Fit für die Disti-Bundesliga - was Apelt als neuer COS-Chef ändern wird

19.06.2003
Planmäßiger Wechsel bei der Schweizer COS-Gruppe: Am 1. Juli gibt Kurt Früh offiziell das Führungsruder an seinen bisherigen Distributionschef Roland Apelt ab. Seine wichtigste Aufgabe: weg von der internen Mischkultur, hin zu einer schlagkräftigen Unternehmenseinheit.

Der Managerwechsel an der Spitze der Schweizer COS AG verläuft unspektakulär: Ende März kündigte der bisherige CEO und Verwaltungsratspräsident, Kurt Früh, seinen Rückzug aus dem operativen Geschäft an (siehe ComputerPartner 13/03, Seite 46). Roland Apelt, seit fast zwei Jahren als Distributionschef auf der Gehaltsliste der Schweizer, übernimmt am 1. Juli den CEO-Posten; Früh bleibt dem Unternehmen als Verwaltungsratspräsident erhalten (VR-Präsident entspricht in etwa der Position eines Aufsichtsratsvorsitzenden).

Allerdings wies Früh bei der Ankündigung darauf hin, er sehe sich als "aktiven VR". Der Manager will weiterhin bei strategischen und finanziellen Entscheidungen mitmischen. "Wir kommen uns dabei nicht in die Quere. Im Gegenteil: Die Arbeitsteilung ist sogar besser. Der CEO agiert operativ, taktisch, während der VR-Präsident besser strategische Funktionen wie die Suche nach künftigen Investoren wahrnehmen kann", erklärt Apelt dazu im Gespräch mit ComputerPartner.

Außerdem sei die personelle Trennung der beiden Funktionen für eine Aktiengesellschaft, die an der Börse notiert sei, sinnvoll, ergänzt der designierte Vorstandschef.

Trotzdem wird der neue Job für Apelt kein Spaziergang. Seine Aufgabenliste ist - auch unter den schwierigen Marktbedingungen - nicht ohne: Die eidgenössische und die österreichische Niederlassungen müssen wieder auf Kurs gebracht werden; die Umstellung auf SAP rückt näher, und die COS-Gruppe soll intern - ihrer Größe angemessen - landesübergreifend zu einer funktionierenden Unternehmenseinheit reifen.

"Bisher standen die einzelnen Divisionen wie Distribution, Projektfinanzierung oder Remarketing immer für sich. Ebenso wie unsere verschiedenen Länderniederlassungen - wir hatten eine heterogene Unternehmenskultur", sagt Apelt zum Stand der Dinge im vergangenen Jahr. Das Potenzial für Synergien sei zwar klar vorhanden, bisher aber zuwenig genutzt worden.

Der erste Schritt für eine homogene Unternehmensstruktur in allen COS-Niederlassungen war die Fokussierung auf ein einheitliches Produktportfolio bestehend aus Peripherie, Komponenten und dem mobilen Bereich. Das hatte personelle Konsequenzen: Die COS-Niederlassungen im deutschsprachigen Raum haben mittlerweile alle neue Geschäftsführer.

So auch in der Schweiz: Im vergangenen Jahr verabschiedete sich die Badener COS-Depandance bei Zürich aus dem PC-Volumengeschäft. Ein schmerzhafter Schnitt für die Aktiengesellschaft: Das kostete 70 Mitarbeitern den Job und bescherte COS einen Verlust in der Bilanz 2002 von 6,1 Millionen Schweizer Franken. "Sicher ist eine solche Reorganisation nicht einfach: Aber wir haben in der Schweiz jetzt ähnliche Strukturen wie in Deutschland geschaffen, was das Produktportfolio und die adressierte Kundenbasis angehen", begründet Apelt die Maßnahme. Ähnlich sieht es in der österreichischen COS-Niederlassung aus: "Hier gibt es einen personellen Strukturwandel - wie in Linden im vergangenen Jahr", äußert sich Apelt vorsichtig. Im Klartext: Geschäfts- und Vertriebsleitung wurden ausgetauscht und der neue COS-Distributionschef, Peter Becker, residiert derzeit vier Tage pro Woche in der Alpenrepublik.

Der nächste Schritt auf dem Weg zu einer Unternehmenseinheit - neben einem identischen Produktangebot - ist die SAP-Einführung. "Wenn wir lohnende Synergien für Partner und Lieferanten schaffen wollen, müssen sie intern auch praktisch gegeben sein", so Apelt. Dennoch räumt er ein: "Natürlich stehen wir damit vor einer Riesenherausforderung. Denn das Prozessdenken der Mitarbeiter muss dann in allen Niederlassungen gleich ticken."

Bei der deutschen COS seien die Weichen für den Strukturwandel bereits im vergangenen Jahr gestellt worden - unter anderem mit der Trennung von Natalie Kremer, sagt Apelt. "Im deutschen Markt haben wir unseren festen Platz: bei den SMB-Kunden und den Herstellern. Die Leistungsfähigkeit stimmt", stellt der baldige Vorstandschef fest. Hier gehe es im laufenden Geschäftsjahr "nur noch um Finetuning - zum Beispiel unsere Kundenbasis auch auf Kosten von Wettbewerbern weiter zu vergrößern".

Ein Umzug kommt für den Wahlmünchener Apelt - trotz Beförderung - aber nicht in Frage: "Ich werde jetzt zum Wochend-Deutschen", meint er schmunzelnd. Seine Fünf-Tage-Arbeitswoche wird er künftig in der Schweiz verbringen.

www.cos.ch

ComputerPartner-Meinung

Apelts erklärtes Ziel ist klar: Die COS-Gruppe, bisher zergliedert in (fast) unabhängig agierende Divisionen und Länderniederlassungen, soll zu einer schlagkräftigen Unternehmenseinheit werden - und das länderübergreifend. Angesichts der erreichten Größe zum Beispiel im deutschen Markt und des gegebenen Potenzials (durch Möglichkeiten der Projektfinanzierung oder Remarketing von Hardware) eine notwendige und sinnvolle Entscheidung. Allerdings werden die dafür erforderlichen Strukturänderungen noch Zeit und Nerven kosten - siehe SAP-Einführung. (ch)

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