E-Business: Deutschland ist besser gerüstet als die USA

07.02.2002
E-Business ist auf dem Vormarsch: Dem jüngsten Empirica-Gutachten zufolge haben sich die deutschen Unternehmen zumindest hinsichtlich der IT-Infrastruktur vom lauen Mittelmaß zum Zweitplatzierten in Europa hochgearbeitet. Jetzt können die Kunden kommen.

Alle zwei Jahre vergleicht Empirica im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums die Entwicklung des Elektronischen Geschäftsverkehrs in Deutschland mit dem Stand von fünf weiteren europäischen Ländern und den USA. Lautete das Ergebnis 1999 noch "laues Mittelmaß", hat Wirtschaftsminister Werner Müller diesmal Positives zu berichten: "Die Ergebnisse der Untersuchung sind aus deutscher Sicht sehr erfreulich, zum Teil sogar überraschend positiv. Zusammenfassend wird festgestellt, dass Deutschland durch einen deutlichen Aufholprozess nunmehr hinsichtlich der betrieblichen Infrastrukturen für E-Business hinter dem Vorreiterland Finnland, aber noch vor den USA, an zweiter Stelle liegt."

In dem kürzlich vorgestellten Gutachten "Stand und Entwicklungsperspektiven des elektronischen Geschäftsverkehrs in Deutschland, Europa und den USA unter besonderer Berücksichtigung der Nutzung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in 1999 und 2001" werden die Entwicklung betrieblicher Infrastrukturen für E-Business und ihre tatsächliche Nutzung ausführlich beleuchtet. Hierzu wurden im Sommer 2001

Primärerhebungen in Deutschland, Großbritannien, Finnland, Italien und den USA durchgeführt, es wurden mehr als 2.300 Entscheidungsträger befragt.

Ergebnis: Die deutschen Unternehmen haben hinsichtlich der betrieblichen Nutzung von ITK-Infrastrukturen wie E-Mail und Internetzugang gegenüber den Vergleichsländern deutlich aufgeholt. "Bei Verbreitungsraten von 86 Prozent (E-Mail) und 89 Prozent (Internet) kann man mittlerweile davon sprechen, dass beide Techniken zur selbstverständlichen Ausstattung der deutschen Betriebe gehören", heißt es.

Heute haben neun von zehn Betrieben in Deutschland Zugang zum Internet, vor zwei Jahren waren es "nur" 67 Prozent, 61 Prozent nutzten damals die elektronische Post. 2001 waren fast zwei Drittel mit einer eigenen Website im Internet präsent, 1999 waren es nicht mal die Hälfte. Jedes zweite Unternehmen betreibt Online-Beschaffung (1999: 26 Prozent), jedes Fünfte vertreibt Produkte per E-Business (1999: 14 Prozent).

Diese positive Entwicklung wird sich nach Einschätzung von Empirica weiter fortsetzen: 2003, so glauben die Analysten, werden höchstens fünf Prozent der deutschen Betriebe noch nicht im Internet vertreten sein. Auf rund 20 Prozent werde bis dahin aber die Zahl der so genannten "Rundum-Nutzer" gewachsen sein: Sie werden alle betrieblichen Abläufe sowie den Austausch mit Zulieferern und Kunden mit Hilfe der elektronischen Medien abwickeln.

Als erfreulich bezeichnet Empirica auch die Tatsache, dass die Infrastrukturdifferenzen zwischen kleinen und mittelständischen sowie Großunternehmen, zwischen Unternehmen in städtischen Ballungsgebieten und im ländlichen Raum sowie zwischen Unternehmen in den alten und den neuen Bundesländern deutlich reduziert worden sind. Positiv habe sich auch die Zahl der Mitarbeiter entwickelt, die Zugang zu E-Mail und Internet haben: 1999 waren das 38 beziehungsweise 24 Prozent der Angestellten, heute sind es 71 beziehungsweise 59 Prozent.

Dennoch zeigt das Gutachten bezüglich der Nutzungsvielfalt von E-Business auch noch deutliche Defizite auf: Während die reine Internetpräsenz und die Nutzung von E-Mails inzwischen in deutschen Betrieben fast zum Allgemeingut gehören, stagnierte die Entwicklung bei den höherwertigen Anwendungen in den Jahren von 1999 bis 2001. So haben deutsche Betriebe beispielsweise beim Online-Datenaustausch (genutzt von 45 Prozent der Betriebe) oder bei der Online-Abwicklung von Geschäftsverfahren (30 Prozent) im internationalen Vergleich auch weiterhin erheblichen Nachholbedarf. Minister Müller: "Das Gutachten empfiehlt deshalb, die Nutzung gerade dieser höherwertigen Anwendungen verstärkt zu fördern. Wir werden diese Anregungen aufnehmen und bei der weiteren Ausrichtung unseres Konzeptes zur Förderung des E-Business in Deutschland berücksichtigen." So soll im Laufe dieses Jahres die E-Business-Förderung für kleine und mittelständische Unternehmen entsprechend umgestaltet werden: "Die 24 regionalen Kompetenzzentren für den elektronischen Geschäftsverkehr werden sich auf eine spezialisierte und höherwertige Beratung konzentrieren und durch ihre Vernetzung Synergien erzielen."

Nachholbedarf sieht Empirica bei den deutschen Unternehmen auch hinsichtlich des Intranet und bei Videokonferenzen (acht Prozent Nutzer). Vor allem das Intranet sei ein wichtiger Indikator für die Fortschrittlichkeit der Unternehmenskommunikation; eingesetzt wird dieses Medium nur von 44 Prozent der Betriebe.

www.bmwi.de

www.empirica.de

ComputerPartner-Meinung:

Die Zukunft hat also begonnen. Allerdings gilt das nach wie vor insbesondere für große Firmen. Zwar holen die Kleineren auf, dennoch spielt die Betriebsgröße gerade bei IT-Investitionen wie eh und je eine große Rolle. Die kleinen Betriebe halten sich beispielsweise zurück, weil in ihrem Fall meist nur geringe Kosteneinsparungen durch Online-Einkauf zu erwarten sind. Daran werden auch Förderprogramme so schnell nichts ändern. (mf)

Zur Startseite