Gangster, Gauner und Ganoven: Steven Goedharts Warehouse

14.01.1999

DÜSSELDORF/MÜNCHEN: Er nannte sich "Kurt". Im Namen seiner Düsseldorfer Firma "Steve Goedharts Warehouse" bestellte er Hardware in ganz Deutschland. Doch statt Bargeld erhielten die Lieferanten nur gefälschte Einzahlungsbelege. Jetzt ist Kurt auf der Flucht, die Polizei ermittelt wegen Stoßbetruges. Zwei seiner Mitarbeiter wurden verhaftet, zahlreiche Waren beschlagnahmt."Ein komisches Gefühl" hatte der Münchner Distributor, bei dem Herr Kurt ein Angebot über zwölf Toshiba-Notebooks und sechs Psion-Handhelds einholte, von Anfang an. Dennoch bot er dem Mann gute Konditionen. "Er bestellte die Geräte sofort. Schickte den Auftrag per Fax und seine Gewerbeanmeldung auch gleich mit." Die war da gerade mal zwei Tage alt. "Er wollte die Geräte so schnell wie möglich haben, betonte er mehrmals, es handle sich um ein Projektgeschäft", erinnert sich der Münchner Geschäftspartner. "Ich habe ihm gesagt, daß wir bei neuen Kunden zunächst nur gegen Vorkasse liefern." Für Herrn Kurt kein Problem: Er versprach, den Betrag von fast 56.000 Mark noch am gleichen Tag zu überweisen.

Kurze Zeit später erhielt die Münchner Firma per Fax einen Bareinzahlungsbeleg über 56.000 Mark, ausgestellt von der Deutschen Post AG in Düsseldorf. Wohl um den Lieferanten in Sicherheit zu wiegen, rief Herr Kurt nochmals an und wies darauf hin, daß sein Unternehmenspartner nicht via Blitzgiro, sondern per Post überwiesen habe, weil er glaube, die Post sei bei solchen Beträgen sicherer. Gleichzeitig bestand er auf einer Lieferung der Geräte bis zum folgenden Tag und machte auch den Vorschlag einer Direktlieferung an eine vereinbarte Adresse.

Doch gerade die ständigen Beteuerung der Seriosität machten den Firmeninhaber stutzig: "Daraufhin habe ich mich mit der Post in Düsseldorf in Verbindung gesetzt, die eine Transaktion bestätigte." Offenbar hatte sich Kurt aber um eine Kleinigkeit vertan: Nicht 56.000, sondern gerade mal 20 Mark waren nach München unterwegs. "Der hat die Quittung wohl am PC modifiziert", glaubt der Fast-Geschädigte, der seine Waren noch rechtzeitig zurückhalten konnte. Er meldete den Vorfall der Polizei, verzichtete aber auf eine Anzeige: "Schließlich ist mir kein Schaden entstanden."

Polizei sucht die Geschädigten

Andere IT-Händler hatten weniger Glück. Die Düsseldorfer Postfiliale bekam in den letzten Tagen "sechs oder sieben Anfragen" nach ähnlichen Transaktionen, die Beträge belaufen sich auf 17.000 bis 79.000 Mark. Vor allem aus dem süddeutschen Raum, aber auch aus der Umgebung von Düsseldorf und Hamburg meldeten sich Geschädigte. Anzeige kann die Post aber nicht erstatten: "Schließlich wurden weder wir noch unsere Kunden geschädigt", so ein Sprecher der Post.

Eine Stellungnahme von Herrn Kurt oder der Firma Steve Goedharts

Warehouse, laut Gewerbeanmeldung ansässig in der Zimmerstraße 8 in Düsseldorf, ist nicht mehr zu kriegen, das Büro ist nicht besetzt. "Da wird sich auch keiner mehr melden," bestätigt Kriminal-hauptkommisar Gerhard, stellvertretender Leiter der KK 33 in Düsseldorf.

"Wir haben die Firma am 22. Dezember geschlossen. Es wurden zwei Mitarbeiter festgenommen, die man da aber wohl nur reingesetzt hat." Zahlreiche Waren konnten vor Ort sichergestellt werden, deren Herkunft noch ermittelt werden muß. "Die Anzahl der Geschädigten zu nennen, wäre jetzt reine Spekulation," meint Gerhard, "wir müssen erst einen Berg von Unterlagen durcharbeiten."

Das Ermittlungsverfahren wegen Waren-Kredit-Betrugs in mehreren Fällen läuft. Gegen wen jetzt eigentlich ermittelt werden soll, wüßte der Beamte auch gern. Denn vom Hauptverdächtigen "Kurt" fehlt jede Spur, einziger Anhaltspunkt ist eine Handynummer. "Der Mann ist doch längst verschwunden." (mf)

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