Elektronische Beschaffung - den Drucker am Rechner bestellen

19.04.2001
In der Ausgabe 07/2001 von ComputerPartner (Seite 46 ff.) berichteten wir über die großen Anbieter von E-Procurement-Lösungen wie Ariba, I2 und Commerce One. Doch es gibt auch kleinere Unternehmen, die sich auf diesem neuen Geschäftsfeld tummeln. Zwei von ihnen stellen wir hier vor: die Ca Content GmbH und Yic AG.

Noch dieses Jahr wird sich der Handelswert der über das Internet vertriebenen Güter gegenüber 2000 verdoppeln, behaupten Marktforscher von IDC: Und in den nächsten zwei Jahren soll laut Meta Group der durchschnittliche im Web von einem Unternehmen geleistete Handelsumsatz von derzeit einer Million auf 19 Millionen Euro steigen.

Kein Wunder also, dass zunehmend auch entsprechende Lösungen auf dem Markt angeboten werden. Eine davon ist "Yic P/1" der Braunschweiger Yic AG. Dabei handelt es sich um ein komplettes Beschaffungsnetzwerk, über das sich zum Beispiel einzelne Mitarbeiter neue Drucker oder Verbrauchsmaterialien wie Papier oder Bleistifte bequem am Webbrowser bestellen können. Zur Implementierung von Yic P/1 beim Kunden braucht es nicht viel: ein Server mit einem beliebigen Betriebssystem, vorhandenes IP-basiertes Netzwerk mit Internet-Zugang und ein gängiger Web- browser am Client genügen. Mit Hilfe der Java-Technologie bleibt Yics Beschaffungslösung offen und kann damit sowohl an die Warenwirt-schafts-Software des Bestellers als an das ERP-System des Lieferanten angebunden werden.

Das Ganze basiert auf Industriestandards wie XML, so dass auch Applikationen von Drittanbietern, wie zum Beispiel SAP R/3, Navision oder Baan, relativ problemlos anzukoppeln sind. Weitere Warenwirtschaftssysteme gibt es auf Anfrage. Ausgeliefert wird Yic P/1 über zertifizierte Vertriebs- und Entwicklungspartner. Diese teilt der Hersteller in drei Kategorien ein: Während die Lizenzpartner ausschließlich Lizenzen verkaufen, führen Customizing-Partner die Software beim Kunden ein und passen sie seinen Wünschen entsprechend an. Schließlich gibt es noch die Entwicklungspartner, die zusätzlich Programmierarbeiten übernehmen und in eigener Verantwortung tiefer gehende Anpassungen der Beschaffungslösung beim Kunden vornehmen.

Im Gegensatz zu Endkunden er-halten diese Partner von Yic eine sogenannte "Dealer-and-Vendor"-Edition der Software. Der End- kunde erwirbt wiederum ein Basispaket, das er jederzeit um zusätzliche Module erweitern kann. Der Lizenzpreis ist nach der Anzahl der Anwender gestaffelt, er beginnt bei knapp 20.000 Mark für zehn User und beträgt in der Endausbaustufe für bis zu 1.000 User fast eine halbe Million Mark.

70-prozentige Kostenreduktion möglich

Doch diese relativ hohen Einführungskosten sollen sich laut Yic relativ rasch amortisieren. In Referenzprojekten hat der Hersteller aufgezeigt, dass sich bis zu 70 Prozent der bei einem Beschaffungsvorgang entstehenden Kosten reduzieren lassen. Hinzu kommt, dass auch damit einhergehende Material- und Service-Kosten ebenfalls verringert werden können - und das bis zu 20 Prozent. Ist das System etwa korrekt installiert, gibt es keine Fehllieferungen. Ferner könnten Mengenrabatte als Folge von der Konzentration auf wenige Lieferanten herausspringen.

Als Vertriebspartner von Yic P/1 haben sich unter anderem M+S, EDS, ECS, Ision und Debis PCM zertifizieren lassen. "Noch suchen wir aber Partner in Süddeutschland, dort sind wir relativ unterrepräsentiert", skizziert York Vasel, Yics Vorstand Sales, seine weiteren Pläne. Er möchte noch zehn bis 15 zusätzliche Partner dazu gewinnen, wobei er nach Möglichkeit Konflikte unter ihnen vermeiden möchte: "Am besten wäre es, wenn sich die nur lokal präsenten Firmen geografisch nicht in die Quere kommen würden".

Laut Vasel stellt Yic P/1 auch für kleinere Firmen die ideale Lösung dar, um bei Kunden das Thema elektronische Beschaffung populär zu machen: "Das Frontend ist in zwei Tagen installiert", so der Vertriebschef. "Doch schon bald möchte der Kunde dieses System an seine Warenwirtschaft anschließen und schon eröffnen sich dem Vertriebspartner glänzende Geschäftsaussichten. Die sich daraus ergebenden Projekte umfassen oft mehrere Mannwochen oder gar -monate", kann Vasel seine Begeis-terung kaum noch zügeln.

E-Procurement kostenlos

Eine andere mittelgroße Mitspielerin in dem noch jungen E-Procurement-Markt ist die Ca Content GmbH. 1997 aus einem erfolgreichen E-Procurement-Projekt am Frankfurter Flughafen entstanden, nennt die Firma heute bereits 850 Kunden ihr eigen und kann neben dem Hauptsitz in Mainz-Kastel auf die Niederlassungen in München und Hamburg verweisen.

Zwei Geschäftsfelder bilden das Rückgrat der Ca Content GmbH: die Internet-Bestellsysteme Ca Di-rect und Professional. Für Kunden, die über Ca Direkt ihre Büromaterialien bestellen wollen, ist das Ganze kostenlos. Sie müssen sich nur einmal registrieren lassen und können von da an über ihren Webbrowser die gewünschten Artikel ordern.

Einnahmen erzielt der Software-Anbieter über Provisionszahlungen. Der Kunde wiederum erhält von Ca Direct die Rechnungen zugesandt, die er dann auch bei dem Marktplatzanbieter und nicht bei den Lieferanten begleichen muss. Vermarktet wird die Ca-Direct-Lösung über alle Commerzbank-Filialen, die an einer stärkeren Verbreitung dieses vertikalen Markt- platzes ein vitales Interesse haben - ist doch die Commerzbank Net Business AG einer der beiden Inves-toren bei Ca Content.

Mehr als 150 Lieferanten konnten die Hessen bereits für ihr System begeistern - unter anderem Firmen aus den Bereichen IT, Elektronik, Arbeitsschutz, Industriebedarf, Verpackung und Büro- bedarf, auch ein Sys-temhaus wie Bechtle findet sich darunter.

Für Kunden ergeben sich aus der elektronischen Beschaffung von nicht produktionsrelevanten Materialien vielfältige Vorteile. Die Zeitdauer von der eigentlichen Bestellung der Ware bis hin zu deren Auslieferung verkürzt sich wesentlich - nach Angaben von Ca Content von etwa zwei Wochen auf zwei Tage. Es entfällt das Tätigkeitsumfeld des zentralen Bestellers im Unternehmen, der dauernd irgendwelche Kataloge wälzen muss. Statt dessen schaut sich der autorisierte Anwender das Ganze in seinem Webbrowser an, sucht sich die passende Ware aus und ordert sie mit einem Mausklick. Den ganzen Rest übernimmt dann Ca Content.

Doch nicht nur die Beschleunigung des Bestellvorgangs hilft Kosten sparen, es gibt auch ein Produktgruppen übergreifendes Ra- battsystem für alle Kunden. Denn sie alle gelten beim Lieferanten als ein Abnehmer und kommen so in den Genuss von Mengen- und Volumenrabatten, die sie sonst als kleine Einkäufer nie in Anspruch nehmen könnten. Und sollte mal eine Lieferung nicht erfolgt oder falsch sein, kann sich der Kunde an das elektronische Beschwerde-Management des Einkaufsportals wenden. Zu jedem bestellten Produkt und kaufmänn- ischen Vorgang existiert ein entsprechendes Feld, das der unzufriedene Kunde jederzeit anklicken kann.

Neben diesem für Besteller kostenlosen Service bietet Ca Content noch eine professionelle E-Procure- ment-Lösung an. Hierbei können die Abnehmer auch ihre firmenindividuellen Kataloge nutzen - zusätzlich zu den bei Ca Direct angebotenen. Es steht ihnen also offen, ihre bestehenden Lieferanten beizubehalten, vorausgesetzt, diese werden an das Ca-Professional-Sys- tem angebunden.

Die Software wird im ASP-Modus betrieben, das heißt, alles was die Besteller im Prinzip benötigen, ist ein Internet-Zugang. Doch um das Ganze rund zu machen, ist auch eine Einbindung an ein bestehendes ERP-System möglich. So kann etwa SAPs BBP-Modul (Business to Business Procurement) um Online-Produktkataloge erweitert werden.

www.yic.de

www.cacontent.de

ComputerPartner-Meinung:

Sicherlich lassen sich durch dezentrale elektronische Bestellung von Verbrauchsmaterialien Kos-ten sparen. Doch um Einspareffekte von 70 Prozent - wie das diverse E-Procurement-Anbieter versprechen - zu erzielen, bedarf es etwas mehr. Dann muss nämlich auch noch die Warenwirtschafts-Software des Kunden an diese Lösung angebunden werden, und hier schlägt die große Stunde der Systemintegratoren. (rw)

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