Ende einer Schnapsidee

06.06.2002
Der Speicherspezialist Iomega hat gegen Ende 2001 die Produktion von Jaz-Laufwerken eingestellt. Sie werden von der neuen Generation der Peerless-Laufwerke abgelöst. Nach Ablauf der Garantiezeit wollte das Unternehmen sogar keineJaz-Laufwerke mehr reparieren. Auf Druck der Presse und des Handels lenkt Iomega aber nun ein.

Jaz-Laufwerke von Iomega erfreuen sich bei Grafikern und Layoutern seit Jahren einer großen Beliebtheit. Die Laufwerke erlauben es, große Datenmengen schnell und sicher zu transportieren. So lassen sich zum Beispiel Druckdaten per Jaz-Diskette von einem Grafiker zum anderen weitergeben oder auch ganze Seiten direkt bei Druckereien abgeben - vorausgesetzt, beide Stationen verfügen über ein Jaz-Laufwerk.

Ende 2001 hat Iomega jedoch die Produktion Jaz-Laufwerke eingestellt. Nach Aussage des Herstellers entsprechen diese Laufwerke nicht mehr dem Stand der Technik. Die Ablösung ist verfügbar und heißt Peerless. Hierbei handelt es sich quasi um Festplatten, bei denen die Datenscheibe samt Kopf in einem separaten Gehäuse untergebracht ist. Die Elektronik sitzt in dem Abspielgerät, in dem der Datenspeicher eingeklinkt wird.

Durch die komplette Kapselung des Laufwerks können hier wesentlich größere Datenmengen (10 oder 20 GB) gesichert werden. Außerdem sind wegen der unterschiedlichen Konstruktionen Jaz- und Peerless-Laufwerke allerdings nicht miteinander kompatibel.

Schluss mit Lustig

Bis letzte Woche war es Iomega mit einer cleveren Strategie gelungen, den Marktanteil an Peerless-Laufwerken anzuheben. Während der gesetzlich vorgeschriebenen Garantiezeit von zwei Jahren sollen die Laufwerke kostenlos repariert oder ausgetauscht werden - danach wollte Iomega den Kunden die Reparatur defekter Laufwerke verweigern. Stattdessen bot der Hersteller seinen Kunden einen Deal an: Gegen Zurückgabe des defekten Laufwerkes erhält der Kunde einen Preisnachlass von 20 Prozent auf ein neues Peerless-Laufwerk. Kunden, die mehrere Geräte im Einsatz haben, sollten dann auf jedes Jaz-Laufwerk ebenfalls 20 Prozent Preisnachlass bekommen. Wer die Jaz-Laufwerke aber quasi in einem "Turnschuhnetzwerk" zum Datentransport genutzt hat, kann damit herzlich wenig anfangen. Denn wie schon gesagt, die neuen Laufwerke sind nicht kompatibel zu den alten. Und die Medien sind auch nicht gerade preiswert.

Darf ein Hersteller so etwas überhaupt machen? Laut Aussage von Markus Saller, Jurist bei der Verbraucherzentrale Bayern, kann ein Hersteller die Reparatur eines Gerätes nach Ablauf der Gewährleis-tungspflicht rundweg ablehnen. Im Gesetz steht zwar, dass nach dem "End of Live" eines Produktes noch für einen gewissen Zeitraum Ersatzteile für das jeweilige Gerät verfügbar sein müssen, doch die Länge des Zeitraums ist nicht definiert. Hier handelt es sich um "Treu und Glauben". Iomega kann eventuell sogar die Ersatzteile auch liefern, doch wer soll sie einbauen, denn die Reparatur kann der Hersteller einfach ablehnen.

Alles wird wieder gut

Am Montag morgen, kurz vor Redaktionsschluss, kam die Entwarnung. Peter Wharton, Brand Marketing Director Europe von Iomega, versprach, dass das Unternehmen jetzt auch weiterhin alte Jaz-Laufwerke reparieren will. Dazu ist aber Vorraussetzung, dass der Anwender mehrere dieser Laufwerke im Einsatz hat und die Jaz-Drives für den Datenaustausch nutzt. Damit hat sich Iomega dem Druck der Presse und des Handels gebeugt.

Das Angebot, 20 Prozent Nachlass auf die neuen Peerless-Laufwerke zu geben, bleibt aber weiter bestehen. Und dieses Angebot gilt auch für Anwender, die ein oder mehrere Laufwerke besitzen und upgraden wollen.

Außerdem will das Unternehmen den Anwendern helfen, die Daten bei der Umrüstung auf die neuen Laufwerke zu transferieren. "Wir lassen keinen Kunden im Regen stehen", versprach Wharton gegenüber ComputerPartner.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar auf Seite 8. (jh)

www.iomega.de

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