Entwickler-Datenbank für Web-Services und Java Beans

10.10.2002
Etwa vier Fünftel ihres Umsatzes erzielt die Intersystems Corporation über Softwarehäuser. Ihnen offeriert nun das Unternehmen die Version 5 seiner postrelationalen Datenbank Caché.

Etwa 100 Millionen Dollar Umsatz macht Intersystems, davon etwa zehn Millionen in Europa. Und das Geschäft scheint sich für den Datenbankhersteller gut zu entwickeln: Für dieses Jahr peilt er einen Umsatzanstieg von 40 Prozent. "Profitabel sind wir ohnehin schon immer gewesen", gibt Michael Ihringer, Intersystems? Marketingleiter der Region Zentral- und Osteuropa, zu Protokoll. Ein Grund dafür könnte das Vertriebsmodell des in Privatbesitz gehaltenen Unternehmens sein: Intersystems verlangt von seinen Partnern - unabhängigen System- und Softwarehäusern - erst dann Lizenzgebühren, wenn sie mit Caché entwickelte Lösungen bei ihren Kunden implementiert haben.

Seit Ende September ist nun die Version 5 der Datenbank auf dem Markt. Diese kann Daten in Transaktionssystemen direkt verarbeiten, das heißt ohne den Umweg über ein Data Warehouse. Möglich macht dies die Bitmap-Indizierung von Echtzeitdaten.

Bei diesem Verfahren wird jedem Eintrag in der Datenbank ein binärer Wert zugeordnet, zum Beispiel 0110, wenn es sich um einen Mann (0), technischer Angestellter (1) und seit mehr als fünf Jahren (1) in der Niederlassung Frankfurt (0) tätig, handelt. Einer weiblichen Verwaltungsangestellten in der Münchener Konzernzentrale würde der Wert 1001 zugeordnet, falls sie dort noch keine fünf Jahre arbeitet.

Eine Suche nach allen möglichen Verknüpfungen, etwa nach der Anzahl der erst vor kurzen angestellten weiblichen Mitarbeiter in der Münchener Technikabteilung, beschränkt sich somit auf die logischen Operatoren "and", "or", "not" und "count". Da dieses Verfahren relativ wenig Speicherplatz benötigt, ist es auch rasch abgeschlossen.

Bisher wurde diese Technologie nur in Data Warehouses verwendet mit dem Nachteil, dass die dort gespeicherten Daten nicht aktuell waren, sondern jedesmal neu aus dem transaktionsverarbeitenden System geladen werden mussten. Das ist nun mit Caché 5 nicht mehr notwendig, die in der Datenbank integrierte "Transactional Bit Map Index"-Technologie kann auch auf zeitkritische Daten im Web oder in n-tier-Umgebungen zugreifen.

Web-Services inklusive

In Caché 5 neu hinzugekommen ist ferner die Möglichkeit, XML-basierende Web-Services zu entwickeln. Hierfür wurde die Datenbank zu Microsofts Dotnet- und Java-basierenden Entwicklungsumgebungen kompatibel gemacht, ohne jedoch auf irgendwelche proprietäten Erweiterungen Rücksicht zu nehmen. Nun kann also jede mit Caché erzeugte Methode oder "stored procedure" quasi automatisch als Web-Service zur Verfügung gestellt werden. Mit dem Soap-Protokoll (Simple Object Access Protocol) und der Beschreibungssprache WSDL (Web Services Description Language) ist das Entwicklungswerkzeug von Intersystems vertraut. Der Einsatz eines expliziten Applikationsservers ist nicht notwendig, der Anwender kann über den Web-Server direkt auf die in der Datenbank gespeicherten Web-Services zugreifen.

Vereinfacht wurde außerdem die Entwicklung von Java Beans, die gegenüber den so genannten "containern" Performancevorteile bieten. Das herstellereigene "Enterprise Cache Protocol" soll ebenfalls besser seine Arbeit verrichten. Aus dem ursprünglich für Client/Server-Architekturen entwickelten Speicherverfahren machten nun die Intersystems-Entwickler ein System für die n-tier-Architekturen, wie sie in Web-basierenden Umgebungen anzutreffen sind. Für erhöhte Skalierbarkeit soll die "Distributed Concurrency Engine" sorgen.

Caché 5 ist ab sofort für Windows, Linux, Open VMS, IBM AIX, HP-UX, Sun Solaris und Tru64 verfügbar. Es existieren drei Lizenzierungsmodelle, je nach Anforderung des Endkunden "Named", "Concurrent" und Web-User. So fallen auch die Preise recht unterschiedlich aus: zwischen 240 Euro für ein Einzelplatzsystem, bis zu 1.495 Euro pro Benutzer bei unternehmensweitem Einsatz von "Caché Enterprise" auf beliebig vielen Servern.

Ehrgeizige Pläne hat der Hersteller bezüglich der Partnerlandschaft: "Derzeit arbeiten 120 Softwarehäuser mit unseren Programmen. Mit der neuen Caché-Version hoffen wir, jährlich etwa 30 neue hinzuzugewinnen", so Marketingleiter Ihringer.

www.intersystems.de

ComputerPartner-Meinung:

Für ISVs (Independent Software Vendors) scheint Caché eine feine Sache zu sein. Lizenzgebühren für diese Datenbank müssen sie erst dann entrichten, wenn sie damit erstellte Anwendungen bei Endkunden implementiert haben. Nichtsdestotrotz müssen sie zuvor Kunden finden, die bereit sind, dafür Geld auf den Tisch zu legen. Nicht zu unterschätzen bleibt außerdem der Aufwand der Entwickler in den Auf- und Ausbau des eigenen Know-hows. Hier sind unter Um-ständen eingige Investitionen in Schulungen zu tätigen. (rw)

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