EDV-Berater kooperieren - und die Händler schauen in die Röhre

03.07.1997
MÜNCHEN: Der Bedarf an Problemlösungen und schneller Hilfe im Computermarkt ist immens, die Möglichkeiten der EDV-Fachhändler durch Zeitmangel und unzureichende Infrastruktur oft begrenzt. Eine Riesenchance also für selbständige EDV-Berater, freiberufliche Informatiker, aber auch für simple Hobbybastler: Überall schießen derzeit Beratungsunternehmen aus dem Boden, um sich ihren Anteil am Markt zu sichern.Trotz guter Auftragslage geraten selbständige EDV-Berater zunehmend in wirtschaftliche Bedrängnis. Nach einem Bericht des Bonner Informationsdienstes "PC-Anwender-Handbuch" klagen die Mitglieder dieser Berufssparte über zu niedrige Stundensätze, steigende Vermittlungsprovisionen, hohe Steuerlast und teure Schulungen.

MÜNCHEN: Der Bedarf an Problemlösungen und schneller Hilfe im Computermarkt ist immens, die Möglichkeiten der EDV-Fachhändler durch Zeitmangel und unzureichende Infrastruktur oft begrenzt. Eine Riesenchance also für selbständige EDV-Berater, freiberufliche Informatiker, aber auch für simple Hobbybastler: Überall schießen derzeit Beratungsunternehmen aus dem Boden, um sich ihren Anteil am Markt zu sichern.Trotz guter Auftragslage geraten selbständige EDV-Berater zunehmend in wirtschaftliche Bedrängnis. Nach einem Bericht des Bonner Informationsdienstes "PC-Anwender-Handbuch" klagen die Mitglieder dieser Berufssparte über zu niedrige Stundensätze, steigende Vermittlungsprovisionen, hohe Steuerlast und teure Schulungen.

Also müssen sie sich etwas einfallen lassen. In Zusammenschlüssen, Verbänden oder unter dem Dach eines Unternehmens organisieren sich deshalb zunehmend freie Informatiker, Universitätsdozenten mit Freizeit, EDV-Fachbuchautoren, Servicetechniker, Programmierer oder einfach "Computerfreaks, die sich ihre Zeit gerne einteilen" (Stellenanzeige der CSG Computer Service in Berlin). Für den Kunden ist es dabei oft relativ schwierig, die Qualifikationen solcher bunten Haufen zu durchschauen. Ärgerlich ist es aber auch für EDV-Fachhändler, die sich in der Regel durch Service und Beratung ein gutes Zubrot zum reinen Systemverkauf verdienen. Doch gegen die neuen Kooperationen hat ein Einzelhändler kaum eine Chance. Sie haben durch die breite Streuung die Möglichkeit, zentral einlaufende Aufträge an ihre dezentral positionierten Mitarbeiter weiterzugeben.

So wurde beispielsweise in Münster der "Berufsverband Selbständige in der Informatik" (BVSI) gegründet. Ziel der Interessenvertretung sei es, den Mitgliedern zu besseren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verhelfen und Wettbewerbsnachteile zu verhindern. Geplant sind unter anderem eine Berater- und Auftragsbörse sowie die Einführung eines Gütesiegels, das die Qualifikation der BVSI-Mitglieder nach außen hin signalisiert. Zur CeBIT '97 stellt sich auch erstmals das "EDV Expertennetz GmbH", Langenhagen, vor. "1.000 EDV-Experten unter einer Hotline abrufbereit" heißt es in der Werbebroschüre des Unternehmens. Unternehmensgründerin Ute Senkler sieht eine große Chance in diesem Marktsegment: "Information als Rohstoff der Zukunft ist für mich kein Schlagwort, sondern Realtität" versichert sie. Bei Fragen zu Hard- oder Software ruft der Anwender die Info-Nummer an und kann dort sein Problem schildern. Die Mitarbeiter der Zentrale greifen auf besagte Datenbank zu und verbinden den Anrufer mit dem jeweils "bestmöglichen Spezialisten". Läßt sich ein Problem am Telefon nicht lösen, wird einer der Experten zum Kunden geschickt. Für Firmen bietet das Unternehmen Sonderkonditionen.

Bereits seit einigen Monaten auf dem Markt ist ADIServe EDV-Support GmbH in Frechen. Für jeweils 99 Mark, so Geschäftsführer Mathias Voss, leiste ein Berater beispielsweise Hilfestellung beim Kauf von EDV-Systemen, bei der Installation von Soft- und Hardware und gibt eine kurze Einweisung in die Bedienung. Doch im Gegensatz zu den neueren Zusammenschlüssen sieht sich die ADIServe Voss zumindest nach eigenem Bekunden mehr als eine Ergänzung zum Fachhändler: "Wir zielen auf den privaten PC-Anwender." Doch er gibt zu: "Zwar bieten einige EDV-Händler einen entsprechenden Support an, doch häufig zu hohen Preisen und auch nur, wenn der Kunde seinen Computer schultert und zurück in den Laden bringt." Das sei verständlich, räumt er ein, schließlich würden fest angestellte Service-Mitarbeiter und lange Anfahrtswege die Preise in die Höhe treiben. Doch er habe eine kostengünstige Lösung gefunden: "Flächendeckend für ganz Deutschland haben wir über 500 freie Mitarbeiter ausgewählt, die nebenberuflich privaten PC-Anwendern beratend zur Seit stehen." Das sind schon andere Dimensionen, als die Mini-Händlervereinigung "PC-Help", die über eine 0190er-Rufnummer "Servicedienst mit 24stündiger Rufbereitschaft" ankündigt oder die 50 bundesweit verteilten, inhabergeführten PC-Fachbetriebe, die sich innerhalb des Arbeitskreises Computerfachhandel in Lilienthal bereit gefunden haben, unzufriedenen PC-Besitzern fachliche Unterstützung zu geben - egal wo das Gerät erworben wurde. Da klingt der Initiator dieser Aktion, der Microteam-Chef Frank Garrelts, wie der Rufer in der Wüste mit seinem Statement: "Gerade in unserer Branche, wo immer wieder Berichte zu lesen sind, wie schlecht der Service nach dem Kauf ist, treten wir den Gegenbeweis an." (du)

Zur Startseite