Funkuhr zwingt Server und Clients an den Puls der wahren Zeit

02.08.2001
Während Prozessoren, Controller und andere integrierte Schaltungen in Computern auf die Mikrosekunde genau zusammenarbeiten, geht die integrierte Systemuhr bereits nach wenigen Tagen nach dem Mond. Eine Funkuhr von Leunig schwört ganze Netzwerke auf die richtige Zeit ein. Ob sie hält, was sie verspricht, hat ComputerPartner untersucht.

Es gehört zu den Rätseln der Computerwelt, wieso die heutigen Hightech-Rechner mit mickrigen Systemuhren ausgestattet sind. Bereits nach wenigen Tagen weichen sie erheblich von der anfangs eingestellten, richtigen Zeit ab. Dies kann für Just-in-time-Lieferanten oder Börsenfirmen, bei denen jede Stunde und manchmal sogar jede Sekunde zählt, böse enden. Die Leunig GmbH macht sich die Ungenauigkeit der eingebauten Zeitmesser zunutze und bringt die Funkuhr "Neoclock" für Rechner und Netzwerke auf den Markt.

Zwei Modelle - eine Büro- und eine Industrievariante - sind erhältlich. Die Büroausführung im königsblauen Kunststoffgehäuse erinnert von der Form her an ein Modell-Ufo und misst 16 Zentimeter im Durchmesser. Der etwa zigarrenkastengroßen Industrieversion können nach Herstellerangaben widrige äußere Bedingungen wie Feuchtigkeit und Schmutz nichts anhaben. An den Server angeschlossen werden beide Modelle über eine serielle Schnittstelle (V24/RS232, Kabel im Lieferumfang). Doch erst nach Installation der Software von der beiliegenden CD kann der Anwender das Gerät in Betrieb nehmen. Während der Installation muss er entscheiden, ob der gewählte Rechner der Time-Server oder -Client werden soll. Die Software muss auf den Time-Server und auf alle Netzwerk-PCs, die ebenfalls mit exakter Zeitgebung arbeiten sollen, überspielt werden. Danach lässt sich via Systemsteuerung per Doppelklick auf das Icon "Neoclock Time Synchronisation" das Konfigurationsprogramm öffnen.

Dort stellt der Anwender die Sprache ein und gibt den benutzten Port sowie den beiliegenden Aktivierungsschlüssel an. Da die Neoclock zusätzlich eine Quarzuhr besitzt, kann bei Aktivierung des entsprechenden Kästchens die Synchronisation auch von dieser erfolgen - sinnvollerweise dann, wenn der Empfang gestört ist. Weitere Einstellmöglichkeiten sind automatische und manuelle Synchronisation: Bei Letzterer wird nur nach Mausklick auf die Schaltfläche "manuell" im Neoclock-Fenster synchronisiert, bei erstgenannter Version einmal pro Minute.

Wer den Server oder die Workstation mit der Uhrzeit eines anderen Längenkreises gleichschalten möchte, kann eine gewünschte Zeitverschiebung von plus zwölf bis minus zwölf Stunden anwählen. So lässt sich beispielsweise GMT-Zeit (Greenwich Mean Time) in Deutschland setzen, indem der Anwender die Option "Sommerzeitübernahme" nicht ankreuzt und in das Kästchen "Verzug" einen Wert von einer Stunde einträgt.

Nach Betätigen der Taste "Speichern" startet der Dienst "Time Synchronisation", was der Anwender an einem Uhr-Symbol in der Programmleiste am unteren Rand des Bildschirms sieht. Dieses kann drei verschiedene Farben aufweisen: Gelb bei Programmstart, Grün, wenn die Systemuhr mit der Neoclock-Uhr synchronisiert ist, und Rot bei fehlender Synchronisation oder bei einem Fehler.

Die Leunig-Produkte empfangen entweder Zeitsignale der Atomuhr DCF77 der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig oder solche des noch weiter reichenden Senders LPTF in Allouis in Mittelfrankreich. Zwei unabhängige Empfängerschaltungen mit jeweils um 90 Grad gedrehten Ferrit-Antennen sorgen fast immer für beste Ergebnisse.

Bei der erstmaligen Inbetriebnahme ist es wahrscheinlich, dass der Empfänger nicht am richtigen Platz steht, er also noch kein Signal registriert. Der Benutzer erkennt dies an den beiden Dioden vorn am Gerät. Blinkt die vom Betrachter aus gesehen rechte LED nicht, so ist das Empfangssignal zu niedrig, und der Anwender muss einen anderen Aufstellort suchen. Das Kabel wurde vom Hersteller mit fünf Metern ausreichend dimensioniert, im Extremfall können aber auch 100 Meter lange Kabel zum Einsatz kommen.

Im Test begann die LED grün zu blinken, als die Neoclock auf einer Fensterbank positioniert wurde. Für provisorische Aufstellzwecke befindet sich ein robuster Ständer im Lieferumfang, eine weitere Halterung dient der Festmontage an der Wand.

Kleine Ungereimtheit

Eine kleine Ungereimtheit der Programmbedienung bemerkt man, wenn man Einstellungen ändern möchte, das Programm aber bereits aktiv ist (zu erkennen am Uhr-Symbol in der Task-Bar). Klickt der Anwender nach Eingabe der Änderungen - etwa ein neuer Synchronisationsmodus - auf "Speichern", folgt automatisch ein Fenster mit der Frage "Wollen Sie jetzt das Programm neu starten?", das man mit "Ja" schließen kann. Statt dass das Programm neu startet, öffnet sich ein weiteres Fenster mit der Frage "Wollen Sie wirklich das Programm beenden?", das durch Antippen von "Nein" verschwindet.

Ansonsten sind die Bedienung des Programms, die Installation der Software sowie die Konfiguration einfach gestaltet. Auch das verständlich geschriebene Handbuch enthält alle Informationen. (de)

<b>Kurzgefasst</b>

Die Funkuhr Neoclock von Leunig gibt es in einer formschönen Büro- und einer robusten Industrievariante. Das Gerät synchronisiert ganze Netzwerke auf die gesetzliche Uhrzeit. Die Verbindung mit dem als Time-Server dienenden Rechner geschieht über ein Kabel mit RS232-Schnittstelle. Installation von Hardware und Software sowie Konfiguration und Bedienung gehen einfach vonstatten und sind im beiliegenden Handbuch zufrieden stellend beschrieben. Die Zeitsynchronisation funktionierte im Test einwandfrei. Ein gelungenes Produkt, daher die Note Zwei.

Anbieter:

Leunig GmbH

Wilhelm-Ostwald-Str. 17

53721 Siegburg

Tel.: 0 22 41/17 66 - 0

Fax: 0 22 41/17 66 - 99

www.leunig.de

Preis:

992 Mark (ein Server, ein Client)

Zusatz-Lizenzen für bis zu zehn Clients: 626 Mark

Industriegehäuse: 95 Mark Aufpreis

Wertung:

Gerät: 2

Lieferumfang: 2

Handbuch: 3

Ease-of-Use: 2

Händler-Support: 3

CP-TIPP: 2

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