Farbe setzt sich durch

26.11.1998

LANGENHAGEN: Neue Technologien und ein rapider Preisverfall der Systeme stellen die Weichen auf dem Farbdruckermarkt neu. Olaf Jacobi* erläutert, wie sich der Farbdruck künftig auch in den Büros kleinerer Unternehmen behaupten wird und warum sich die Laser- gegenüber der Tintenstrahltechnologie in Sachen "Farbe" durchsetzen wird.Farbe ist derzeit in der Bürokommunikation in aller Munde. Die rasante technologische Entwicklung in Verbund mit einem rapiden Preisverfall macht Farbgeräte mittlerweile auch für kleinere Unternehmen erschwinglich. Von Farblaserdruckern über multifunktionale Systeme, die - in überzeugender Qualität - gleichzeitig kopieren, drucken und scannen, bis hin zu absoluten High-end-Farbkopiersystemen: Farbdrucke nehmen zu, weil Farbdrucker inzwischen erschwinglich und einfach zu nutzen sind. Die Leistungsfähigkeit der Farbausgabesysteme ist zusammen mit der Rechnerleistung stark gestiegen.

Farbe versus Schwarzweiss

Die Gründe, warum Farbe für die professionelle Anwendung eine zunehmend größere Rolle spielt, liegen auf der Hand: Bei der täglich über uns hereinbrechenden Informationsflut wird es immer wichtiger, Dokumente so zu gestalten, daß sie sich von anderen Quellen abheben und schnell verständlich sind. Die Verwendung von Farbe dient dabei als Orientierungspunkt, der die übermittelte Nachricht schneller verständlich macht, vor allem aber dabei hilft, sie besser im Kopf zu behalten. Einige Untersuchungen haben die höhere Wirksamkeit von farbigen gegenüber schwarzweißen Dokumenten nachgewiesen: Einer farbig illustrierten Aussage schließt man sich demnach sehr viel bereitwilliger an als einer lediglich in Schwarzweiß gehaltenen. Professionell gestaltete Dokumente spiegeln die Einstellung beziehungsweise das Qualitätsbewußtsein eines Unternehmens wider. Jedes einzelne Dokument, das ein Unternehmen herausgibt, ist also gleichzeitig auch eine Visitenkarte des Hauses.

Alles in Farbe

Die Vorteile der Farbgestaltung hat jeder PC-Anwender täglich vor Augen: Farbmonitore gehören mittlerweile zum Standard, da auch die gesamte Software farbig angelegt ist. Präsentationen, Schaubilder oder Tabellen, die am Monitor unter Einsatz von Farbe gestaltet wurden, verlieren deutlich an Informationsgehalt und Eindrucksmöglichkeit, wenn sie anschließend in Schwarzweiß gedruckt werden. Irgendwann werden nahezu 100 Prozent aller Dokumente farbig sein. Lediglich der genaue Zeitpunkt läßt sich noch nicht festlegen.

Wer nutzt Farbe?

Vier große Anwendungsbereiche für professionelle Farbgestaltung lassen sich im Wesentlichen unterscheiden: Der Grafikbereich ist dabei ebenso bedeutend wie Technik und Wissenschaft. Zahlenmäßig am größten ist allerdings der Bereich der gängigen Büroanwendungen, wobei mittlere bis große Unternehmen wieder andere Anforderungskriterien haben als Klein- und Heimbüros. Wie wird Farbe heute in diesen Bereichen eingesetzt? Für das Segment der Grafiker ist Farbe ein absolutes Muß. Hier geht es nicht mehr um die Frage, ob Farbe angewendet wird, sondern ausschließlich um Qualität und Funktionalität der Geräte. Ähnliches gilt für den Bereich Wissenschaft und Technik. Aufgaben wie visualisierte medizinische Untersuchungsergebnisse oder Satellitenbilder lassen sich ohne Farbe nicht realisieren. Anders ist die Situation hingegen in den Büros: Hier ist Farbe zwar noch nicht zwingend, gewinnt aber auch zunehmend an Bedeutung.

Farbe: Laser- versus Tintenstrahltechnologie

Bei der Entscheidung für oder gegen Farbe spielt neben der Funktionalität der Preis eine maßgebende Rolle. Relevant für die Überlegungen sind nicht nur die Anschaffungs-, sondern immer auch die Folgekosten. Im Segment der Büroanwendungen wurde bisher hauptsächlich mit Tintenstrahltechnologie gearbeitet. Auf Basis der Anschaffungskosten bot sie einfach ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Zudem hatten Laserdrucker den Nachteil, keinen 100prozentigen Fotorealismus bieten zu können. Dieses qualitative Manko ist durch den technologischen Fortschritt mittlerweile aber so gut wie behoben. Die preisliche Entwicklung hat die Kostenrelationen zugunsten der Farblasertechnologie zudem so weit verschoben, daß Hersteller wie Minolta in diesem Bereich das größte Potential sehen.

Entscheidender Faktor: Total Cost of Ownership

Wie lassen sich diese Kosten nun im Einzelnen aufschlüsseln? Bei der Entscheidung Farblaser- versus Farbtintenstrahltechnologie heißt das Schlagwort "Total Cost of Ownership" (TCO). Dieser Begriff steht für die Gesamtkosten, die ein System vom Zeitpunkt seiner Anschaffung bis zum Ende seiner Lebensdauer verursacht. Dabei machen die

Anschaffungskosten meist nur einen geringen Teil der tatsächlich entstehenden Kosten aus. Entscheidender sind dagegen die Druckkosten

pro Seite.

Beim Vergleich Farblaser- gegenüber Farbtintenstrahltechnologie sind folgende Kosten zusätzlich zum Anschaffungspreis zu berücksichtigen: Tintenpatronen sind zwar mit 60 bis 90 Mark pro Stück (je nach Hersteller) billiger als Laserkartuschen zu jeweils 120 bis 130 Mark. Tintenpatronen halten jedoch nur 500 bis 1.000 Seiten durch, während Laserkartuschen eine Druckkapazität von 3.500 bis 4.500 Seiten besitzen. Außerdem lassen sich Laserkartuschen einzeln austauschen, während Tintenpatronen meist vollständig ausgewechselt werden müssen, auch wenn nur eine der drei Farben verbraucht ist.

Ein weiterer Kostenfaktor liegt im verarbeiteten Papier: Farblaser kommen mit Normalpapier aus, während Tintenstrahldrucker häufig teureres Spezialpapier benötigen, damit die Farben nicht verlaufen. Durch diese unterschiedlichen Kosten fallen bei fünf Prozent Farbanteil je Farbe für einen Farbtintenstrahler etwa 80 Pfennig Druckkosten pro Seite an, bei einem Farblasergerät hingegen

lediglich 21 Pfennig.

Die Kosten sprechen für Farblaser

Im Gebrauch ist ein Farblaserdrucker also wesentlich kostengünstiger als jedes Tintenstrahlgerät. Des weiteren sind Laserdrucker einfach zu installieren und bieten die Farbsicherheit und Funktionalität, die professionelle Anwender brauchen. Und: Sobald das Druckaufkommen eine Farbseite übersteigt, ist der Color-Laser dem Tintenstrahler in Sachen Geschwindigkeit weit überlegen.

Parallel zum funktionalen und qualitativen Anstieg erlebten die Systeme einen rapiden Preisverfall. Allein von 1996 bis 1998 sank der durchschnittliche Anschaffungspreis eines Farblaserdruckers von 13.000 auf 6.000 Mark (Quelle: Minolta). Legt man nun für einen Tintenstrahldrucker einen durchschnittlichen Anschaffungspreis von 500 Mark zugrunde, sind Tintenstrahl- und Laserdrucker bei einem durchschnittlichen Druckvolumen von 400 Farbseiten pro Monat nach 18 Monaten kostengleich.

Der Grund: die ungleich höheren Folgekosten bei Tintenstrahlgeräten. Nach 18 Monaten - bei höherem Druckvolumen entsprechend früher - ist die Anschaffung eines Farblaserdruckers unter Berücksichtigung

aller relevanten Kosten demnach deutlich günstiger als die eines Tintenstrahlers.

Diese Betrachtung macht plausibel, warum Farblaserdrucker auch für kleinere Büros äußerst attraktiv geworden sind. Hinzu kommt, daß dank der enormen Geschwindigkeit ein Farblaser mit Netzwerkanschluß

die Druckaufträge einer ganzen Abteilung problemlos bewältigen kann. Ein einziger Farblaserdrucker kann unter Umständen bis zu zehn oder sogar 15 Tintenstrahlgeräte ersetzen.

Marktpotential für Farblaser

Da sowohl im Soho-Bereich als auch auf Unternehmensseite noch überwiegend mit Farbtintenstrahlern gearbeitet wird, sieht Minolta hier ein immenses Potential für die Farblasertechnologie: Nach Schätzungen des Marktforschungsinstituts IDC wird die Zahl der in Deutschland verkauften Farblaserdrucker von knapp 14.000 im Jahr 1998 auf etwa 110.000 im Jahr 2002 ansteigen.

Dieser Trend wird durch weitere Entwicklungen, die bereits jetzt absehbar sind, sicherlich noch verstärkt: Das Internet, das ausschließlich farbig gestaltet ist, wird neue Möglichkeiten des digitalen Druckens eröffnen. Galt bisher die Reihenfolge "Print and Distribute" - mit allen Kalkulationsproblemen der Anzahl der tatsächlich benötigten Exemplare -, geht die Entwicklung nun immer mehr in Richtung "Distribute and Print". Die Druckvorlage wird an einer Stelle erstellt und an anderer Stelle im Dateiformat zur Verfügung gestellt und kann je nach Bedarf abgerufen werden (Print-on-Demand). Das ermöglicht effizienten, kostengünstigen und bedarfsorientierten Farbdruck. Man darf gespannt sein - farbig wird die Zukunft aber wohl in jedem Fall.

*Autor Olaf Jacobi ist Marketingleiter der Minolta GmbH in Langen-

hagen

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