DRAM-Markt in der Krise

09.08.2001
In den letzten zwölf Monaten sind die Preise für Speicherchips um bis zu 80 Prozent gefallen. Doch so wird es auf keinen Fall weitergehen. Die Ressourcen bei der Preispolitik sind schon längst erschöpft. Die Frage ist nur, wann kommt die Wende. Aber lässt sich im Speichermarkt zur Zeit überhaupt noch Geld verdienen?

Eine Gartner-Studie belegt es schwarz auf weiß: Die DRAM-Industrie sieht dem dunkelsten Jahr ihrer Geschichte entgegen. Weltweit werden die Absätze von 31,5 Milliarden Dollar im Jahr 2000 um 55,5 Prozent auf geschätzte 14 Milliarden Dollar im Jahr 2001 fallen.

Andrew Norwood, Senior Analyst bei der Gartner Group Semiconductor: "1985 ist der weltweite Markt für Speicherchips ebenfalls um 55,1 Prozent zusammengebrochen. Doch damals war es das Ende des Homecomputer-Booms." Heute dagegen schiebt Norwood die Schuld dem schlappen Wachstum des PC-Marktes und der verhaltenen Aufrüstpolitik bestehender Systeme zu. Norwood glaubt, dass der DRAM-Markt nur gerettet werden kann, wenn große Halbleiterhersteller, wie Samsung, Infineon und Micron ihre Produktion stark drosseln.

Der Preis für den einzelnen Speicherchip ist im letzten Jahr um 80 Prozent gesunken. Ein 128-Mbit-Chip wird zur Zeit für unter drei Dollar gehandelt. Das liegt für die meisten Hersteller unter den Produktionskosten. Die meisten Hersteller machen im Moment Verluste, und dieser Zustand wird noch bis 2002 anhalten, glaubt Norwood.

Viele glauben, dass sich nun einige Unternehmen aus dem DRAM-Geschäft zurückziehen werden. Doch die Kosten für einen Rückzug sind immens. Und was sollen die Firmen dann mit den leerstehenden Produktionsstraßen machen?

Gute Zeiten für Endverbraucher

Nach der Studie der Gartner Group sind herrliche Zeiten für Endanwender angebrochen. So billig konnten sie ihren PC noch nie mit mehr Speicher aufrüsten. Aber auch im Corporate-Markt boomt zur Zeit das Aufrüstgeschäft. Immer mehr Firmen nutzen die Lage aus und erweitern ihre Rechner mit preiswerten Chips. Pierre Gäng, Europa-Manager OEM von Dataram, freut sich: "Uns macht die angespannte Situation auf dem Speichermarkt nicht zu schaffen. Wir profitieren eigentlich sogar davon. Denn dadurch, dass immer mehr Anwender und Firmen ihre alten Rechner zu diesem Zeitpunkt aufrüsten, können wir mehr Speicherchips absetzen." Die ständig sinkenden Preise und damit auch sinkenden Margen mache Data-ram durch größere Umsätze mehr als wett, so Gäng.

Außerdem hofft Gäng, wie viele andere Hersteller und Unternehmen auch, dass sich die Lage im vierten Quartal 2001 deutlich bessern werde. Als Grund gibt Gäng das Projektgeschäft an. Viele Behörden und Versicherungen wollen ab dem vierten Quartal wieder verstärkt in IT-Produkte investieren, so glaubt Gäng.

SDRAM-Speicher stellen im Moment den größten Marktanteil. DDR-RAM ist mit ungefähr fünf Prozent nur unter ferner liefen vertreten. Gäng schätzt, dass zum Weihnachtsgeschäft der Anteil auf rund 40 Prozent steigen wird. "Wegen fehlender Motherboards kommt DDR-RAM erst später zum Zuge", glaubt Gäng, "dann aber richtig, denn es ist kaum teurer als SDRAM."

ComputerPartner Meinung:

Noch nie in der Geschichte des DRAM-Speicher bekammen An-wender so viele Megabyte für so wenig Geld. Schon jetzt verkaufen die großen Halbleiterhersteller ihre Chips unter dem Selbstkostenpreis. Dass sich die Preisspirale mittelfristig noch wesentlich weiter nach unten dreht, ist eher unwahrscheinlich. Deshalb ist es für den Handel jetzt ein guter Zeitpunkt, seinen Kunden auf eine Aufrüstung bestehender Systeme aufmerksam zu machen. (jh)

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