Festplattenhersteller Maxtor steigt in Europa ins Retail-Geschäft ein

03.06.1998

PARIS, MÜNCHEN: Die hundertprozentige Hyundai-Tochter Maxtor Corp. blickt stolz auf ein erfolgreiches viertes Quartal 1997 zurück. Während das Unternehmen im Vorjahresquartal noch Verluste einfuhr, machte der Festplattenanbieter diesmal Gewinn. So beflügelt plant der Hersteller jetzt verstärktes Engagement im europäischen Retail-Bereich. In Deutschland managt Computer 2000 für Maxtor den Einstieg in den Massenmarkt.Der kalifornische Festplatten-Anbieter verspricht sich von der Zusammenarbeit mit den Großmärkten in Europa mehr Beweglichkeit: "Gerade in unserem Marktsegment ist es wichtig, flexibel zu sein. Bei Disk-Drives werden die Preise ständig geändert, teilweise wöchentlich, manchmal sogar täglich", begründet Didier Trassaert, General Manager Maxtor Europe, die neue Strategie seines Unternehmens.

In Deutschland soll Maxtor-Distributor Computer 2000 mit seiner eigenen Retail-Vertriebsabteilung die Massenanbieter beliefern. Als "ganz normale Geschäftspraxis" bezeichnet ein Firmensprecher von C2000 diesen Vertriebsweg und führt weiter aus: "Wir müssen keine extra Verträge abschließen, sondern führen die Maxtor-Produkte direkt bei den Retailern ein, mit denen wir zusammenarbeiten."

An der indirekten Vertriebspraxis von Maxtor soll sich aber auch zukünftig nichts ändern, beteuert Trassaert. Auf dem europäischen Markt wird Maxtor weiter, neben C2000, mit den Distributoren Karma Group (inklusive Frank & Walter, Lars Krull) und Raab Karcher zusammenarbeiten.

Noch vor zwei Jahren, als Hyundai den kalifornischen Festplatten-anbieter aufkaufte, stand das Unternehmen nicht besonders gut da. Erst als die Japaner zwei Milliarden Dollar in die angeschlagene Firma investierten, sah man wieder schwarze Zahlen: 23,1 Millionen Dollar Gewinn erzielte Maxtor nach eigenen Angaben im vierten Quartal 1997; im Vorjahresquartal machte das Unternehmen dagegen noch 63,7 Millionen Dollar Verlust.

Diesen Gewinn verbuchen die Maxtor-Manager mit einiger Zufriedenheit. Denn der Blick auf die Konkurrenz - zum Beispiel Seagate, Western Digital oder Big Blue - verheißt nichts Gutes: "Für die Festplatten-hersteller ist Ende 1997 der Consumer-Markt zusammengebrochen, wie auch die Aktienkurse der Unternehmen belegten. Ständiger Preiskrieg und neue aggressive Player wie Samsung verschärfen die Konkurrenz", so ein Marktbeobachter. Die Anzahl der Hersteller geht weiter zurück, die Großen werden größer, die Kleinen verschwinden oder werden übernommen.

Finanzstarke Festplattenanbieter wollen nach dem Zusammenbruch des Endkundengeschäfts, den Enterprise-Markt erobern, "weil wir hier noch Geld verdienen können", so ein Festplattenhersteller.

Maxtor setzt zukünftig auf hohe Speicherkapazitäten

Der Konkurrenz und dem ständigen Preiskrieg in ihrem Marktsegment will die Maxtor-Zentrale in Paris mit zwei Strategien begegnen. Erstens mit dem Einstieg ins europäische Retailgeschäft und zweitens mit intensiver Weiterentwicklung seiner Produkte: So plant das Unternehmen 1999 den Einstieg in den Server-Markt: "Bisher haben wir 200 Millionen Dollar in unsere Server-Technologie investiert", erklärt Trassaert.

Für die CeBit '98 setzt der Anbieter aus Kalifornien aber erstmal auf sein 11,5-Gbyte Festplattenlaufwerk der Diamond-Max 2880-Serie. "Der Low-capacity-Bereich bei Festplattenlaufwerken wird bald tot sein. In den USA sehen wir bereits den Trend zu höheren Speicherkapazitäten", glaubt Trassaert zu wissen. Mit der Serienproduktion will man im März beginnen.

Zum Thema höhere Speicherkapazitäten spalten sich die Meinungen: Einige Branchenkenner bezweifeln, daß der Kunde wirklich nach größeren Speicherkapazitäten verlangt. Denn: "Für welche Softwareanwendungen braucht man schon diese immense Menge Speicherkapazität?", fragt sich ein Marktbeobachter.

Andere geben dem Maxtor-Manager aber recht und bestätigen die steigende Tendenz im Consumer-Bereich. "Die Endkunden - gerade die Jüngeren - bevorzugen mittlerweile größere Speicherkapazitäten. Man braucht nur an die ganzen Spiele denken, die enormen Platz beanspruchen", beurteilt ein Händler das Kaufverhalten der Verbraucher. (ch)

"Der Low-capacity-Bereich bei Festplattenlaufwerken wird bald tot sein", glaubt Didier Trassaert, General Manager Maxtor Europe,

zu wissen.

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