"Durch Kompetenz überzeugen"

25.09.2003
Zum Kommentar "Drang zur Selbstzerstörung" in ComputerPartner 37/03 erhielten wir folgenden Leserbrief:

Ihrem Artikel geben wir zu 70 Prozent Recht. Wir als alter Toshiba-Partner (20 Jahre) - und seit dem ersten Notebook dabei (etwa 18 Jahre ) - können dazu aber auch etwas von der anderen Seite/ Zeit sagen. Das Hauen und Stechen war schon ab 1989 so schlimm. Nur konnte man den Industriekunden noch durch Kompetenz überzeugen. Überzeugen aber auch dadurch, dass man hinter dem Produkt, in diesem Fall Toshiba, stand.

Der langsame Tod kam und kommt aber dadurch, dass tragbare Computer seit etwa fünf Jahren an jeder Ecke angeboten werden und der private, aber auch ein Großteil der geschäftlichen Anwender der Ansicht ist, dass ein Computer ein in der Herstellung günstiger Massenartikel ist. Dabei aber vergisst er, dass tragbare Computer nicht mit der Technik der Desktops ausgestattet sein sollten, dies aber bei niedrigpreisigen Angeboten, egal welcher Hersteller, der Fall ist.

Der Endkunde macht sich auch keine Gedanken darüber, dass ein Autoradio nicht mit den Komponenten eines Heimradios ausgestattet sein kann. Denn Temperaturspannen zwischen minus 45 Grad und plus 90 Grad Celsius müssen diese Bauteile und Laufwerke in guten Geräten (nicht welchen für 49 Euro!) aushalten können. Der gute Laptop von Toshiba hat in den 80er- und 90er-Jahren solche Einsätze problemlos mitgemacht und die teueren Modelle bis heute.

Aber gezwungen durch den Unverstand der Endanwender und durch die Unfähigkeit vieler Anbieter sind die Top-Hersteller gezwungen, ihre Qualität herunterzuschrauben, um im Garantiekarussell mitspielen zu können. Denn der besserwissende Kunde - bei Privatkunden leider 80 Prozent - hat für solcherlei Infos leider nicht die Zeit und auch nicht das Ohr zuzuhören. Ein gutes Verkaufsgespräch dauert heute immer noch gut eine Stunde. Eine Stunde, in der beide Seiten viel Geld verdienen können: der Endkunde, weil er nicht an der falschen Stelle spart, und der Verkäufer, weil er immer noch mit 10 bis 15 Prozent Umsatzplus rechnen darf. Denn erst die stimmige Summe aller Eigenschaften in der Hard- und Software macht einen optimalen Arbeitsplatz.

Wenn aber schon eine Info von Gartner davon spricht, dass ein Rechnersystem, das älter als drei Jahre ist, die Betriebe mehr kostet als die Anschaffung eines neuen Systems? Wer weiß, von wem der Schwachsinn geschürt wird, dass der Preis für die Hardware nur im unteren Segment zu suchen sei, da hier qualitätsmäßig sowieso kein Unterschied zwischen hoch- und niedrigpreisigen Produkten sei.

Es ist nur komisch, dass ausgerechnet diese Damen und Herren Autos der Preisklasse weit über 50.000 Euro fahren, wo doch alle Autos in der Regel vier Räder und einen Motor besitzen und ab 9.000 Euro zu haben sind.

Erst muss der Kunde lernen, dass Qualität und Zuverlässigkeit in allen Branchen nie zu Schleuderpreis zu erhalten sind und es immer jemanden gibt, der ein Produkt etwas schlechter herstellen und dann vermeintlich etwas billiger verkaufen kann. Der dumme Kunde (vor allem der zwischen 12 und 30 Jahren) kommt aber leider meistens auch an einen solchen Verkäufer, und das wird niemand so schnell abstellen. Denn gestern Käse verkauft, morgen Computer und übermorgen Schuhe, das ist nun mal der amerikanische Way of Live.

Komisch, bei meinen vielen Besuchen in Singapur habe ich nur kompetente Vertriebsleute getroffen, und die Preise zwischen den einzelnen Fachhändlern in der ganzen Stadt schwankten bei Markengeräten um die zehn Singapur-Dollar. In anderen europäischen Ländern habe ich nirgendwo so viele Aldis usw. gesehen wie in Deutschland, die glauben, sie müssten Computer verkaufen. Nun, was soll's, die Hersteller leben in der Hoffnung, dass jeden Morgen genug Dumme (Besserwisser) aufstehen, um den Billigschrott voll Freude nach Hause tragen zu dürfen.

Mit freundlichen Grüßen

Claus Procházka

PROCHÁZKA DV Marketing & Consulting Int.

76143 Karlsruhe

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