ETCF: Thin-Client-Industrie bekommt eigene Lobby

25.09.2003
Was auf der Cebit 2003 angedacht wurde, ist jetzt Realität: In München wurde die Gründung des ersten Thin-Client-Industrieverbandes auf europäischer Ebene bekannt gegeben. Sie soll der Technologie und ihren Anbietern ein besseres Standing in der Öffentlichkeit verschaffen.

Im März war es nur eine Idee der Unternehmensberatung Onpact AG, im Mai signalisierten die ersten Firmen ernsthaftes Interesse, und am 20./21. September wurde in München tatsächlich die Gründung des ersten Thin-Client-Industrieverbandes auf europäischer Ebene gefeiert. Zu den Gründungsmitgliedern des "European Thin Client Forum e.V." (ETCF) zählen Unternehmen wie Fujitsu Siemens, Maxdata, Affirmative, Esesix, Igel und Neoware.

Diese Interessengemeinschaft kann eine Lobby gut gebrauchen, sagt Wolfgang Wohner, der als Sprecher des neuen Verbandes fungiert: "Das ETCF versteht sich als einheitliches Sprachorgan für die Interessen der Thin Client Community in einem stark wachsenden, aber dennoch teilweise unbekannten und bislang für viele Unternehmen intransparenten Markt."

Immerhin: Die Marktforscher sind von der Technologie begeistert, bei der mittels Server-based-Computing-Lösungen alle Arbeitsplatzanwendungen auf zentralen Servern bereitgestellt werden und so eine schlanke Architektur auf Anwenderseite (Thin Client) ermöglicht wird: Sie gehen für die nächste Zukunft von Wachstumsraten zwischen 20 und 30 Prozent im Jahr aus. "Hauptaufgabe des ETCF wird es nun sein, das Leistungspotenzial und den wirtschaftlichen Nutzen der Thin-Client-Technologie gegenüber den Medien, Analysten und der Öffentlichkeit umfassend zu kommunizieren", erklärt Wohner.

Podiumsdiskussionen und gemeinsamer Auftritt geplant

Zur Umsetzung dieser Ziele wurden von den Mitgliedern bereits erste Maßnahmen beschlossen. Darunter ein gemeinsamer Internetauftritt, die Teilnahme an Messen und Kongressen sowie die Initiierung verschiedener Podiumsveranstaltungen für Kunden, Mitglieder und Interessenten aus dem Handel und der Distribution.

Alle Beteiligten erhoffen sich zudem einen intensiven Informationsaustausch auf Verbandsebene. Die Kooperation möglichst vieler Repräsentanten soll den Mitgliedern wirtschaftlich fundiertere Aussagen zu kritischen Erfolgsfaktoren, wie Return on Investment und TCO, sowie zu allgemeinen Markt- und Wachstumsdaten liefern. Die bisherigen Marktanalysen bezeichnen Wohner und seine Kollegen nämlich als "unscharf".

Einen mutmaßlichen Konflikt zwischen Thin-Client- und PC-Marktinteressen fürchten die Interessenvertreter nicht, sagt Wohner: "Ganz im Gegenteil: Die Thin-Client-Technologie ist thematisch schwerpunktmäßig auf Serverseite fokussiert, wobei es im Prinzip völlig sekundär ist, ob Client-seitig ein Terminal oder ein echter Arbeitsplatz-PC in der Funktion eines Thin Client implementiert ist." Man gehe sogar davon aus, dass die die enormen Nutzenpotenziale von Server-based-Computing-Lösungen auch den PC-Markt neu beleben werden: "Eine gedankliche Annäherung anderer Verbände aus der IT-Industrie wäre daher mittelfristig durchaus denkbar. Eine derartige Entwicklung würden wir sehr begrüßen."

www.etcf.de

ComputerPartner-Meinung

Ein Interessenverband kann der Thin-Client-Community sicher nicht schaden, es wird sich aber noch zeigen, wie viel er ihr tatsächlich nützt. Denn alle neuen Verbände gehen mit großen Zielen und starken Sprüchen an den Start, nach einem halben Jahr sind davon meist nur noch die leeren Phrasen übrig. (mf)

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