E-Recruiting erleichert diePersonalbeschaffung

23.08.2001
Trotz allgemeiner Wirtschaftsflaute und wieder ansteigender Arbeitslosigkeit sind IT-Fachkräfte weiterhin Mangelware. Bei der Suche nach geeignetem Personal bedienen sich, dem Beispiel Amerikas folgend, auch immer mehr deutsche Unternehmen des E-Recruiting, das heißt der Personal-beschaffung über das Internet.

Vor einem Jahr noch als die Jobmaschine schlechthin gepriesen, beginnt die deutsche IT-Branche vor dem Hintergrund des Dotcom-Sterbens und der Flaute auf dem PC-Markt an Zugkraft zu verlieren. Es geht sogar das Schreckgespenst vom Stellenabau um. Keine Sorgen um ihre Zukunft machen müssen sich jedoch Spezialisten rund um den Themenkreis Internet, Intranet und Extranet. Ebenfalls ganz oben auf der Wunschliste deutscher Unternehmen sind SAP- und Java-Experten.

Briten schon viel weiter

Um geeignete Fachkräfte zu finden, setzen auch in Deutschland immer mehr Personal- und IT-Abteilungen auf E-Recruiting, das heißt auf die Personalbeschaffung über das Internet. Andere Länder wie die USA, Frankreich, Großbritannien und Irland sind da schon sehr viel weiter. Marktforscher Meta Group zufolge wird es in den nächsten zwei Jahren einen europaweit steilen Anstieg für intelligente Filtersysteme geben, um unter der Zahl der Bewerber die Spreu vom Weizen trennen zu können. Andere Möglichkeiten wie Online-Video-Interviews und -Video-Clips sind ebenfalls stark im Kommen. Dabei gewinnt auch Outsourcing zunehmend an Bedeutung.

In den USA arbeitet Hewlett-Packard zum Beispiel mit der Firma Recruitsoft zusammen. Über dem großen Teich rangiert die Personalbeschaffung über das Internet schon an dritter Stelle, in Deutschland nach Werbung/Anzeigen, Personalagenturen und interne Mitarbeiterempfehlung immerhin schon auf Platz vier.

E-Recruiting ist nicht immer gleich E-Recruiting

E-Recruiting lässt sich laut Meta Group in vier verschiedene Modelle unterteilen, die sich jedoch nicht alle eignen, den Bedürfnissen der Personal- und Arbeitssuchenden gerecht zu werden.

- Bulletin Board Service Provider orientieren sich in erster Linie an den Jobsuchenden, denen sie eine reiche Datenbank bieten können. Hauptnachteile sind die Gefahr der Überladung der Webseiten durch Werbung und Banner sowie die beschränkten Möglichkeiten des effizienten Skill-Matching (Abgleich von Fähigkeiten).

- Portal Sites richten sich als eine Art Interessengemeinschaft sowohl an Anbieter wie an Jobsuchende und lassen jede Menge Raum für kreative Inhalte. So bieten manche Portal Sites sogar die Möglichkeit, sich über Gehaltsstrukturen und steuerliche Aspekte zu informieren.

- ASPs starten meist mit einer Software für das Management eine oder mehrere Komponenten bei der Job- und Personalsuche. In der Regel bieten ihre Seiten mehr Wert als Bulletin Boards, aber nicht den Inhaltsreichtum von Portal Sites.

- Traditionelle Personalvermittler (Employment Agencies) bieten laut Meta Group auf ihren Webseiten in der Regel nur eine geringe Steigerung der Wertschöpfung. Denn meist reduziert sich ihre Leistung im Internet auf die reine Anhäufung von Bewerberschreiben, durch die sich die Unternehmen dann selbst durchwühlen müssen.

Trotz vieler Innovationsschübe lässt ein "One-Stop-Shopping" für Jobsuchende und Anbieter laut Meta Group derzeit noch auf sich warten. Um den jeweils richtigen Kandidaten für eine zu besetzende Stelle zu finden, sollten Unternehmen daher jeweils auf einen Mix von verschiedenen Rekrutierungsverfahren vertrauen.

www.metagroup.de

ComputerPartner-Meinung:

Während die Arbeitsämter und traditionellen Personalberater mit der Vermittlung von IT-Fachkräften oft überfordert sind, birgt das Internet die Gefahr, dass Bewerber wie Anbieter den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Worauf es angesichts der vielen modernen Berufsbezeichnungen ankommt, ist eine möglichst viele Stichworte umfassende, flexibel zum Ziel führende Datenbank. Denn wie so oft haben qualifizierte Fachkräfte beim Arbeitsamt schon den Stempel "nicht vermittelbar" aufgedrückt bekommen. (kh)

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