Funkrufdienste: Pager bieten dem IT-Handel neue Vermarktungsmöglichkeiten

22.05.1998

MÜNCHEN: Die kleinen Funkruf-Empfänger haben sich von der schicken Hardware für trendige Kids zum Kommunikationsmedium gemausert. Durch die Abgrenzung zwischen Konsumer- und Professional-Paging, versuchen die Anbieter ihre Marktanteile weiter auszubauen. Neue Mehrwertdienste ergeben zudem auch für den aufgeschlossenen IT-Fachhandel neue Anwendungs- und Vermarktungsmöglichkeiten.Rund 420.000 Textpager und etwa 1,3 Millionen Funkruf-Empfänger mit reiner Zahlendarstellung (numerische Pager) sind derzeit in Deutschland im Einsatz. Experten gehen bis zur Jahrtausendwende von vier Millionen verkauften Textpagern aus. Der Absatz von numerischen Pagern wird zugunsten der Textempfänger zurückgehen. Paging ist ein Ein-Weg-Kommunikations-Kanal, der Empfänger kann mit seinem Gerät nicht direkt auf die Nachricht reagieren. Im Unterschied zu Mobiltelefonen muß der Nutzen dieser Technik vielen Interessenten erst erklärt werden, zumal Handys vom Prestige her einen höheren Stellenwert einnehmen.

Strategische Weiterentwicklung

Während der "Cityruf"-Empfänger als Vorreiter aller Pager schon von Anfang an, aufgrund seiner höheren Kostenstruktur, auf den professionellen Markt abzielte, entdecken nun auch die Hersteller der Spaß-Pager das Business-Segment für ihr Produkt und erweitern die Dienstleistungspalette um weitere Angebote für die professionelle Nutzung.

Die Varianten des Pager-einsatzes in Unternehmen, Institutionen und Organisationen sind vielfältig und reichen vom internen Kommunikationsmedium (Informationsstreuung für Angestellte) über Kundenbindungs- (Autohaus informiert über ausgeführte Fahrzeugwartung) bis hin zum Maschinensteuerungsinstrument (Netzwerk gibt bei Störung einen Funkruf an den Administrator ab).

Die Deutsche Funkruf Gesellschaft (DFR) versucht beispielsweise mit unterschiedlichen Pagertypen der "Telmi"-Reihe Dienste für verschiedene Anwendergruppen zu etablieren. Während die Geräte für Jugendliche mit flippigem Design und trendorientierten Informationen, wie Musik-Infos und Ausgehtips, aufwarten, richten sich die businessorientierten, und damit auch teureren Pager, an Zielgruppen mit beruflichen Anforderungen und einem erhöhten Bedarf an Spezialinformationen, wie beispielsweise News oder Börsennachrichten.

Zusatzdienste ergeben neue Einsatzgebiete für den Profi

Für 19,90 Mark im Monat erhält der Kunde bei Telmi einen Operator-Dienst rund um die Uhr. Dieser Service ist für Firmen interessant, die für ihre Kunden ununterbrochen live (ohne Anrufbeantworter) erreichbar sein wollen. Jeder Anrufer wird mit einem persönlichen Betreuer verbunden.

Dieser meldet sich mit einer individuellen Begrüßung, die der Besitzer des Pagers frei festlegen kann. ISDN- und Mobiltelefonanschlüsse lassen sich flexibel auf die Funkruf-Telefonnummer umleiten. Nach Annahme der Nachrichten, werden diese per Klartext auf das Pager-Display gesendet, so daß der Empfänger in dringenden Fällen sofort reagieren kann.

Der professionelle Markt verlangt von den Paging-Diensten noch anspruchsvollere Leistungen und individuelle Lösungen, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnitten sind. Herzstück beim Professional-Paging ist der Gruppenruf (möglich bei Cityruf, Quix und Telmi): Er bietet die Möglichkeit, sowohl eine als auch mehrere Gruppen direkt anzupiepsen. Die Nachrichten können beispielsweise an alle Angestellten oder nur an die Gruppe der Verkaufsmannschaft verschickt werden. Jedes Unternehmen kann so seine Mitarbeiter zielgruppengerecht ansprechen. Dadurch lassen sich Mitteilungen wesentlich effektiver und zielgerichteter als durch andere Kommunikationsmittel an Kunden oder Mitarbeiter versenden. Beim Telmi-Dienst steht zudem eine gemeinsame Gruppen-Sprachbox zur Verfügung, die wie ein Anrufbeantworter funktioniert. Eine aufgesprochene Nachricht wird anschließend von den betroffenen Personen abgehört.

Information ist alles

Pager können für mobile Menschen eine wichtige Informationsquelle darstellen. Auch Geschäftsleute setzen das handliche und leicht zu bedienende Instrument ein, um für Textnachrichten erreichbar zu sein. Unternehmen und Verwaltungen nutzen Pager darüber hinaus für ihre interne und externe Informationsübermittlung. Paging kann beispielsweise den Außendienst organisieren und koordiniert den internen Einsatzplan aller Mitarbeiter, die mobil im Einsatz sind - vom Systembetreuer bis hin zum Hausdienst. Für professionelle Nutzer kann Textpaging als tragbares schwarzes Brett eingesetzt werden, das die Kommunikationswege erweitert und unterstützt. Terminabsprachen erreichen alle beteiligten Personen, ohne daß der Empfänger durch einen Anruf gestört werden muß.

Zusätzlich zu den günstigeren Betriebskosten, ist dies einer der wesentlichen Vorteile im Vergleich zu Mobiltelefonen.

Vermarktungsmöglichkeiten für den IT-Fachhandel

Darüber hinaus beweist die Technik auch im modernen Marketing der Kundenbindung seine Stärke. Jenseits der privaten und persönlichen Nachrichtenübermittlung haben sich die kleinen Funkruf-Empfänger zum effizienten Informations-Assistenten gemausert, die auch der Industrie und dem Gewerbe unterschiedlichste Einsatzmöglichkeiten als zielgerichteter Infoservice für den Kunden eröffnen. Beispiel: Eine Autowerkstatt kann mit einem Funkruf-Empfänger seinen Service spürbar verbessern, indem sie dem Kunden während der Wartezeit einen Pager mit auf den Weg gibt. So kann der Kunde nach Fertigstellung direkt per Kurznachricht informiert werden - unnötige Wartezeiten und Reibungsverluste entfallen und das Unternehmen kann seine Produktivität erhöhen. So entsteht auch für den Fachhandel, außer dem reinen Verkauf der Geräte, eine interessante Möglichkeit, passende Dienstleistungskonzepte gleich mit anzubieten. Die Umsetzung solcher Konzepte kann nun ohne weiteres, in Form von Komplettpaketen, durch den Handel durchgeführt werden. Ein solches Paket würde in der Regel die Installation einer PC-Ausstattung mit Modem, die benötigte Anzahl von Pagern sowie eine passende Software umfassen. Einfache Programme zur reinen Textübermittlung werden von den Anbietern auf deren Internet-Homepages zum kostenlosen Download bereitgestellt. Es gibt auf dem Markt aber auch vielfältige Anbieter individueller Paging-Software. Nicht zuletzt kann der Handel die Funkruftechnik auch im eigenen Tagesgeschäft einsetzen, beispielsweise für einen 24-Stunden-Notrufservice oder zur Benachrichtigung von Kunden nach ausgeführten PC-Wartungen und -Konfigurationen.

Vertriebswege

So vielfältig wie die Anzahl der Geräte sind auch die Vertriebswege. Außer bei den Geräten von De Te Mobil, trifft man die Funkruf-Empfänger in fast allen Einzelhandelsvertriebsformen an. Kaufhäuser, Handy-Shops und CB-Funk-Geschäfte gehören ebenso dazu wie IT- und Unterhaltungselektronikfachgeschäfte. Auch bei Lebensmittelvermarktern wurden bereits Geräte gesichtet. Im Falle von DFR wird immerhin versucht, ein Fachhändlernetz aufzubauen, um dem Kunden ein gutes Beratungsniveau zu gewährleisten. Allerdings werden solche Unterfangen durch den Großhandel und Einkaufskooperationen, welche die Produkte beliebig unter ihren Kunden streuen, stark verwässert. (akl)

Neue professionelle Dienste sollen den Funkruf-Empfängern neue Märkte eröffnen.

In der "MTV"-Edition liefert der Quix-Pager Nachrichten

aus der Musikszene.

Die Zugangsmöglichkeiten zum Funkrufnetz sind vielfältig; von der sprachgestützten Eingabe bis zur Nachrichtenübermittlung per Internet.

Experten gehen davon aus, daß sich die Verkaufszahlen von Pagern bis zum Jahr 2002 mehr als verdoppeln werden.

Zur Startseite