Endlich: Der PC wird schöner

02.05.2003
Ein neuer Trend fesselt so manchen in der IT-Branche: Case Modding. PCs werden bunter, flippiger und damit natürlich individueller. Soll sich der Fachhandel damit beschäftigen? Lohnt sich der Einstieg in dieses neue, womöglich gerade aufkeimende Geschäftsfeld? Über diese Fragen streiten im Pro & Contra die ComputerPartner-Redakteure Christian Meyer und Cornelia Hefer.

Soll sich der IT-Handel mit dem Thema Case Modding beschäftigen? Die Antwort ist doch klar: Ja! Wiederverkäufer, die das tun, haben die Zeichen der Zeit erkannt. Denn der mausgraue PC ist endlich drauf und dran, seinen bisweilen verschämten Platz unter den Schreibtischen der Anwender zu verlassen. Die Jugend schleppt den Rechner auf LAN-Partys, als multimediale Allzweckmaschine drängt der Familien-PC verstärkt ins Wohnzimmer. Ob als Abspielgerät für die MP3-Sammlung, als Heimkino-Schaltstelle für DVD-Filme oder für die digitale Diashow, damit im Kreise der Liebsten die elektronischen Urlaubsbilder auf dem heimischen Fernseher genossen werden können - der PC mutiert allmählich zum Technik-Mobiliar. Dass Design undschickes Aussehen dabei einen wichtigen Stellenwert haben, dürfte einleuchten. Man sehe sich nur die Unterhaltungselektronik an - die Produkte sind alles andere als ausdruckslos und langweilig. Case Modding ist die konsequente Weiterentwicklung des altbackenen Rechenknechts.

Doch das ist noch längst nicht alles. Der Verkauf von Case-Modding-Ware bringt noch weitere Einträglichkeiten mit sich. Die Margen sind traumhaft, die Produktpalette weit gefächert - da findet sich für jeden Geschmack etwas. Es muss ja nicht immer gleich der grell neonblau leuchtende Netzteillüfter sein. Wer dem Kunden zudem mit gutem Rat zur Seite steht, wie er die erworbenen Schmuckteile einbaut, tut viel in Sachen Kundenbindung, Folgegeschäfte könnten sich ergeben.

Und endlich muss der Händler nicht mehr nur mit technischen Vorzügen und günstigsten Preisen der PCs in den Wettbewerb starten, die Beratungsleistung in geschmacklichen Fragen honorieren die Kunden ebenfalls gerne, schließlich wird auch ein Stück mehr Individualität verkauft.

Die Automobilindustrie beispielsweise hat sich eine der menschlichen Triebfedern - das Streben nach Individualität - längst zu Nutze gemacht. Wer die hochglänzenden Verkaufsprospekte der Hersteller durchblättert, stößt unweigerlich auf das Kapitel "Sonderausstattung und Zubehör". Ob Schnickschnack oder nicht, alleine das Versprechen, ein individuell abgestimmtes Fahrzeug erwerben zu können, das den ganz persönlichen Stil unterstreicht, bringt viele Kunden dazu, den Geldbeutel noch weiter zu öffnen. Ob Metallic-Lackierung, Sportfahrwerk, Leichtmetallfelgen oder Tuningzubehör - die Kunden greifen zu.

Sicherlich, noch ist dieser Trend von einer illustren Szene geprägt, aber das Case-Modding-Fieber greift immer weiter um sich. Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis auch die PC-Industrie sich des Themas annimmt und selbst Geschäftskunden umworben werden. Die Marketiers sprechen dann halt lieber vom individuell gestalteten "PC im Corporate Design", Case Modding klingt ihnen sicher nicht ernsthaft genug - doch in der Sache ändert sich nichts: Den PC wohlgefälliger zu machen, ist mehr als eine modische Erscheinung. Es ist längst überfällig.

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