Enterprise-Information-Portale lösen Knowledge-Management ab

12.06.2001
Handelt es sich tatsächlich um einen Paradigmenwechsel, oder kommt da alter Wein in neuen Schläuchen? Das Umsatzvolumen von Portallösungen spricht in jedem Fall für ein Engagement in diesem Wachstumsmarkt.

Wissen ist der einzige Produktionsfaktor, der sich vermehrt, wenn er geteilt wird. Doch nicht jeder Mitarbeiter muss alle Informationen bekommen, um optimal arbeiten zu können. Im Gegenteil: Für seinen Arbeitsprozess unwichtige Daten blockieren seine Kapazität. Während in einem Kleinbetrieb die "Mund-zu-Mund-Propaganda" für Informationen, Arbeitsabläufe und interne Abstimmungen in der Regel gut funktioniert, verlieren mittelständische Unternehmen aufgrund der häufig intransparenten, bürokratischen Arbeitsabläufe viel Zeit. Zudem bestehen häufig parallele Wissensinseln, da sich Mitarbeiter unabhängig voneinander dasselbe Know-how erarbeiten.

Portale bieten personalisierte Infos

Diese Schwierigkeiten können so genannte Portale lösen. Es handelt sich dabei um eine einzige, oft personalisierbare, also an die eigenen Wünsche anpassbare, Internetseite. Zum Beispiel erhält der Benutzer auf seinem Mitarbeiterportal Zugang zu allen nötigen Informationen und Funktionen, die er entsprechend seiner Rolle im Unternehmen, beispielsweise als Produktmanager, benötigt.

"Knowledge-Management ist tot, es lebe das Enterprise-Information-Portal", jubelt deshalb das Marktforschungsunternehmen Metagroup in seiner Studie "Der Markt für Portale, Marktplätze und Mobile Commerce in Deutschland". Bis zum Jahr 2003 werde sich der Markt für Knowledge-Management (KM) wandeln. "Der Trend geht hin zu einer internetbasierenden und multifunktionalen Informationsplattform, die eine Vielzahl von Einzelsystemen vereinigt", prognostiziert Marc Tenbieg, Consultant und Experte für Knowledge-Management bei der Metagroup.

Weltweit gesehen werden laut Tenbieg bis 2003 mehr als 75 Prozent der Global-2000-Unternehmen diese Techniken implementiert haben, um ihre Informationsprozesse zu beschleunigen, die Produktivität zu erhöhen und das "Human Capital" fassbar sowie abrufbar zu machen.

Ein attraktiver Markt für Value Added Reseller

Die Marktforscher gehen davon aus, dass der Großteil der Unternehmen in den kommenden vier bis fünf Jahren in Portale investieren wird. Dementsprechend optimistisch sehen die Prognosen aus: 1,61 Milliarden Euro soll das Umsatzvolumen für den deutschen Markt bereits im Jahr 2002 betragen. Für IT-Dienstleister besonders erfreulich: Services haben rund 50 Prozent Anteil daran. In Europa erwarten die Auguren rund 6,8 Milliarden Euro Umsatz. Das mittlere Investitionsbudget liege bei mehr als 60 Prozent der Anwender zwischen 125.000 und 250.000 Euro.

Aber nicht nur Metagroup, sondern auch die Analysten der Delphi Group erkennen den Trend zu Firmenportalen in allen Industriezweigen. Der IT-Berater stellte fest, dass mehr als die Hälfte der von ihm beobachteten Unternehmen Kunden- oder Mitarbeiterportale erwägen. Weitere 30 Prozent haben bereits den Aufbau solcher personalisierter Frontends konkret in Angriff genommen, angefangen beim Angebotsvergleich bis hin zur bereits begonnenen Projektdurchführung.

Der Großteil derer, die in diese Technologie investierten, wollen ihren Mitarbeitern helfen, sich in der Informationsflut zurechtzufinden. "Das größte Problem ist nicht der Mangel an Informationen, sondern der Mangel an kontextbezogenen Informationen", begründet Mark Tucker, Senior Consultant bei Delphi Group, das wachsende Interesse.

www.metagroup.de

ComputerPartner-Meinung:

Der Wandel von einem eindimensionalen Archivierungssys-tem über Workflow-gesteuertes Dokumentenmanagement hin zum mehrdimensionalen Konzeptansatz eines Enterprise-Information-Portals wird den Anbietermarkt neu ausrichten. Hersteller, die es nicht schaffen, ihre Anwendungen in ein Portal-Framework zu integrieren, verspielen die Chance auf eine Führungsposition. (hei)

Zur Startseite