Forrester: Telecoms verdienen nichts am IP-Fernsehen

28.11.2006
Zwar haben bereits elf westeuropäische Telekommunikations-Unternehmen IPTV-Dienste eingeführt

Zwar haben bereits elf westeuropäische Telekommunikations-Unternehmen IPTV-Dienste eingeführt - Konsumenteninteresse und Umsatzpotenzial von sogenannten Triple-Play-Angeboten (Internetzugang, Telefon und Fernsehen über eine Leitung) sind laut Forrester Research aber eher mäßig.

Die Analysten sagen voraus, dass nach einer langsamen Anlaufphase innerhalb von 10 Jahren 25 Prozent der europäischen Kunden, die über einen DSL- oder Glasfaserzugang verfügen, IPTV nutzen werden. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Ländern enorm: Während die Marktforscher in Großbritannien nur eine Durchdringung von 13 Prozent erwarten, sollen es in Frankreich 33 Prozent. sein.

"Europäer sind generell nicht bereit, viel für TV-Inhalte zu bezahlen und man braucht ein Rabatt-System, um sie zum Kauf von Triple Play zu verleiten", sagt Lars Godell, Principal Analyst bei Forrester Research. In einem voll entwickelten TV-Markt müssten die etablierten Firmen ihre Preise unterhalb derer konkurrierender Kabel- und Satelliten-Fernsehdienste ansiedeln. Deshalb fällt die Marge nach Godell mit durchschnittlich 11,24 Euro pro Breitbandnutzer und Jahr eher mager aus.

Die Deutsche Telekom, France Télécom, Telecom Italia und Telefónica sind vier der elf etablierten Unternehmen in Westeuropa, die IPTV eingeführt haben. Weitere zwei - BT und Portugal Telecom - werden es wahrscheinlich innerhalb der nächsten sechs Monate tun. Die letzten fünf der von Forrester analysierten Telecoms - Eircom, OTE, P&T, Telenor und TeliaSonera (Finnland) - haben entweder keine konkreten Markteinführungspläne oder befinden sich noch in der Erprobungsphase.

Forrester zufolge haben die Telekom-Firmen bisher kaum IPTV-Abonnenten. Nur drei der elf potenziellen Anbieter von IPTV-Diensten haben überhaupt Abonnentenzahlen veröffentlicht - und diese sind sehr niedrig. Ende Juni 2006 hatten Belgacom, France Telecom und Telefónica nur wenig über ein Prozent der Haushalte für IPTV gewonnen.

Auch die Ziele der TK-Anbieter sind bescheiden. Am ehrgeizigsten ist KPN, welches "innerhalb einiger Jahre" 10 Prozent der niederländischen TV-Haushalte erobern will. Die Deutsche Telekom will bis Ende 2007 eine Million IPTV-Abonnenten gewinnen - das sind 2,5 Prozent der deutschen Haushalte.

Laut Lars Godell sollten die etablierten Unternehmen vorsichtig bei der Fortsetzung ihrer IPTV-Pläne sein: Der kumulierte Verlust werde 3.742 Euro pro durchschnittlichem Breitband-Abonnenten in den nächsten zehn Jahren betragen - unter der Annahme, dass die Firmen den mit hohem Investitionsaufwand verbundenen Weg über unterirdische Glasfaserkabel und VDSL weiter verfolgen. Die Telekom-Firmen sollten IPTV nur als defensive, nicht jedoch als Profit-generierende Aktivität sehen, rät Godell. (haf)

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