Dreiklassen-Gesellschaft Neuer Markt - wer macht das Rennen?

20.01.2000
Bei den IT-Aktien am Neuen Markt hat sich eine Art Dreiklassen-Gesellschaft herausgebildet. Inwiefern sich diese verändert, hängt in großem Maße von der amerikanischen Nasdaq ab.

Zur ersten Kategorie gehören die in letzer Zeit besonders stark gestiegenen Aktien etwa von Brokat, GFT Technologies, Easy Software, Heyde, Intershop, Jumptec, IDS Scheer, Teleplan, Tria Software, Utimaco, 1&1 sowie die erst seit kurzem in Frankfurt notierten Fantastic und Integra. Mit Ausnahme vom Hardware-Service-Unternehmen Teleplan haben die Gewinner allesamt mit Software und Internet oder beidem zu tun. Seit Oktober vergangenen Jahres belaufen sich die Profite teilweise auf über 200 Prozent. Auf ihrem gegenwärtigen Niveau sind die Titel jedoch weitgehend ausgereizt. Eine Kurskorrektur der Highflyer erscheint unvermeidlich, bei einigen Papieren hat sie schon begonnen.

Die zweite Gruppe umfasst viele Nachzügler, die vom allgemeinen Kursaufschwung am Neuen Markt bislang nur unterdurchschnittlich profitiert haben. Grund: Ihre Umsatz- und Gewinnentwicklung im Jahr 2000 ist noch mehr als bei anderen mit diesem oder jenem Fragezeichen versehen. Sie notieren deutlich unter ihren bisherigen Höchstständen. Ein positiver Trend ist jedoch zu erkennen. Sie haben im Vorgriff auf voraussichtlich bessere Ergebnisse Boden gutgemacht und einen Teil der Verluste aufgeholt. Eine Bestätigung der Tendenz steht allerdings noch aus. Zu diesem Block zählen zum Beispiel Bintec, Brain International, Elsa, LHS, Kleindienst, SER Systeme, Infomatec, Ixos, Plenum, Soft M, Lintec, Maxdata und Transtec.

Wenig Interesse besteht derzeit für Papiere wie Beta Systems, Cybernet, Data Design, Fortunecity, Micrologica, Mensch und Maschine sowie NSE mangels deutlicher Wachstums-Perspektiven oder hinreichender Gewinnaussichten.

Insgesamt macht das IT-Aktien-Segment jetzt eine wesentlich bessere Figur als über weite Strecken im Jahr 1999. Ob die positive Entwicklung anhält, hängt aber hauptsächlich auch vom amerikanischen Trendsetter Nasdaq ab, der als Anführer der Technologie-Aktien-Tendenz gilt. An der "Mutter" der Wachstumsbörsen sind fast alle jungen Internet-Werte, die Linux-Software-Firmen und langjährige Börsenstars wie Cisco, Intel, Microsoft und Oracle zu finden. Seit Oktober 1998 ist der Nasdaq-Index um rund 200 Prozent gestiegen, in den letzten drei Monaten davon allein um 50 Prozent - eigentlich zu viel des Guten. Eine Korrektur ist überfällig.

Konkurrenz bekommt der Neue Markt in Frankfurt von dem bereits etablierten Nouveau Marché in Paris und dem Easdaq in Brüssel sowie anderen Märkten wie dem italienischen Nuovo Mercato und dem schweizerischen SWX New Market. Dieses Jahr sollen an die zwei Dutzend junge High-Tech-Companys dazukommen - für schnell entschlossene Anleger eine Riesenchance. Die Erstzeichner dürften enorme Kursgewinne einfahren. Schwer ins Zeug legen werden sich auch die Japaner mit ihrer erst kürzlich gegründeten Wachstumsbörse "Mothers". Allein die Softbank Holding soll an die 100 Venture-Capital-Beteiligungen besitzen, die börsenreif werden. Auch die Nasdaq will im lukrativen Geschäft von IT-Aktien-Platzierungen außerhalb Amerikas mitmischen. Spätestens 2001 will die Nasdaq mit ihrer Präsenz den europäischen Neuen Märkten Konkurrenz machen. (kk)

www.nasdag.com

www.neuer-markt.de

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