Ein weiterer HP-Manager übernimmt Spitzenfunktion bei Fujitsu Siemens

10.05.2001
Nachdem mit Deutschland-Geschäftsführer Uli Kemp bereits ein ehemaliger HP-Manager auf der Payroll von Fujitsu Siemens steht, ist jetzt auch sein Ex-Chef an Bord. Bernd Bischoff löst Antony Jones als Vertriebs- und Marketingvorstand ab.

Die Personalbewegungen im Top-Management von Fujitsu Siemens reißen nicht ab. Nach nur sechs Monaten als Executive Vice President schied Antony Jones - der letzte Vertreter der ehemaligen Fujitsu-Mannschaft - Ende April aus dem Unternehmen aus. Offizielle Erklärung: Er wolle sich "anderen Interessen widmen". Sein Nachfolger ist schon an Bord. Es ist der ehemalige Europa-Manager von HP, Bernd Bischoff, der im Zuge einer Umstrukturierung im vergangenen Jahr gegen seinen Konkurrenten Rainer Erlat den Kürzeren gezogen und das Unternehmen verlassen hatte (siehe ComputerPartner 18/00, Seite 10, und 22/00, Seite 10). Schon auf einer Vertriebstagung von FSC vergangene Woche in Barcelona stellte sich Bischoff seinen neuen Mitstreitern vor. Er ist auf Europa-Ebene für Vertrieb und Marketing zuständig und berichtet an FSC-Vorstandschef Paul Stodden.

Insider berichten, dass die Ablösung von Jones fällig war. Der Brite hatte schon lange keine Basis mehr in der Mannschaft und war zunehmend isoliert. Auch was er an Erfolgen vorzuweisen hat, kann nicht beeindrucken. Die Marktanteile von FSC in den europäischen Ländern sind weit davon entfernt, wo sie sein sollten. Dass vor einiger Zeit die Länder-Chefs aus England, den Niederlanden und Österreich ihre Kündigungen einreichten, wird unmittelbar mit dem Namen Jones in Zusammenhang gebracht. Für Insider ist es daher lediglich eine offizielle Sprachregelung, dass Jones freiwillig seinen Hut nahm. Zur Untermauerung dieser Aussage wird erklärt, dass so ein wichtiger Posten nirgendwo quasi im Vorbeiflug besetzt werde, sondern langer Vorbereitung bedürfe.

Jones’ Nachfolger Bischoff soll es jetzt richten. Die Erwartungen an ihn sind hoch. Er verfügt über langjährige Erfahrungen als Sales-Manager, mancher bezeichnet ihn gar überschwänglich als "Held des Handels". Uli Kemp, Deutschland-Geschäftsführer und sechs Jahre Mitarbeiter von Bischoff bei HP, ist sich sicher, dass dieser das Partnergeschäft bei FSC Europa noch stärker forcieren wird. Kemp, selbst erst seit kurzem dabei, geht mit dem eisernen Besen durch die deutsche Vertriebsorganisation und hat sich mit seiner kompromisslosen Art schon viele Feinde gemacht. Von wem er das gelernt hat? Dreimal darf man raten.

In einer ersten Stellungnahme gegenüber ComputerPartner erklärte der neue FSC-Manager Bischoff, dass er "glücklich" sei, "wieder voll im Job zu stehen". In etwa vier Wochen will er das Team zusammen haben, das auf Europa-Ebene das Partnerprogramm vorantreiben soll. Denn daran habe es bei FSC bisher gemangelt: Nicht an Konzepten und Ideen, sondern an deren Umsetzung, der "Execution", wie Bischoff sagt. Branchenbeobachter wollen erfahren haben, dass in Kürze noch zwei weitere HP-Manager zu FSC wechseln werden, wollen aber keine Namen nennen.

Heute werden bei FSC-Mitarbeitern und Ehemaligen bereits Wetten da-rüber abgeschlossen, wie lange es dauert, bis Bischoff den Job seines heutigen Vorgesetzten Stodden übernimmt. Bischoff selbst streitet solche Ambitionen natürlich vehement ab. Nach ComputerPartner-Informationen läuft der Vertrag von Stodden in rund einem Jahr aus. Es wird vermutet, dass Stodden, der aus dem Service-Bereich von Siemens gekommen ist, spätestens dann wieder eine andere Rolle im Siemens-Konzern übernimmt. Bischoff gilt als der Kronprinz.

www.fujitsu-siemens.de

ComputerPartner-Meinung:

Eins muss man FSC-Chef Stodden zugute halten: Er hat keine Angst davor, starke Manager an Bord zu holen. Der ehemalige Vice President von HP, Bischoff, ist ihm in Bezug auf Erfahrung, Kontakte und Know-how in der IT-Branche deutlich überlegen. Daher bietet sich Bischoff sicher als Nachfolgekandidat an. Spannend ist auch die Frage, wie Bischoff die bröckelnde Basis von FSC auf Europaebene wieder festigen will. Sicher ist eins: Jedes Unternehmen ist einzigartig, und deshalb sind Bischoff, Deutschland-Chef Kemp und wer noch von HP dazustoßen sollte, gut beraten, wenn sie nicht versuchen, aus Fujitsu Siemens eine zweite HP zu machen. (go/sic).

FACTS & FIGURES

Who is Who - Bernd Bischoff

Der gelernte Diplom-Kaufmann Bernd Bischoff (1951) begann seine Karriere 1977 im Verkauf bei IBM Deutschland. 1980 wechselte er zu Hewlett Packard, wo er zunächst sechs Jahre lang verschiedene Positionen in Marketing und Verkauf inne hatte. 1986 avancierte er bei HP zum "Area General Manager". In den Jahren 1990 bis 1993 stand auf Bischoffs Visitenkarte die Bezeichnung "Business Group Manager". In dieser Funktion schraubte er die Umsätze für seinen Bereich von 200 Millionen Mark im Jahr 1990 auf rund 750 Millionen Mark im Jahr 1992 mit einer Mannschaft von etwa 130 Leuten hoch. Seit 1994 war Bischoff als Vice President Europe zuständig für den Business-Group-Bereich. Er verließ Hewlett Packard Anfang dieses Jahres. (gn)

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