Deutsche Familienunternehmen öffnen sich zunehmend für Private-Equity-Investoren. Vor allem bei langfristig angelegten Investitionen, die mit hohen Risiken verbunden sind und die Liquidität belasten, greifen die Unternehmer auf privates Beteiligungskapital zurück. Das hat die Studie "Beteiligungskapital in Familienunternehmen - Chance oder Widerspruch?" der Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC) ergeben. Demnach rechnen 70 Prozent der befragten Entscheidungsträger mit einem wachsenden Einfluss von Beteiligungskapital auf Gesellschaften in Familienbesitz in den kommenden fünf Jahren. Die Unternehmen fürchten allerdings, dass der Einstieg eines Private-Equity-Investors die langfristige Geschäftspolitik gefährden könnte.
"Der Zielkonflikt zwischen der gewünschten unternehmerischen Eigenständigkeit und dem Mitbestimmungsanspruch externer Investoren ist kaum zu lösen", gibt dann auch Norbert Winkeljohann, Mitglied des PwC-Vorstands und Leiter des Bereichs Mittelstand, zu bedenken. "Daher wird sich ein Familienunternehmen in erster Linie erst dann für privates Beteiligungskapital interessieren, wenn es notwendige Investitionen nicht auf andere Weise finanzieren kann", betont der Experte. Von dem Einstieg eines Private-Equity-Investors erwarten sich 90 Prozent der Befragten eine schnellere Konsolidierung. Zwei Drittel rechnen mit mehr Firmenzusammenschlüssen, knapp 80 Prozent glauben, dass vor allem gut strukturierte Unternehmen von einem Einstieg von Investoren profitieren werden.
"Die Studienergebnisse waren für uns doch etwas überraschend, weil wir vorher vermutet haben, dass sich Familienunternehmen nicht so gerne öffnen", so Winkeljohann im Gespräch mit pressetext. Der Experte macht dafür zum einen den hohen Wettbewerbsdruck verantwortlich. "Außerdem übernimmt zunehmend eine junge Unternehmergeneration das Ruder, die mit Private Equity mehr anfangen kann", so Winkeljohann. Zwar gebe es im Bereich Finanzierung eine Menge Möglichkeiten, es gebe aber Situationen, in denen Beteiligungskapital sinnvoll ist. Winkeljohann rät den Gesellschaften im Familienbesitz allerdings, ganz genau zu prüfen und sich intensiv mit der Vielzahl an Anbietern auseinanderzusetzen.
Die überwiegende Mehrheit der Familienunternehmer (jeweils 90 Prozent) erwartet sich von den Investoren eine Steigerung des Firmenwerts, mehr Effizienz und eine beschleunigte Umstrukturierung. "Die Erfahrung zeigt, dass Optimierungspotenziale in Familienunternehmen zwar häufig bekannt sind, aber erst durch einen Anstoß von außen realisiert werden können", so Winkeljohann. Allerdings fürchten fast zwei Drittel der Befragten eine "Fremdbestimmung" ihres Unternehmens. Bei der Wahl des Investors setzen jeweils 93 Prozent auf langfristige Zielvorgaben und eine gute Reputation. Die Nationalität spielt zwar nur eine untergeordnete Rolle - immerhin vier von zehn Unternehmen würden aber eine deutsche Beteiligungsgesellschaft bevorzugen. (pte)