Digitalisierung erweckt UE-Markt zu neuem Leben

29.11.2001
Mit zunehmender Digitalisierung weht ein neuer Wind in der Unterhaltungselektronik, nachdem der Branche jahrelang die Ideen ausblieben. Gleichzeitig verwischen die früher noch eng gesteckten Grenzen zwischen IT-, TV- und Foto-Fachhandel.

Als von Logitech bis Creative Labs immer mehr IT-Hersteller über den Tellerrand blickten und mit der Unterhaltungselektronikbranche liebäugelten, war die erste Reaktion: "Ja sind die denn alle vom wilden Affen gebissen? Ausgerechnet Unterhaltungselektronik, wo der Markt doch schon seit Jahren stagniert oder sogar rückläufig ist!"

Eine Studie von Focus Medialine unter Einbeziehung der Erhebung "Typologie der Wünsche" von Intermedia (TdWI) zeigt jedoch, dass die Unterhaltungselektronik gerade dabei ist, die Talsohle zu überwinden. Dies verdankt sie der zunehmenden Digitalisierung sowie den vielen IT-Herstellern, die jetzt in dieses branchenfremde Terrain vordringen und auch preislich neue Akzente setzen (siehe zu V7 auch den Beitrag auf Seite 70).

Die Digitalisierung kurbelt in fast allen Bereichen der Unterhaltungselektronik die Geschäfte an. Insgesamt wurden vergangenes Jahr im deutschen UE-Markt nach Angaben des Branchenverbandes GfU 18,84 Milliarden Mark umgesetzt. Laut TdWI 2001/02 wollen sich 29 Prozent der Deutschen in den nächsten zwei Jahren neue UEWaren zulegen. Angeführt wird die Wunschliste der Deutschen von DVD-Playern, Breitbild-Fernsehern und Camcordern.

Junge Leute fahren voll auf die Japaner ab

Dabei gehen die Wachstumszahlen von Breitbild-Fernsehern und DVD-Playern Hand in Hand. 1,8 Milliarden Mark wurden im vergangenen Jahr deutschlandweit mit Heimvideos umgesetzt, wobei VHS-Kassetten trotz rückläufiger Verkaufszahlen mit einem Volumen von 828 Millionen Mark noch immer den Löwenanteil darstellten. Doch der Substitutionsprozess ist schon voll im Gang, und getragen wurde das Wachstum von 8,6 Prozent in erster Linie vom Verkauf von DVD-Filmen. Allein in der ersten Hälfte dieses Jahres wurden DVD-Titel in einem Gesamtwert von 303 Millionen Mark oder dreimal so viel wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres verkauft.

Starke Zuwächse erlebt auch der Markt für Spielehard- und -software sowie das Car-Audio-Segment Navigationssysteme. Laut Schätzung des ADAC soll sich die Zahl der mit einem Navigationssys-tem ausgerüsteten Kraftfahrzeuge in diesem Jahr auf knapp 1,2 Millionen in etwa verdoppeln.

Der Absatz von Hifi-Anlagen stößt angesichts eines hohen Sättigungsgrades immer noch an seine Grenzen. Nur etwa 4,3 Prozent der Deutschen sind bereit, für Hifi-Klang mehr als 3.000 Mark auszugeben. Stark gewachsen ist hingegen die Nachfrage nach MP3-Playern. Bis Ende 2003 sollen davon in Deutschland bereits mehr als zehn Millionen Geräte über die Ladentische gegangen sein. Noch wird der relativ junge Markt für MP3- und Mini-Disc-Player hauptsächlich von Teens und Twens besetzt, aber auch das könnte sich bald ändern.

Bei den konsumfreudigen jungen Leuten haben die Japaner noch immer die besten Schnitte. Grundig und Philips haben in letzter Zeit als Nummer zwei und drei wieder an Boden gewonnen, Marktführer bleibt aber Sony mit einem Anteil von rund 20 Prozent. Gut im Rennen ist auch die Marke Panasonic des japanischen Weltkonzerns Matsushita. Zu ihm gehört auch die Marke Technics, die heute nicht mehr eine so große Rolle spielt wie in den 70er- und 80er-Jahren. Pioneer punktet vor allem bei DVD-Rekordern und Plasmabildschirmen, ein Segment, in das auch Sharp immer mehr vorprescht.

Kooperationen spielen im Bereich Consumer-Electronics eine immer wichtigere Rolle. Typisches Beispiel ist die Verbundgruppe Electronic Partner, die mit mehr als 4.300 Mitgliedern zu den größten europäischen Handelskooperationen gehört.

Lesen Sie zu diesem Thema auch den Kommentar auf Seite 8 dieser Ausgabe. (kh)

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