.Ab sofort steht der neue Pentium III in den Regalen. Über 70 neue Befehle sollen dem Prozessor zu ungeahnten Multimediafähigkeiten verhelfen. Damit sollen in Zukunft Spiele, Lernsoftware und eben alles, was mit Grafiken zu tun hat, schneller werden. Selbst Internet-Anwendungen sollen auf dem neuen Chip schneller und flüssiger ablaufen. Er unterstützt neue Komprimierungstechniken. Dadurch reduziert sich die Datenmenge.

Diese neuen Befehle werden als "Internet Streaming SIMD-Extensions" bezeichnet. SIMD steht dabei für "Single instruction multiple data", was bedeutet, daß ein Befehl auf eine Reihe von Daten angewendet wird. Dadurch läßt sich eine Menge Zeit sparen. Diese Befehle stehen in direkter Konkurrenz zu AMDs 3D-Now-Technologie. Allerdings sind beide nicht kompatibel.

Die leidige Seriennummer

Einen weiteren Wermutstropfen hält Intel für alle Windows-95-Anwender bereit. Unter diesem Betriebssystem können die neuen Befehle nicht genutzt werden. Der Pentium III verhält sich jetzt wie ein Pentium II, er ist nur teurer. Microsoft will daran auch nichts ändern. "Für Windows 95 ist kein Update für den Pentium III geplant", lautet die schlichte Auskunft des Softwarekrösus. Windows 98 trägt den Pentium III zwar nur als Pentium II in der Systemsteuerung ein, kann aber die neuen Befehle nutzen. Mit dem in Kürze erhältlichen "Servicepack 1" soll auch der Name des Chips in der Systemsteuerung erscheinen. Unter NT 4.0 braucht man das "Servicepack 4" und einen Treiber von Intel. Dann läßt sich der Pentium III mit allen neuen Befehlen verwenden.

Ein Feature des neuen Prozessors sorgt für ziemlich viel Wirbel. Jeder Pentium III enthält eine elektronisach abfragbare Seriennummer. Laut Intel soll sie Internet-Anwendungen sicherer machen. Zum Beispiel soll diese Nummer beim Online-Banking abgefragt werden können. Aber mit einer Seriennummer, die sich per Fernabfrage ermitteln läßt, könnte auch Schindluder getrieben werden. Beim Aufrufen von irgendwelchen Internetseiten ließe sich auch diese Nummer abfragen. Dann könnten findige Internetbetreiber in kurzer Zeit ein Anwenderprofil erstellen und Werbung effektiv an den gewünschten Kundenkreis elektronisch verteilen. Laut Intel läßt sich die Seriennummerfunktion deaktivieren. Beim Kauf eines neuen PCs sei die Seriennummer deaktiviert. Nur auf Wunsch des Kunden soll diese Funktion in Kraft gesetzt werden. Comtech-Sprecher Stefan Schanz bestätigt diese Aussage. "Bei unseren Boards muß zur Aktivierung der Seriennummer ein Jumper gesetzt werden."

Mit riesigem Werbeaufwand versucht Intel, seinen neuen Pentium III zu vermarkten. Es gibt kaum einen Sender, auf dem kein Werbespot für das neue Flaggschiff läuft. Ganz klar will Intel seinen stärksten Konkurrenten AMD in die Schranken weisen. Denn der hat besonders im Low-Cost-Segment gewaltig aufgeholt. (siehe ComputerPartner 7/99 Seite 88). Der neue Befehlssatz des Pentium III ist inkompatibel zur 3D-Now-Technologie von AMD. Das bedeutet: Softwarefirmen müssen sich entscheiden, ob sie die Rechenpower des Intel-Chips unterstützen oder ihre Software an den K6-III anpassen.

"Der Markt wird entscheiden , welche Software demnächst die Nase vorn hat." ließ Hans-Jürgen Werner, Technical-Programs-Manager bei Intel Deutschland in Feldkirchen, gegenüber ComputerPartner verlauten. Ganz klar sieht Eckhart Baum, Leiter Technisches Marketing, die Situation: "Zu Weihnachten wird der Pentium II nur noch eine untergeordnete Rolle im Markt spielen. Fast jeder neuverkaufte PC wird von einem Pentium III angetrieben."

Allerdings ist der neue Chip zur Zeit noch recht teuer. Während die 450-MHz-Version 496 Dollar (bei Abnahme von 1000 Stück) kostet, schlägt die 500-MHz-Version, ebenfalls bei Abnahme von 1000 Stück, mit 696 Dollar zu Buche. AMD ist nicht bescheidener. Der direkt gegen den Pentium III gerichtete K6-III-450 ist nämlich bei gleichen Stückzahlen mit 476 Dollar nur 20 Dollar billiger. (jh)

Intel hat den Pentium II mit mehr als 70 neuen Befehlen zum "III" aufgewertet.

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