Fachkräfte verzweifelt gesucht

11.05.1998

MÜNCHEN: Schon seit einiger Zeit kämpft die IT-Branche mit Fachkräftemangel - und das bei hoher Arbeitslosigkeit in Deutschland. Wie viele EDV-Spezialisten gebraucht werden, darüber sind sich selbst die Verbände nicht einig. Die Zahl schwankt zwischen 75.000 und 120.000 fehlenden EDV-Fachkräften allein in Deutschland. Hätte es das nötige Personal gegeben, so der Verband Deutscher Elektrotechniker (VDE), hätte das letztjährige Wachstum der IT-Branche von 6,3 Prozent um ein bis zwei Prozent höher ausfallen können.Mit dem Nachwuchs allerdings sieht es zumindest an Deutschlands Hochschulen eher mager aus. "Von 11.000 Studienplätzen der Informatik sind nur 6.000 bis 7.000 besetzt, Tendenz fallend", beklagt Jörg Menno Harms, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Hewlett-Packard. Ursache für die schwache Nachfrage nach IT-Studiengängen sei die Arbeitsmarktflaute Mitte der 90er Jahre gewesen.

"Wir müssen das Problem an der Wurzel packen", beschwört Harms seine Branchenkollegen. Wenn der Nachwuchs nicht aus den Unis kommt, müssen die suchenden Unternehmen ihre eigenen Fachkräfte ausbilden, zum Beispiel durch Praktika. Eco, der Verband der deutschen Internetwirtschaft, fordert zum Beispiel einen neuen Ausbildungsberuf - die "Internet-Fachkraft". Außerdem sollen Berufsschulen grundsätzlich Kenntnisse zu E-commerce vermitteln. Der Bundesverband für Informations- und Kommunikationssysteme (BVB) initiiert gerade einen dualen Studiengang, der neben theoretischer Schulung an der Uni zusätzlich eine praktische Ausbildung in der Wirtschaft beinhaltet.

Nicht nur Deutschland stöhnt unter dem Mangel. Laut VDE fehlen 367.000 IT-Mitarbeiter in Westeuropa. Das Marktforschungunternehmen International Data Corporation (IDC) prognostiziert für Europa im Jahr 2002 ein Defizit von rund 1,6 Millionen Spezialisten. (gn)

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