Sender befürchten Zuseherverluste

Digitalumstellung verschärft US-TV-Krise

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Die für 12. Juni angesetzte Umstellung von analogem auf digitales Antennenfernsehen könnte für viele US-amerikanische TV-Stationen zu keinem schlechteren Zeitpunkt erfolgen.

Die für 12. Juni angesetzte Umstellung von analogem auf digitales Antennenfernsehen könnte für viele US-amerikanische TV-Stationen zu keinem schlechteren Zeitpunkt erfolgen. Nachdem die Regierung den Fernsehanbietern die endgültige Abschaltung des analogen TV-Signals ursprünglich als große Chance verkauft hatte, um sich selbst und die eigenen Inhalte in moderner Form einem breiteren Publikum präsentieren zu können, macht sich nun erstmals Ernüchterung breit.

So befürchten vor allem die kleineren lokalen Sendeanstalten, die von der gegenwärtigen Krise im Werbeanzeigengeschäft am stärksten betroffen sind, dass sich durch die Umstellung ihre ohnehin bereits angeschlagene wirtschaftliche Situation noch weiter verschärfen könnte. Da viele Haushalte insbesondere in den kleineren regionalen Märkten der USA bislang immer noch nicht auf den digitalen TV-Empfang gewechselt hätten und auch keine entsprechende Absicht erkennen ließen, müsse man sich Sorgen machen, durch die Umstellung Zuseher zu verlieren, heißt es in einem Bericht des US-Branchenblattes Variety.

"Die Krise im Werbeanzeigengeschäft bekommt derzeit die gesamte TV-Branche zu spüren", stellt Corinna Drumm, Geschäftsführerin von Sat.1 Österreich, im Gespräch mit pressetext fest. Bei Privatsendern seien die diesbezüglichen Einbußen im Vergleich zu anderen Mediengattungen aber noch vergleichsweise gering ausgefallen. "Was die Digitalumstellung betrifft, müssen drei verschiedene Bereiche unterschieden werden: terrestrisches, Satteliten- und Kabel-TV. Im terrestrischen Bereich ist die Umstellung bereits vollständig vollzogen", erklärt Drumm. Alle wichtigen Sender würden ihr Programm mittlerweile über DVB-T verbreiten. "Der Abschluss der terrestrischen Digitalisierung des TV-Signals hat unseres Wissens aber nicht dazu geführt, dass wir Zuseher verloren haben. Da für die Anschaffung einer DVB-T-Empfangsbox keine hohen Kosten anfallen, ist den Konsumenten die Umstellung sehr leicht gefallen. Viele sind dadurch sogar dazu ermutigt worden, sich gleich einen digitalen Satteliten-Receiver zuzulegen", schildert Drumm.

Aus Sicht der US-TV-Anbieter sieht man der digitalen Umstellung aber nicht nur in Anbetracht eines befürchteten Zuseherverlusts skeptisch entgegen. Laut Variety-Bericht würden nämlich auch die zusätzlichen Sendekapazitäten, die der Wechsel der Übertragungstechnologie mit sich bringt, keinen Vorteil für die Sender bedeuten. So sei es ihnen künftig zwar möglich, bis zu vier zusätzliche Kanäle zum Hauptprogramm zu betreiben. In der Realität zeige sich aber, dass dieses Potenzial zumeist vollkommen ungenutzt bleibt. Die Sender hätten nämlich ohnehin schon genug Probleme damit, ausreichend Werbekunden zu gewinnen, um den Hauptsender mit Programm füllen zu können.

"Die Rezession und der Einbruch an Werbeumsätzen bedeuten, dass diese Sub-Kanäle sicher nicht nach dem Tag der Umstellung genutzt werden. Im Moment gibt es einfach zu wenig Nachfrage, um dort ein Programm zu starten", kritisiert Gary Belis, Sprecher des Television Bureau of Advertising (TVB). Insgesamt gesehen werde die Umschaltung auf ein digitales Signal daher nur die bereits bestehenden Leiden der Fernsehanstalten verschlimmern. (pte)

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