Exklusiv in ComputerPartner: Comtech-Chef Märtens über den tiefen Fall seines Unternehmens

18.06.2003
Es sieht so aus, als ob derzeit das letzte Kapitel der Comtech-Geschichte geschrieben wird: Nach der Insolvenz der Comtech Computersysteme GmbH und der Comtech 2001 Computersysteme GmbH, musste nun auch das letzte Mitglied der Gruppe, die Comtech 2002, Zahlungsunfähigkeit anmelden. Die Homepage ist nicht mehr aktiv, die Filialen sind geschlossen. Erwartet wurde die Pleite eigentlich schon im vergangenen Sommer. Die damalige Mutter, der TK-Konzern Mobilcom, hatte die Schließung der PC-Kette bereits angekündigt. Der Sozialplan war fertig, die Mietverträge gekündigt, dann kam Michael Märtens. Einen Euro habe er für die übernahme gezahlt, hieß es damals. Tatsächlich waren es zwei. Die Branche fragte sich: Ist der Mann naiv, mutig oder einfach irre? Denn der Gründer und Inhaber der Trend-e-pak-Gruppe schien nicht die finanzielle Kraft für rund 60 zusätzliche Filialen und 300 neue Mitarbeiter zu haben. Aber er hatte ein Konzept und sehr viel Ehrgeiz: "Hätte alles geklappt, hätte Comtech die größte Komponentenkette Deutschlands werden können", sagt er heute. Exklusiv in ComputerPartner schildert der Manager, was seiner Meinung nach schief gegangen ist. Er spricht erstmals über seine damaligen Pläne, die Hintergründe der Insolvenz, die Rolle der Ex-Mutter Mobilcom und über seinen gescheiterten Traum, mal ein ganz Großer zu werden. Und auch darüber, warum der komplexe Deal innerhalb weniger Tage durchgezogen werden musste: "Es musste sehr schnell gehen. Die Auflösung von Comtech war beschlossene Sache, die Kündigungen waren schon geschrieben, hätten wegen der Kündigungsfristen noch am selben Tag verschickt werden müssen". Während der Verhandlungen habe er immer auf den Kasten mit den Kündigungsschreiben geblickt, sagt Märtens: "An diesem Freitag musste klar sein, ob die übernahme statt finden oder nicht - und zwar quasi bevor die Post abgeholt wird." Was danach schief gegangen ist und wer wie viel Schuld an dieser Pleite hat, beschäftigt derzeit aber nicht nur ihn, sondern auch zwei Insolvenzverwalter und demnächst wohl auch die Gerichte. Geklärt werden soll unter anderem ob sich Michael Märtens der Insolvenzverschleppung schuldig gemacht hat, wie einige Mitarbeiter behaupten. Und warum es die Mobilcom bis heute nicht geschafft hat, eine Schlussbilanz für die Kette abzuliefern, wie Märtens beklagt. Die Insolvenzverwalter prüfen, ob es Comtech-Mitarbeiter gab, die zuletzt in die eigene Tasche gewirtschaftet haben und ob es bei der Ex-Mutter Mobilcom aufgrund alter Verträge vielleicht noch Geld zu holen gibt. Das er blauäugig gewesen sei, bestreitet der einst erfolgreiche mittelständische Unternehmer noch heute. Er sieht sich vielmehr als Opfer der wirtschaftspolitischen Mühlen von drei Großunternehmen. Die Sicherheit, Comtech halten zu können, habe unter anderem eine lukrative Partnerschaft mit Fujitsu Siemens genährt. Doch dann habe es an entsche Stelle einen Personalwechsel gegeben und "man stand danach nicht mehr hinter diesem Geschäft". Die nötigen Kreditlinien habe er nicht bewilligt bekommen, weil die Mobilcom ihren Pflichten nicht nachgekommen sei: "Wir haben bis heute keine Schlussbilanz bekommen", sagt Märtens. "Ohne Schlussbilanz kann man keine Eröffnungsbilanz erstellen und auch keine Jahresbilanz. Und ohne Unterlagen gibt es natürlich auch keine Kredite". Mangels Geld sei zuletzt auch das größte geplante Projekt nicht zustande gekommen: Die übernahme von 150 T-Punkten in Deutschland, die ansonsten geschlossen werden müssten. Mit der Telekom habe man seit Oktober über die gemeinsame Fortführung der Shops verhandelt. Man habe sich bereits auf einen gemeinsamen Auftritt und gemeinsames Logo geeingt, sagt Märtens. Offen sein noch gewesen, ob die Comtech/T-Punkt-Shops in Form einer Kooperation, als Franchise-System oder unter dem Dach einer neuen Firma betrieben werden sollten. Doch auch dieser Konzern habe sich zuletzt von ihm abgewendet. Vorwürfe, auf die die großen Konzerne nervös reagieren. Die Telekom will die gemeinsamen Pläne nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren: "Wir äußern uns dazu prinzipiell nicht", so das knappe Statement. Auch die Vorstände der Mobilcom möchten sich nicht mehr mit Comtech belasten: "Für ein eventuelles M kann nicht der Altgesellschafter verantwortlich gemacht werden", lässt man über einen Unternehmenssprecher mitteilen. Man hält weiterhin daran fest, beim Verkauf nur das Wohl der Comtech-Mitarbeiter im Sinn gehabt zu haben: "Rückblickend war der Verkauf die für die Mitarbeiter vorteilhaftere Lösung, da sie im neuen Unternehmen für weitere acht Monate Gehalt bezogen haben", heißt es in der Stellungnahme der Mobilcom. "Um über den Sozialplan einen ähnlich hohen Betrag zu erzielen, hätte ein Mitarbeiter über 13 Jahre bei Comtech beschäftigt sein müssen". Den ausführlichen Bericht lesen Sie in der ComputerPartner-Ausgabe Nr. 25. (mf)

Es sieht so aus, als ob derzeit das letzte Kapitel der Comtech-Geschichte geschrieben wird: Nach der Insolvenz der Comtech Computersysteme GmbH und der Comtech 2001 Computersysteme GmbH, musste nun auch das letzte Mitglied der Gruppe, die Comtech 2002, Zahlungsunfähigkeit anmelden. Die Homepage ist nicht mehr aktiv, die Filialen sind geschlossen. Erwartet wurde die Pleite eigentlich schon im vergangenen Sommer. Die damalige Mutter, der TK-Konzern Mobilcom, hatte die Schließung der PC-Kette bereits angekündigt. Der Sozialplan war fertig, die Mietverträge gekündigt, dann kam Michael Märtens. Einen Euro habe er für die übernahme gezahlt, hieß es damals. Tatsächlich waren es zwei. Die Branche fragte sich: Ist der Mann naiv, mutig oder einfach irre? Denn der Gründer und Inhaber der Trend-e-pak-Gruppe schien nicht die finanzielle Kraft für rund 60 zusätzliche Filialen und 300 neue Mitarbeiter zu haben. Aber er hatte ein Konzept und sehr viel Ehrgeiz: "Hätte alles geklappt, hätte Comtech die größte Komponentenkette Deutschlands werden können", sagt er heute. Exklusiv in ComputerPartner schildert der Manager, was seiner Meinung nach schief gegangen ist. Er spricht erstmals über seine damaligen Pläne, die Hintergründe der Insolvenz, die Rolle der Ex-Mutter Mobilcom und über seinen gescheiterten Traum, mal ein ganz Großer zu werden. Und auch darüber, warum der komplexe Deal innerhalb weniger Tage durchgezogen werden musste: "Es musste sehr schnell gehen. Die Auflösung von Comtech war beschlossene Sache, die Kündigungen waren schon geschrieben, hätten wegen der Kündigungsfristen noch am selben Tag verschickt werden müssen". Während der Verhandlungen habe er immer auf den Kasten mit den Kündigungsschreiben geblickt, sagt Märtens: "An diesem Freitag musste klar sein, ob die übernahme statt finden oder nicht - und zwar quasi bevor die Post abgeholt wird." Was danach schief gegangen ist und wer wie viel Schuld an dieser Pleite hat, beschäftigt derzeit aber nicht nur ihn, sondern auch zwei Insolvenzverwalter und demnächst wohl auch die Gerichte. Geklärt werden soll unter anderem ob sich Michael Märtens der Insolvenzverschleppung schuldig gemacht hat, wie einige Mitarbeiter behaupten. Und warum es die Mobilcom bis heute nicht geschafft hat, eine Schlussbilanz für die Kette abzuliefern, wie Märtens beklagt. Die Insolvenzverwalter prüfen, ob es Comtech-Mitarbeiter gab, die zuletzt in die eigene Tasche gewirtschaftet haben und ob es bei der Ex-Mutter Mobilcom aufgrund alter Verträge vielleicht noch Geld zu holen gibt. Das er blauäugig gewesen sei, bestreitet der einst erfolgreiche mittelständische Unternehmer noch heute. Er sieht sich vielmehr als Opfer der wirtschaftspolitischen Mühlen von drei Großunternehmen. Die Sicherheit, Comtech halten zu können, habe unter anderem eine lukrative Partnerschaft mit Fujitsu Siemens genährt. Doch dann habe es an entsche Stelle einen Personalwechsel gegeben und "man stand danach nicht mehr hinter diesem Geschäft". Die nötigen Kreditlinien habe er nicht bewilligt bekommen, weil die Mobilcom ihren Pflichten nicht nachgekommen sei: "Wir haben bis heute keine Schlussbilanz bekommen", sagt Märtens. "Ohne Schlussbilanz kann man keine Eröffnungsbilanz erstellen und auch keine Jahresbilanz. Und ohne Unterlagen gibt es natürlich auch keine Kredite". Mangels Geld sei zuletzt auch das größte geplante Projekt nicht zustande gekommen: Die übernahme von 150 T-Punkten in Deutschland, die ansonsten geschlossen werden müssten. Mit der Telekom habe man seit Oktober über die gemeinsame Fortführung der Shops verhandelt. Man habe sich bereits auf einen gemeinsamen Auftritt und gemeinsames Logo geeingt, sagt Märtens. Offen sein noch gewesen, ob die Comtech/T-Punkt-Shops in Form einer Kooperation, als Franchise-System oder unter dem Dach einer neuen Firma betrieben werden sollten. Doch auch dieser Konzern habe sich zuletzt von ihm abgewendet. Vorwürfe, auf die die großen Konzerne nervös reagieren. Die Telekom will die gemeinsamen Pläne nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren: "Wir äußern uns dazu prinzipiell nicht", so das knappe Statement. Auch die Vorstände der Mobilcom möchten sich nicht mehr mit Comtech belasten: "Für ein eventuelles M kann nicht der Altgesellschafter verantwortlich gemacht werden", lässt man über einen Unternehmenssprecher mitteilen. Man hält weiterhin daran fest, beim Verkauf nur das Wohl der Comtech-Mitarbeiter im Sinn gehabt zu haben: "Rückblickend war der Verkauf die für die Mitarbeiter vorteilhaftere Lösung, da sie im neuen Unternehmen für weitere acht Monate Gehalt bezogen haben", heißt es in der Stellungnahme der Mobilcom. "Um über den Sozialplan einen ähnlich hohen Betrag zu erzielen, hätte ein Mitarbeiter über 13 Jahre bei Comtech beschäftigt sein müssen". Den ausführlichen Bericht lesen Sie in der ComputerPartner-Ausgabe Nr. 25. (mf)

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