Enttäuschung bei den Taiwanern

16.11.2000

Weit weg vom Hauptstrom der Besucher fühlten sich die chinesischen Hersteller auf dem Taiwan-Stand in der hintersten Ecke der Komponenten-Halle B2 irgendwie auf verlorenem Posten. Denn Hardware scheint auf der Münchener IT-Messe niemanden mehr zu interessieren.

"Die ,Electronica 2000‘ war schon komplett ausgebucht, deshalb sind wir hier. Aber gelohnt hat sich die Teilnahme an der ,Systems’ für uns bisher nicht so richtig", klagt Carinna Yeh, Sales-Manager von Glory Mark, eines taiwanischen Unternehmens, das sich auf Schnittstellen und Kabel spezialisiert hat. Interesse sei schon da, so zum Beispiel an den Firewire-Lösungen und USB-Kabeln, aber die Verkaufszahlen sind eher enttäuschend. Ein großer deutscher Kunde habe sogar in Aussicht gestellt, "auf einen Schlag 60.000 USB-2-Hubs" abzunehmen, sobald die Technologie marktreif ist. "Doch bis es soweit ist, werden wohl noch Monate vergehen", seufzt Yeh.

"Wo man nur hinschaut, überall nur Software. Hardware made in Taiwan hat da wohl wenig Chancen", mault auch Ray Huang, Bereich Sales bei Power Quotient International (PQI), ein großer Hersteller von Speicherlösungen, einschließlich Compact-Flash- und Smartmedia-Karten. "Da wir der einzige Anbieter von 256-MB-Flashcards sind, bleibt schon mal jemand hier stehen, aber der große Besucherandrang einer Cebit fehlt hier einfach."

Wie die sieben Hersteller des diesjährigen Taiwan-Gemeinschaftsstands haben auch viele andere Taiwaner schon die Erfahrung gemacht, dass die Teilnahme an der Systems den Aufwand nicht lohnt. Anders als bei der Cebit kommen die meisten einmal und nicht wieder.

"Dass E-Commerce und Software in den Vordergrund treten, ist nun einmal ein Trend", bemerkt Jade Chang, Deutschland-Prepräsentantin der Taipei Computer Association (TCA) als Co-Veranstalter des Taiwan-Stands. "Für die taiwanischen Hersteller lohnt sich die Teilnahme an einer Messe wie der Systems nur, wenn sie in Deutschland oder Europa noch keine Niederlassung haben." Unterschwellig klingt auch Kritik an den eigenen Landsleuten durch: "Wer neue Kunden gewinnen will, muss auch mal rausgehen und sich zeigen. Immer nur am eigenen Stand zu kleben und darauf zu warten, dass ein Interessent vorbeikommt, reicht eben nicht." (kh)

www.computex.com.tw

www.glorymark.com.tw

www.pqi.com.tw

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