Flash und HTML in einem Webauftritt

25.10.2001
Dass man auch in elf Wochen ein funktionierendes Redaktionssystem für mehr als 50 Mitarbeiter einführen kann, beweist das Projekt der Sektor GmbH bei Viva TV.

Bis Mitte dieses Jahres war die Webpräsenz von Viva nur als Flash-Animation zu betrachten. Das verärgerte viele Nutzer, denn langen Ladezeiten mag kein Mensch, und schon gar nicht die Jugendlichen, das Zielpublikum des Musiksenders.

Hinzu kam die Tatsache, dass es bei Viva nur ein selbst gestricktes Redaktionssystem gab, das mehr schlecht als recht arbeitete. Oft genug kam es zu Ausfällen, Inhalte verschwanden einfach im System-Nirwana, und es gab nur Flash als Output. Daraufhin haben sich die Verantwortlichen bei Viva Digital dazu durchgerungen, ein professionelles Werkzeug zum Eingeben von Inhalten einzuführen.

Persönlicher Kontakt gab den Ausschlag für Sektor

Über persönliche Kontakte wurde man auf Sektor Online Services aufmerksam. Der Dienstleister wiederum brachte das Produkt von Red Dot ins Spiel. Nach einigen Präsentationen vor Ort bei Viva gingen schließlich die Verhandlungen in die heiße Phase. Sie nahmen etwa drei Monate in Anspruch, und man einigte sich darauf, das Content-Management-System "Red Dot Professional 4.0" bei Viva zu implementieren - mit der Vorgabe, dass die von den Redakteuren eingegebenen Inhalte sowohl in der Flash- als auch in der neu zu schaffenden HTML-Version von www.viva.tv zu sehen sein sollten.

"Das war eben das Besondere an diesem Projekt, eine Schnittstelle zu Flash und Web Objects zu schaffen", erinnert sich Sektors Geschäftsführer Mahmoud Chatah. Letztere Software von Apple läuft nämlich bei Viva auf einem Sun-Cluster und erzeugt die gewünschte Webinhalte. Die Aufgabe von Sektor bestand nun darin, die über Red Dot eingegebene Texte und Grafiken nicht nur im klassischen Webdesign erscheinen zu lassen - als HTML-Dateien mit Gif- beziehungsweise Jpeg-Grafiken -, sondern auch als Flash-Animationen. Hierzu mussten die in Red Dot erzeugten Inhalte zusätzlich an einen Parser übergeben werden, der diese Daten entsprechend aufbereiten und an das Flash-Werkzeug übergeben kann.

Bei dem Dienstleister waren insgesamt sechs verschiedene Personen an dem Projekt beteiligt, vier Techniker und zwei Trainer. Letztere kamen naturgemäß erst zum Schluss ins Spiel, als es um die Ausbildung der Redakteure und Systemadministratoren bei Viva vor Ort ging.

Die Sektor-Entwickler selbst waren hingegen in der glücklichen Lage, einen Großteil ihrer Arbeit in den eigenen Räumen durchzuführen. Hierzu haben sie einen Testserver eingerichtet, auf dem sie eine Vielzahl der Probeläufe durchlaufen lassen konnten. Nur sporadisch mussten sie beim Kunden persönlich vorstellig werden.

Ursprünglich sollte Sektor noch einen kompletten Relaunch der Viva-Website in Angriff nehmen; dies war aber in der Kürze der Zeit nicht mehr möglich. Für die Implementierung des Red-Dot-Redaktionssystems inklusive der Einrichtung der Flash-Schnittstelle und für weitere Anpassungen blieben den Düsseldorfern gerade mal zweieinhalb Monate. Hierzu zählte auch die Einbindung einer Oracle-Datenbank vom Solaris-Server in die Content-Management-Software.

Kaum waren die Verhandlungen beendet, begannen schon Anfang Juni die ersten Arbeiten. Mitte August ging dann das Content-Management-System online. Alles in allem verschlang das Projekt mehr als 200 Mannstunden bei Sektor.

Nun können bei Viva 50 Redakteure ohne jegliche HTML- oder gar Flash-Kenntnisse ihre Inhalte ins browserbasierte Redaktionssystem eingeben (siehe Foto auf Seite 48: Das Content-Management-System). Aber auch Grafiker müssen nicht mit komplizierten Flash-Werkzeugen hantieren, sondern können die gleiche Oberfläche benutzen wie die Textarbeiter.

Relativ leicht gestaltet sich die Einbindung der Online-Shops von Drittanbietern, etwa beim Ticket-Verkauf oder dem Merchandising von Fanartikeln, beim Absatz von CDs und DVDs oder auch beim Versenden von Handy-Logos und -Tönen.

"Uns war es eben wichtig, dass auch TV-Redakteure, die über wenig HTML-Kenntnisse verfügen, auf einfache Weise Web-Content erstellen können", betont Marc Adam, Managing Director bei Viva Digital, die Bedeutung einer einfachen Eingabemaske. "Und auch mit dem Verlauf des Projekts sind wir sehr zufrieden."

www.viva.tv

www.reddot.de

ComputerPartner-Meinung:

Implementierungen von webbasierenden Redaktionssystemen, auf Neudeutsch "Content Management Systemen", nehmen oft Jahre in Anspruch. Die Branche kennt solche nicht enden wollende Projekte zur Genüge. Dabei bietet der Markt bereits ausgereifte Lösungen an, zum Beispiel die von Red Dot, die in einem wesentlichen kürzeren Zeitrahmen - in diesem Fall in elf Wochen - und mit begrenztem Einsatz an Personal - in unserem Beispiel mit maximal acht Entwicklern - an die individuellen Bedürfnisse des Kunden angepasst werden können. Dass in dieser kurzen Zeit nicht alle Wünsche des Auftragge-bers befriedigt werden können, ist klar. Der Kunde muss gewisse Abstriche hinnehmen. (rw)

Solution Snapshot

Kunde: Viva Fernsehen GmbH, Geschäftsbereich Viva Digital, Im Mediapark 7, 50670 Köln, www.vivamediaag.com; Ansprechpartner: Marc Adam, Managing Director Viva digital, Tel.: 02 21/57 44-81 00, E-Mail: madam@viva.tv

Zielsetzung: Bei viva.tv gab es nur Flash-Animation als Web-Auftritt; ein neues Redaktionssystem sollte auch klassischen HTML-Output erzeugen; TV-Redakteure und Grafiker sollten auf einfache Weise Inhalte eingeben können und das auch ohne besondere HTML- oder Flash-Kenntnisse; von einer bestehenden Community-Engine galt es, ein Dutzend Community-Module, zwei Shopping-Systeme, einen Chat- und einen Streaming-Server zu integrieren; die Webinhalte sollten zeitlich parallel zum TV-Programm online gehen

Lösung: Content-Management-System: Red Dot Professional 4.0 auf Intel-basierendem PC-Server von IBM, Betriebssystem: Windows 2000, HTML- und Flash-Publikation: Web Objects auf einem Sun-Cluster (E 420); Betriebssystem: Solaris

VAR: Sektor Online Services GmbH, Haus der Metalle, Am Bonneshof 5, 40474 Düsseldorf, www.sektor.com; Geschäftsführer: Mahmoud Chatah, Tel.: 02 11/54 009-30, E-Mail:chatah@sektor.com

Kontaktaufnahme: Sektor wurde über einen persönlichen Kontakt als Dienstleister vermittelt. Nach erster Kontaktaufnahme durch Viva sowie anschließenden Präsentationen vor Ort wurden die Verhandlungen eingeleitet.

Verhandlungsdauer: drei Monate

größte Herausforderung: kurze Implementierungszeit (elf Wochen); Einbindung der bestehenden komplexen Anwendungen (Web Objects, Flash) ins Redaktionssystem

Projektlaufzeit: 1. Juni bis 16. August 2001

Arbeitsleistung: über 200 Mannstunden beim VAR

Dienstleistungsanteil: Hardware: außerhalb des Budgets; Software: 25 Prozent; Dienstleistung: 75 Prozent weiterer Service: Support- und Update-Vertrag mit jährlicher Verlängerung

Schulungen: Rund 50 Viva-Mitabeiter wurden in halbtägigen Workshops in die Content-Produktion eingewiesen; zwei Systemadministratoren wurden im Rahmen eine dreitägigen Schulung umfassend ins Content-Management-System eingewiesen

Benefit für Kunden: Innerhalb von nur zweieinhalb Monaten hat Sektor eine ergonomische Produktionsumgebung für die Redakteure erstellt; diese können nun parallel Flash- und HTML-Inhalte im Web publizieren; der Kunde ist unabhängig von Hersteller oder Dienstleister und kann bei Bedarf die Anwendung mit eigenen Ressourcen weiterentwickeln. einfacher Zugriff auf das Content-Management-System über Browser.

Benefit für VAR: Sektor gewann einen weiteren sehr bekannten Referenzkunden. Der Dienstleister hat eine nahezu einmalige Anwendung für die einfach handhabbare gleichzeitige Produktion von HTML- und Flash-Inhalten erstellt. Ferner hat der VAR seine Projektkompetenz im Umfeld von zeit- und programmgesteuerten Inhalten - wie bei Sendeanstalten häufig gefordert - unter Beweis gestellt. Außerdem konnte Sektor eine technologisch anspruchsvolle Implementierung in der geforderten knapp bemessenen Zeit durchführen.

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