EMEAA Computer AG will mehr als Komponenten bieten

21.10.1999

KARLSRUHE/TROISDORF: Sie haben rechtzeitig das sinkende Schiff der CHS verlassen und einen neuen Komponenten-Großhandel aufgezogen: Die Manager von Emeaa Computer, die ehemals die Geschäftsführung der CHS-Tochter Karma innehatten.Nur 500 Meter Luftlinie trennen Jochen Gerdau von seiner vorherigen Wirkungsstätte Karma in Troisdorf: "Wie sich die CHS in den letzten sechs Monaten entwickelt hat - und Karma sitzt ja mit im Boot -, das ist schon schmerzlich anzusehen", erklärt der Vorstand der Emeaa Computer AG. "Schließlich haben wir Karma mit aufgebaut", beschreibt der ehemalige Vertriebschef die diffizile Situation (siehe ComputerPartner 36/99, Seite 22).

Warum er und der größte Teil des Managements - so zum Beispiel Einkaufsleiter Udo Moritz nebst 16 weiteren Mitarbeitern - im März gegangen sind, darauf möchte der Vorstand nicht weiter eingehen. Ein Unternehmenskenner meint dazu: "CHS hat zum Schluß wahllos zugekauft, um die Umsatzziele zu erreichen. Da treffen jetzt viele verschiedene Unternehmensstile aufeinander, die nicht harmonisieren. CHS, Karma und Frank & Walter haben es auch nicht geschafft, den Markt strategisch unter sich aufzuteilen. Daß CHS sich allerdings so schnell in diese Richtung entwickeln würde, das hätten sich auch die Emeaa-Leute nicht träumen lassen."

Keine Karma-Kopie

Die im März gegründete Emeaa Computer AG mit Sitz in Karlsruhe und Troisdorf setzt auf das gleiche Segment wie Karma, nämlich auf Komponenten. Daß bei der Neugründung die Erfahrungen im angestammten Bereich genutzt werden, findet Gerdau selbstverständlich - aber: "Wir sind keine Kopie, sondern wollen künftig unsere Palette um Produkte aus dem Kommunikations- und E-Commerce-Bereich erweitern." Wie das genau aussehen soll, ist noch geheim, denn "wir wollen ja nicht unsere Projekte im voraus verraten".

Ganz klar wird allerdings ein europaweites Wachstum angestrebt. Schon jetzt gibt es fünf weitere Niederlassungen, und zwar in den Niederlanden, Frankreich, Spanien, Türkei und auch in den USA. 80 Mitarbeiter sind insgesamt an Bord, 30 sitzen in Deutschland. Flache Hierarchien sollen das flexible Reagieren auf das Marktgeschehen ermöglichen.

Weniger ist mehr

Daß sich Emeaa Computer noch in der Aufbauphase befindet, ist auch daran zu erkennen, daß bislang noch kein Festplattenlieferant gewonnen werden konnte. Im Moment sorgen Speichermodule und Prozessoren für den Umsatz, der schon im ersten Jahr allein in Deutschland 200 Millionen Mark betragen soll.

"Wir wollen uns bewußt auf zwei bis drei Lieferanten je Produkt beschränken, um durch die enge Zusammenarbeit einen guten Service an unsere Kunden weitergeben zu können", betont Gerdau die Produktstrategie seines Unternehmens. 12 bis 14 Lieferanten insgesamt - mehr seien nicht angepeilt. Sechs konnte der Disti

bis jetzt von sich überzeugen: Sony, NEC, Tekram, Trium, Hi-Space, Maxinternet und Supermicro.

Ein weiteres Standbein verschafft das eigene Monitor-Label "Viewmode", das von mitgegangenen ehemaligen Karma-Bildschirm-Experten aus der Taufe gehoben wurde und über die eigens gegründete Viewmode Computer GmbH vertrieben wird. Zur Zeit werden monatlich etwa 10.000 Stück verkauft, bis Ende des Jahres sollen es insgesamt 50.000 sein. "Das ist nicht schlecht für das erste Jahr, wenn man bedenkt, daß die Distribution insgesamt 1,2 bis 1,5 Millionen Monitore in Deutschland verkauft", so Gerdau.

Jeweils 40 Prozent des Umsatzes generiert Emeaa über Systemintegratoren und Subdistributoren, den Rest teilen sich Retail und Fachhandel.

"Die Händler wollen wir auch in Zukunft nicht fokussieren, die jetzigen Kunden aus diesem Bereich ergeben sich zumeist daraus, daß sie in unserer Region ansässig sind", erläutert der Disti-Chef seinen Kundenmix. (via)

Weitblick versprechen die großen Fenster des Emeaa-Gebäudes.

Losgelöst von der CHS malt sich Jochen Gerdau, Vorstand Emeaa Computer AG, bessere Zukunftschancen aus.

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