E-Commerce

25.03.1999

MÜNCHEN: Der virtuelle Einkauf im Internet will entgegen aller Lobeshymnen der Marktauguren in der Praxis nicht so recht in Schwung kommen. Große Kaufhäuser wie Kaufhof oder Karstadt haben nach den mißlungenen Online-Feldversuchen dafür jetzt die Schuldigen gefunden: die Frauen. Laut Kaufhof werden 70 Prozent der Einkäufe von Frauen getätigt. Nur 15 Prozent davon wandern durchs Internet, und auch davon geht nur ein Bruchteil virtuell auf Schnäppchensuche. Selbst Lockversuche mit Schlagerstar Guildo Horn zeigten keineErfolge. Karstadt versucht es jetzt mit dem Angebot einer vermeintlich typisch weiblichen Produktkategorie - Dessous. Der große Vorteil von Dessouskauf im Internet sei, zumindest nach Meinung des Anbieters, daß die Frauen ihre Reizwäsche anonym kaufen können.

Aber auch der Frauen-Onlinedienst, der eigens für weibliche Surfer eingerichtet wurde und entsprechende Produkte im Angebot hat, mußte eine Schlappe eingestehen. Keiner der darin vertretenen Anbieter hat "auch nur eine müde Mark verdient". Der Leiter Heinz-Peter Balten sieht den Grund darin, daß Frauen - anders als Männer - die Waren "erleben", also anfassen wollen.

Die Zielgruppe Online-Frauen setzt sich nach US-Studien ohnehin vorwiegend aus jungen alleinstehenden und überdurchschnittlich gebildeten Frauen zusammen. Sie interessieren sich vor allem für Kommunikation - E-Mails, Foren und Diskussionsrunden - so das Marktforschungsinstitut Nielsen und O'Reilly. Online-Shopping rangiert erst an sechster Stelle. "Da in den Köpfen der meisten Online-Anbieter immer noch die typische Hausfrau mit Interesse an Kochrezepten herumspukt, bewegen sich Angebot und weibliche Nachfrage aneinander vorbei", erklärt ein Sprecher eines großen Versandhauses. Sein Tip an alle Anbieter, die Frauen über das Netz erreichen wollen: Schaut Euch das Profil Eurer Zielgruppe genauer an, dann erreicht Ihr sie auch. (gn)

Zur Startseite