Fit für den Aufschwung: Europäische Firmen wollen mehr in IT investieren

20.06.2002
Das Marktforschungsinstitut IDC hat gemeinsam mit Microsoft Emea die jährlich durchgeführte Studie zum europäischen IT-Markt vorgestellt. Ihrer Meinung nach belegen die Ergebnisse, dass sich europäische Unternehmen derzeit auf einen wirtschaftlichen Aufschwung vorbereiten und bereits heute strategische IT-Investitionen tätigen, die für eine erfolgreiche Wettbewerbsposition sorgen sollen.

Die Studie von IDC und Microsoft Emea (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) wurde in Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Schweden und Großbritannien durchgeführt. Befragt wurden 550 Entscheidungsträger - Chief Executive Officers (CEOs), Chief Financial Officers (CFOs), Chief Information Officers (CIOs), Senior Sales und Senior Marketing Manager - von Unternehmen aus verschiedenen vertikalen Branchen mit mindes-tens 500 Mitarbeitern (52 Prozent der befragten Unternehmen hatten mehr als 1.000 Mitarbeiter). Das Ziel der Studie bestand darin aufzuzeigen, wie sich die Prioritätensetzung im Technologiebereich bei den Unternehmen in den zurückliegenden zwölf Monaten gewandelt hat. Insgesamt 82 Prozent der Unternehmen bestätigten, dass sie ihre IT-Ausgaben zurzeit auf gleichem Niveau aufrechterhalten oder erhöhen. 43 Prozent gaben an, im IT-Bereich mehr Geld ausgeben zu wollen als vor einem Jahr. Die am häufigsten genannten Gründe für IT-Investitionen sind die Steigerung der Effizienz im Unternehmen und die Optimierung von Prozessen. 59 Prozent der Unternehmen gaben dabei an, diese Verbesserungen in erster Linie durch "Collaboration-Lösungen", das heißt Lösungen für die bessere Zusammenarbeit von Mitarbeitern, und "Lösungen zur Integration bestehender Infrastrukturen" erreichen zu wollen.

Analog zum derzeitigen wirtschaftlichen Klima sagten 41 Prozent der befragten Unternehmen, dass ein schneller Investitionsausgleich (Rapid Return on Investment) heutzutage ausschlaggebend für Investitionsentscheidungen im IT-Bereich ist. Entsprechend hierzu zeigt die Studie, dass die Unternehmensleiter durch ihre IT-Ausgaben größere Vorteile in Bereichen erzielen, die sich unmittelbar auf das Gesamtergebnis der Betriebe auswirken. Die Anzahl der Befragten, die antworteten, dass ihr Unternehmen durch Internet-Technologien und Software einen besseren Kundenservice sowie größere Marktanteile, Umsätze und Profitabilität erreichen konnte, stieg für jeden dieser Bereiche jährlich um einen Faktor zwischen 1,7 und 2,8.

Entscheidende Wachstumsfaktoren

Als wichtigste Wachstumsfaktoren wurden in diesem Jahr die Konjunktur und das wirtschaftliche Gesamtumfeld genannt, wobei 52 Prozent der befragten Unternehmen von einer Verbesserung des Wirtschaftsklimas innerhalb der nächsten zwölf Monate ausgehen. 87 Prozent - und damit zehn Prozent mehr als bei der Umfrage im Jahr 2001 - sehen zudem die Informationstechnologien immer noch als einen zentralen Impulsgeber für das Wachstum an. Fast ein Viertel der Befragten, die größte zusammenhängende Gruppe innerhalb der Umfrage, erwartet, dass "Technologie" in den nächsten zwei Jahren wieder auf den ersten Platz der wichtigsten Wachstumsfaktoren vorrücken und "Wirtschaft" auf den zweiten Platz verdrängen wird.

Richard Robinson, Consulting Director von IDC, bemerkt: "Auch wenn der Entschluss, den Unternehmenswert zu maximieren und sich auf das Endresultat zu konzentrieren, im derzeitigen wirtschaftlichen Klima von höchster Wichtigkeit ist, muss man doch in Erinnerung behalten, dass eine Vergrößerung der Marktanteile noch nie einzig und allein durch Kostensenkungen erreicht wurde. Die Studie zeigt, dass Informationstechnologien mittlerweile als Hilfsmittel betrachtet werden, mit denen man Unternehmensziele realisieren kann, und nicht mehr an und für sich schon Ziele darstellen. Die Kriterien für IT-Investitionen sind heute weitaus strategischer als vor ein paar Jahren. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt."

Integrations- und Collaboration-Lösungen - die beiden technologischen Bereiche, in die die Umfra-geteilnehmer an erster Stelle investieren möchten - bieten Unternehmen eine Reihe entscheidender Vorteile. Insgesamt gesehen steigern sie die Geschäftsagilität und verbessern die Kommunikation zwischen Kunden, Lieferanten, Partnern und Mitarbeitern. Simon Witts, Vice President Sales & Marketing von Microsoft Emea, erklärt: "Die Leiter der europäischen Unternehmen haben erkannt, dass Internet-Technologien und Software sich in konkreten Vorteilen und Ergebnissen auszahlen. Bei IT-Investitionen gehen sie strategischer als früher vor und schöpfen die Möglichkeiten bereits vorhandener Lösungen besser aus. Die Unternehmen automatisieren Kernprozesse, indem sie ihre unterschiedlichen Systeme nahtlos integrieren und über Standards wie XML miteinander kommunizieren lassen. Auf diese Weise können sie ihr gesamtes geschäftliches Potenzial realisieren, wenn sich die Wirtschaft erholt."

Länderspezifische Ergebnisse

Die Studie ergab für die einzelnen europäischen Länder folgende Ergebnisse:

Großbritannien: 60 Prozent der britischen Unternehmen gaben an, dass sich der wirtschaftliche Rückgang nur geringfügig auf ihre Organisation ausgewirkt hat. Unter allen europäischen Unternehmen geben die britischen die positivste Einschätzung der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung ab. 56 Prozent der befragten Firmen gehen davon aus, dass sich die wirtschaftliche Situation in den nächsten zwölf Monaten verbessern wird.

Die britischen Unternehmen verzeichnen die höchste Einsatzrate mobiler Technologien. 75 Prozent der Firmen haben bereits eine mobile Lösung implementiert, die den Mitarbeitern höhere Flexibilität sichert und die Möglichkeit bietet, auch von unterwegs aus zu arbeiten. Auf die Frage, welche Themen im Zusammenhang mit dem Management der IT-Umgebung in den nächsten zwölf Monaten im Mittelpunkt stehen werden, nannten 17 Prozent der Unternehmen "Kosten". Auf dem zweiten Platz folgt das Thema "Fachkräftemangel", das damit auch weiterhin wesentlichen Einfluss auf die Geschäfts- und Wettbewerbsfähigkeit britischer Unternehmen hat.

Frankreich: 73 Prozent der französischen Unternehmen investieren in Integrations- oder Collaboration-Systeme. Für französische Unternehmen stellt im kommenden Jahr "Sicherheit" das wichtigste IT-Thema dar. 17 Prozent der befragten Firmen gaben an, dass dieser Punkt bei ihnen im Mittelpunkt steht. Unter den französischen Firmen herrscht europaweit die geringste Bereitschaft zur Adaption von Webservices. 33 Prozent der Unternehmen planen keine Einrichtung von Webservices für Partner, 51 Prozent wollen keine Dienste für Lieferanten anbieten, und 43 Prozent haben nicht vor, Services für Kunden bereitzustellen. 34 Prozent der Unternehmen nannten "Kosten" als Hauptgrund dafür, dass sie keine weiteren mobilen Lösungen implementieren.

Deutschland: Unter allen untersuchten Ländern ist Deutschland am meisten vom negativen wirtschaftlichen Klima betroffen. 47 Prozent der befragten Firmen gaben an, dass sich der Rückgang auf ihre Organisation ausgewirkt hat. Gleichzeitig herrscht in Deutschland der größte Optimismus hinsichtlich der erwarteten Wiederbelebung. 66 Prozent der Unternehmen erwarten, dass sich das Wirtschaftsklima in den nächsten zwölf Monaten verbessert.

Als größte Vorteile ihrer IT-Investitionen nannten 73 Prozent der deutschen Firmen optimierte Geschäftsprozesse und höhere Produktivität. In Deutschland ist "Sicherheit" der Hauptgrund dafür, dass die Firmen derzeit von einer Implementierung weiterer mobiler Lösungen absehen. 46 Prozent der Unternehmen gaben bei der Befragung diese Antwort.

Schweden: Die schwedischen IT-Investitionen blieben vom wirtschaftlichen Rückgang weitgehend unberührt. 48 Prozent der Unternehmen erklärten, dass keine der geplanten Projekte betroffen waren. 68 Prozent der Unternehmen konzentrieren sich bei ihren IT-Ausgaben auf Integrationsprojekte oder Collaboration-Systeme. Für die schwedischen Unternehmensleiter steht die Einbindung dieser Systeme im kommenden Jahr im Mittelpunkt aller Maßnahmen im IT-Bereich.

Italien: 43 Prozent der Unternehmen gaben an, dass bei ihnen keine IT-Projekte vom wirtschaftlichen Rückgang betroffen sind. Als wichtigste Vorteile ihrer IT-Ausgaben nannten Sie "Erhöhung der Unternehmensreichweite" und "Steigerung der Marktanteile". Die italienischen Firmen verzeichnen die geringste Einsatzrate bei mobilen Technologien. Lediglich 42 Prozent haben bislang eine mobile Lösung implementiert, und nur wenige wollen in Zukunft derartige Lösungen einsetzen. Als Hauptgrund wird dabei angegeben, sie seien "ungeeignet für die geschäftlichen Aktivitäten".

Belgien: "Technologie" wird in Belgien von 97 Prozent der Befragten als wichtigs-ter Wachstumsfaktor angesehen. 48 Prozent der belgischen Unternehmen sagten, dass die wirtschaftliche Situation keine Auswirkungen auf ihre IT-Investitionen hatte. Auch in Belgien ist "Sicherheit" der Hauptgrund dafür, dass die Firmen keine weiteren mobilen Lösungen adaptieren. Hier gab genau die Hälfte der Unternehmen bei der Befragung diese Antwort.

www.idc.com; www.microsoft.com

ComputerPartner-Meinung:

Auch wenn es leichte kulturelle Unterschiede zwischen den Ländern gibt, zwei Aussagen fallen immer wieder auf: Als Haupthindernis der verschiedenen Projektschwerpunkte werden die jeweiligen Kosten genannt, das wichtigste, aber auch sensibelste IT-Thema ist für die meisten die Sicherheit. Wer sich in diesem Bereich als Experte erweist, ist auf jeden Fall dabei, wenn der Aufschwung tatsächlich beginnt. (go)

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