Für jüngere Menschen ist es heute längst selbstverständlich, im Internet nach Informationen zu suchen, elektronisch zu kommunizieren und Entertainment-Angebote zu nutzen. Anwendungen wie Instant Messaging oder Internet-Telefonie haben aber eines gemeinsam: Sie setzen eine schnelle Breitband-Flatrate voraus. Wer nicht über einen dementsprechenden Zugang zum Web verfügt, landet im kommunikativen Abseits. Besonders betroffen von diesem Problem sind die ländlichen Regionen in Deutschland, in denen noch immer zahlreiche Breitbandlücken existieren. "Gerade in ländlichen Gebieten, in denen ohnehin eine schlechte Infrastruktur besteht, sind junge Menschen ohne Internet schlicht von der Welt abgeschnitten", stellt Bernd Rudolph von der Initiative gegen digitale Spaltung im Gespräch mit pressetext fest. Die Zahl der betroffenen deutschen Haushalte könne nur geschätzt werden. "Man nimmt an, dass zwischen 400 und 2.500 Kommunen im gesamten Bundesgebiet von diesem Problem betroffen sind. Ich glaube, dass eher die zweite Zahl zutrifft", so Rudolph.
Erst kürzlich hat eine repräsentative Studie des BITKOM bestätigt, dass mittlerweile neun von zehn Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren in Deutschland über einen Internetzugang verfügen. Eine weitere Untersuchung hat zudem das Verschicken von Sofortnachrichten, das Einstellen von Fotos, die Beteiligung an Diskussionsforen und online geführte Telefongespräche als beliebteste Online-Aktivitäten ausgewiesen. "Junge Menschen haben ein besonders starkes Bedürfnis, sich kommunikativ auszutauschen. Das Internet ist aufgrund seiner technischen Möglichkeiten geradezu prädestiniert für diesen Austausch", erklärt Rudolph. Dass viele ländliche Regionen in Deutschland nur über eine sehr schlechte oder über gar keine Breitbandversorgung verfügen, sei in dieser Hinsicht ein ernstzunehmendes Problem. "Da die Schule im Ort schon vor Jahren geschlossen wurde, sind unsere Kinder auf das Web angewiesen, um sich mit ihren Klassenkameraden auszutauschen. Ich finde es schlimm, dass so vor allem junge Menschen unter der digitalen Spaltung leiden", meint Rudolph.
Dieses Problem sei zwar inzwischen auch von der politischen Ebene bereits erkannt worden, man setzte aber auf die falsche Lösungsvariante. "Zur Schließung der Breitbandlücken vertraut man auf die Macht des Marktes, dem gegebenenfalls mit staatlicher Beihilfe nachgeholfen werden soll", schildert Rudolph. Die Initiative gegen digitale Spaltung halte von diesem Ansatz jedoch wenig. "Man darf sich in dieser Hinsicht nicht alleine auf den Markt verlassen, denn der versagt in vielen ländlichen Regionen seit Jahren", kritisiert Rudolph. Wirklich helfen würde vielmehr eine Definition von Breitbandinternet als Universaldienstleistung. "Wir fordern eine staatlich gesicherte Breitband-Grundversorgung für alle deutschen Bürger. Auf diese Weise könnte der Staat die Unternehmen zum Ausbau einer entsprechenden Internetverbindung zwingen", betont Rudolph. Die Kosten müssten diese dann in einem Umlageverfahren unter sich aufteilen.
Dass die Initiative mit dieser Forderung nicht alleine steht, zeige der Vergleich mit dem internationalen Umfeld. "Andere Länder haben Deutschland in diesem Zusammenhang noch einiges voraus. So hat die finnische Regierung erst vor wenigen Tagen einen Aktionsplan vorgestellt, der allen Bürgern bis 2010 einen Breitbandinternetanschluss garantieren soll", erläutert Rudolph. Gestärkt durch solche Entwicklungen werde man auch hierzulande weiterhin für eine gesetzlich geregelte Grundversorgung eintreten. "Die Frage nach dem Universaldienst ist für uns keine Frage des 'ob', sondern des 'wann'. Je eher, desto besser. Nicht nur, aber vor allem, für unsere jungen Menschen", so Rudolph abschließend. (pte) (wl)