Erste Konsequenzen nach herben Verlusten:

05.08.1998

MÜNCHEN: Überraschend heftig reagierte Iomega auf die unerwarteten Verluste, die das Vorzeigeunternehmen im ersten Quartal 1998 zu vermelden hatte. Kim Edwards, langjähriger CEO und Präsident der Iomega Corporation mußte seinen Platz an der Firmenspitze räumen. Eine Reihe weiterer organisatorischer und struktureller Veränderungen sollen sicherstellen, daß es sich bei der Misere um einen einmaligen Ausrutscher gehandelt hat.Man stelle sich vor, Michael Schumacher führt beim großen Preis von Deutschland mit mehr als einer Minute Vorsprung vor allen Konkurrenten. Den sicheren Sieg vor Augen, kommt er dann unbedrängt von der Piste ab und landet samt Ferrari im nächsten Reifenstapel. So oder ähnlich muß sich Kim Edwards, Chief Executive Officer (CEO) der Iomega Corporation in Roy/Utah, gefühlt haben, als ihm die wenig erfreulichen Umsatzergebnisse des ersten Quartals 1998 vorgelegt wurden. Während loyale deutsche Formel-1-Fans die Schuld auf das italienische Nobelgefährt schieben würden, hatten die Repräsentanten der weltweiten Aktienbesitzer kein Erbarmen mit dem Iomega-Lenker. Edwards durfte - um beim Bild zu bleiben - seinen Helm nehmen. Der Chefsessel ist seit dem 16. April verwaist. Daß es sich dabei nicht um einen Anfall von blindem Aktionismus handelte, zeigen eine Reihe von flankierenden Maßnahmen, die ähnliche Umsatzeinbrüche in Zukunft verhindern sollen.

Kleine Ursache, große Wirkung

Das schwache internationale Geschäft, kombiniert mit zusätzlichen Marketingausgaben von 20 Millionen Dollar waren die Gründe für unsere Verluste im ersten Quartal 98", faßt Interims-Chef James E. Sierk, Präsident und Chief Operation Officer (COO) und zweiter Mann der Iomega Corporation, die Situation lapidar zusammen. Obwohl das Quartalsergebnis mit 408 Millionen Dollar um 13 Prozent über dem Vorjahresergebnis lag, fielen unterm Strich Verluste von 18,6 Millionen Dollar an. Umsatzrückgänge von 17 Prozent in Europa und sogar 26 Prozent in Asien konnten durch den 32-prozentigen Umsatzzuwachs in den USA nicht kompensiert werden. Die Hauptursache der Misere lag allerdings bei der Gewinnspanne. Während sie im ersten Quartal 1997 noch bei 30 Prozent lag, waren es ein Jahr später nur noch 25 Prozent.

Glaubt man den Ausführungen von Kevin O'Haire, Managing Director der europäischen Zentrale von Iomega International S.A. in Genf, gibt es für das Desaster eine einfache Erklärung. Die katastrophale Liefersituation Ende letzten Jahres war für das schwache Europaergebnis verantwortlich. Sie sorgte seinen Worten nach dafür, daß viele Produkte für das lukrative Weihnachtsgeschäft schlichtweg zu spät kamen. Die Folge war, daß die zu spät gefüllten Lager in den Vertriebskanälen erst im Laufe des ersten Quartals 1998 langsam abgebaut wurden. Konkurrenzunternehmen, so O'Haire weiter, könnten sich nicht damit rühmen, aktiv an der Misere beteiligt gewesen zu sein. Eine Aussage, die zumindest im Hinblick auf die sinkenden Gewinnspannen mit einem Fragezeichen versehen werden darf.

Neue Köpfe sollen es richten

Nach der Demission von Edwards sollen zwei neue Spitzenmanager dem Unternehmen auf internationaler Ebene frische Impulse gegen. Jim A. Taylor, ehemals Gateway 2000, wird als Vice President den Geschäftsbereich Global Sales und Marketing leiten. William M. Hake, der von Seagate zu Iomega wechselte, wird ebenfalls als Vice President für weltweite OEM-Geschäfte verantwortlich sein. Auch in Europa dreht sich das Personalkarussell. Zwar rollten hier (noch) keine Köpfe, statt dessen setzten die Verantwortlichen auf eine Verstärkung der bestehenden Vertriebsorganisation.

Ulrike Tegtmeier, früher bei Philips für PC-Geschäfte, Monitore, Handhelds und digitale Kameras zuständig, ist ab sofort als Director Aftermarket Zip für die Iomega Business Unit in Europa, dem mittleren Osten und Afrika zuständig. Nach den Worten von Kevin O'Haire soll sie im europäischen Iomega-Hauptquartier in Genf insbesondere den Interessen des deutschen Marktes mehr Gewicht verleihen. "Mit einem Anteil von zirka 35 Prozent am Europa-Umsatz, spielt Deutschland in unser Marktstrategie eine zentrale Rolle," so O'Haire gegenüber ComputerPartner. Zwei weitere Faktoren dokumentieren Iomegas gestiegenes Engagement im deutschen Markt. Zum einen wurde die Vertriebsmannschaft, die für die Betreuung von Retailmärkten, Distributoren und Corporate Accounts zuständig ist, auf zwölf Mitarbeiter aufgestockt, zum anderen soll durch ein neueingerichtetes Verbindungsbüro in München die Kommunikation mit den deutschen Vertriebspartnern deutlich intensiviert werden.

Gesucht: Strategien zur Imageaufbesserung

Verbessern möchte Iomega nach O'Haires Worten nicht nur die Kommunikation mit den Kunden, sondern auch die Darstellung des Unternehmens in der Öffentlichkeit. Die bisherige Marketingarbeit steht deshalb aktuell auf dem Prüfstand.

Daß eine Imageaufbesserung Not tut, ist unumstritten. In erster Linie durch gerichtliche Auseinandersetzungen mit Nomai und Boeder geriet Iomega in der letzten Zeit in die Schlagzeilen. Obwohl das Unternehmen argumentiert, daß mit der angestrengten Klage der Verbraucher vor unsicheren Speichermedien geschützt werden soll, haben die Amerikaner reichlich an Sympathien eingebüßt. Als eine Strategie zur Marktabschottung und als gewolltes Instrument, den Preis für das Zip-Medium auf dem derzeit hohen Level zu halten, betrachten große Teile der Öffentlichkeit das gerichtliche Geplänkel. Obwohl Iomega nach O'Haires Worten nach wie vor auf seinem Standpunkt beharrt, scheinen die Verantwortlichen doch begriffen zu haben, daß sie sich selbst, zumindest durch die Art und Weise ihres Vorgehens, keinen Gefallen damit getan haben. Endlich wieder einmal positive Schlagzeilen erhofft sich Iomega durch die Vorstellung beziehungsweise Markteinführung neuer Produkte. Nach etlichen Verzögerungen sind die ATAPI-Version der Zip-Laufwerke und das JAZ 2-GByte-Laufwerk endlich lieferbar. Ebenfalls verfügbar ist nach sechsmonatiger Verzögerung der BUZ-Multimedia-Adapter. Noch etwas warten müssen die Anwender dagegen auf ein Produkt, das zu den Highlights der diesjährigen Cebit zählte, das Clik!-Laufwerk. Die neue Mini-Speichertechnologie für mobile Geräte wie PDAs oder digitale Kameras wird erst im zweiten Halbjahr 1998 zur Verfügung stehen. Nach den vielen Fehleinschätzungen der Vergangenheit diesmal Lieferaussagen einzuhalten ist laut Iomega-Manager O'Haire von fundamentaler Bedeutung. Ein definitives Statement zur Verfügbarkeit wird deshalb erst Anfang Juli erfolgen. (sd)

Clik!, der neue Hoffnungsträger im Haus Iomega: Mit einem Preis von knapp zehn Dollar für das 40-MB-Medium, soll die neue Mini-Speichertechnologie den Markt von Mobilgeräten von der digitalen Kamera bis zum PDA revolutionieren.

Iomega-Chef Edwards hat die knapp 20 Millionen Dollar Verluste im letzten Quartal nicht überlebt. Er mußte Mitte April seinen Hut nehmen.

Kevin O'Haire, Managing Director der europäischen Zentrale von Iomega International S.A. in Genf: Ob der Umsatzrückgang in Europa ein einmaliger Ausrutscher oder nach seinen Worten der "Beginn einer Trendwende" war, müssen die nächsten Quartalszahlen erst zeigen.

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