Ein Drittel der Unternehmen ist nicht fit für Basel II

30.08.2006
Mehr als die Hälfte der Unternehmer schätzt Aufwand für Basel II höher ein als den Nutzen.

Ein Drittel der deutschen Unternehmen ist nicht fit für die in knapp fünf Monaten EU-weit geltenden neuen Kreditvergabe-Regelungen nach Basel II.

Wie die vom Marktforschungsunternehmen forum!, der Deutschen Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ) und dem Wirtschaftsmagazin "Impulse" gemeinsam vorgelegte Studie "Excellence Barometer 2006" weiter zeigt, schätzen die Unternehmer mehrheitlich (51 Prozent) den Aufwand für Basel II höher ein als den Nutzen. Lediglich eine Minderheit von 15 Prozent der 347 repräsentativ ausgewählten Firmenchefs geht von einem höheren Nutzen für das Unternehmen aus. 34 Prozent sehen Aufwand und Nutzen im Gleichgewicht.

"Die mehrheitlich negativen Einschätzungen über Basel II zeigen, dass es auf Seiten der Unternehmer nach wie vor ein großes Informationsdefizit gibt, das sich für die Firmen bereits 2007 sehr nachteilig auswirken kann", prognostiziert forum!-Geschäftsführer Roman Becker. Dabei gab über die Hälfte der Befragten (55 Prozent) an, sich durch Beratung von Experten über Basel II informiert zu haben und 39 Prozent sagten, sie hätten Fachliteratur zu Rate gezogen. Nur 43 Prozent der Unternehmer wussten allerdings, dass ihre wichtigste Bank bereits ein Rating ihres Betriebes durchgeführt hat.

46 Prozent der Unternehmer beklagen teurere Kredite durch Basel II

Für viele Firmenchefs stehen die negativen Aspekte von Basel II im Vordergrund. 46 Prozent von ihnen sind sich sicher, dass Kredite durch die Bestimmungen von Basel II teurer geworden sind. Gut ein Drittel (34 Prozent) beklagt, dass es schwieriger geworden sei, einen Kredit zu bekommen. Bislang hatte sich aber auch nur ein knappes Viertel (23 Prozent) Gedanken gemacht, Bankkredite durch neue Instrumente zu ersetzen. 27 Prozent der Befragten gaben an, dass sich die Beziehung zu ihrer Bank verschlechtert habe.

Demgegenüber haben 35 Prozent erkannt, dass ihnen ein Rating nach Basel II dabei hilft, sich mit ihren Wettbewerbern zu vergleichen. Ein Drittel der befragten Unternehmer hat aus Basel II konkrete Verbesserungsansätze für das Management abgeleitet. Gut ein Fünftel (23 Prozent) ersetzte Bankkredite durch andere Finanzierungsinstrumente.

Leasing entwickelt sich zur wichtigsten Finanzierungsform

Um bessere Bilanzkennzahlen und damit eine bessere Bonitäts-Einstufung zu erreichen, hat eine Reihe von Unternehmern ihre Finanzierungskonzepte bereits umgestellt oder plant dies. Davon profitiert vor allem das Leasing. So nutzen aktuell 69 Prozent der Befragten Leasing zur Anschaffung von Fahrzeugen und Maschinen, in Zukunft wollen es 74 Prozent tun. Der Rating-Experte Bernd Rödl von Rödl & Partner wertet Leasing "als das perfekte Finanzierungsinstrument, da es Eigenkapital und Bilanz schont".

Eine andere künftig stärker genutzte Finanzierungsform ist die Einbehaltung von Gewinnen. Während dies 59 Prozent aktuell schon anwenden, planen es mehr als zwei Drittel (68 Prozent) für die Zukunft. Auch Fördermittel wollen künftig 38 Prozent (aktuell genutzt: 28 Prozent) zur Finanzierung heranziehen. "Wer auch in Zukunft erfolgreich wirtschaften will, stellt sich auf die neuen Regelungen rechtzeitig ein, indem er seine Finanzierung und Bilanz in der verbleibenden Zeit optimiert", empfiehlt das geschäftsführende Vorstandsmitglied der DGQ, Dr. Wolfgang Kaerkes.

Die ExBa-Studie 2006 zeigt darüber hinaus, dass der Erfolg eines Unternehmens und die Fähigkeit zu vorausschauenden Entscheidungen Hand in Hand gehen. So hatten 69 Prozent der als erfolgreich eingestuften Unternehmen ihre Vorbereitungen auf Basel II bereits abgeschlossen. Bei den als weniger erfolgreich eingestuften Unternehmen waren es nur 56 Prozent. (mf)

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