Ziele der Industrie weit höher

Gartner dämpft Erwartungen für Eee PC & Co.

13.08.2008
Marktforscher Gartner sieht Mini-Notebooks als Wachstumstreiber im Mobile Computing, geht für 2008 allerdings nur von 5,2 Millionen Stück aus. Asus allein rechnet mit fünf Millionen verkauften Eee PCs.
Losgetreten wurde der Netbook-Boom durch den Eee PC 701 von Asus.
Losgetreten wurde der Netbook-Boom durch den Eee PC 701 von Asus.

Marktforscher Gartner sieht Mini-Notebooks als Wachstumstreiber im Mobile Computing, geht für 2008 allerdings nur von 5,2 Millionen Stück aus. Asustek (Asus) allein rechnet mit fünf Millionen verkauften Eee PCs und 10 Millionen Netbooks insgesamt in diesem Jahr.

8 Millionen sollen es laut Gartner 2009 werden. Für 2012 rechnen die Analysten allerdings schon mit dem Verkauf von 50 Millionen Mini-Notebooks weltweit.

Mini-Notebooks oder Netbooks sind unter anderem der Eee PC von Asus, der Aspire One von Acer, das MSI Wind und das Mini-Note 2133 von Hewlett-Packard. Die meisten Netbooks sind für unter 400 Euro zu haben, nur HP will sein Gerät in Deutschland bewusst im Business positionieren und strebt mit höherwertigen Konfigurationen Preise ab 599 Euro an. In Taiwan zur Computex hat das Mini-Note 2133 in der einfachsten Ausführung rund 360 Euro gekostet. In Großbritannien, bei Amazon zum Beispiel, war es kaum teurer.

Anders als in Großbritannien, den USA und Fernost, will HP das Mini-Note 2133 in Deutschland rein als Business-Produkt positionieren, zu Preisen ab 599 Euro.
Anders als in Großbritannien, den USA und Fernost, will HP das Mini-Note 2133 in Deutschland rein als Business-Produkt positionieren, zu Preisen ab 599 Euro.

Laut Gartner fallen Mini-Notebooks in die Kategorie mobile Computer mit Bildschirmdiagonalen von fünf bis 10 Zoll, auf denen Vollversionen von Betriebssystemen wie Windows XP und Linux laufen können.

So genannte Microinformations Devices (MIDs) und andere mobile Rechnerlein mit Bildschirmgrößen von drei bis fünf Zoll klammert das Marktforschungsinstitut aus und ordnet sie einer anderen Geräteklasse zu.

Als Wachstumstreiber für Notebooks sieht Gartner-Chefanalyst George Shiffler den kleinen Formfaktor mit kleinem Bildschirm, das geringe Gewicht, den niedrigen Preis, die Benutzerfreundlichkeit und die "Basis, aber ausreichende, PC-Funktionalität".

Unterschiedliche Benutzerszenarien würden die Kunden zum Kauf eines Mini-Notebooks bewegen. Dazu gehören laut Shiffler die Konsumierung von Content, Browsen im Internet, E-Mail, Instant Messaging (IM), den Kontakt zu Freunden und der Familie aufrechterhalten, Speicherung und der Austausch von Bildmaterial.

"Potenzielle Nutzer werden Erstkäufer sein, die einen günstigen PC-Einstieg wollen, als auch erfahrene Anwender, die einen günstigen Zweit- oder Dritt-PC für sich oder Verwandte suchen", so der Gartner-Analyst.

Obwohl Mini-Notebooks Ende 2007 als Low-Cost-PCs für den Bildungsbereich gestartet sind, habe sich die Zielgruppe in den Industrie- und den Schwellenländern sowohl auf Consumer als auch auf einige wenige Business-Kunden ausgeweitet.

Gartner sieht das größte Wachstumspotenzial in der Subkategorie Consumer. Das Segment macht Shiffler zufolge rund 70 Prozent des Marktes für Mini-Notebooks aus.

"Angesichts dessen, dass die meisten Mini-Notebooks an Consumer verkauft werden, sollten sich die Anbieter verstärkt auf Design und Benutzerfreundlichkeit der Geräte konzentrieren", mahnt Shiffler an.

Eine Kannibalisierung des Marktes für mobile PCs durch Mini-Notebooks erwartet Gartner nicht bis Ende 2009, da es noch signifikante Funktionalitäts- und Performance-Unterschiede zwischen Notebooks und solchen Netbooks gebe.

Ab 2010 bestehe aber schon die Gefahr, dass Mini-Notebooks ein Stück der Verkäufe von Low-End-Notebooks wegfressen könnten. Und ab 2011 könnten sie auch wesentlich das Business-PC-Segment antreiben, wenn die Leistung der Geräte so weit erhöht wird, dass sie auch die Business-User zufrieden stellt.

Den PC-Anbietern rät Shiffler bei allen Umsatzchancen, die Mini-Notebooks bieten, nicht das ganze Geschäft darauf auszurichten. Bei der Suche nach solchen neuen Umsatzchancen komme es vor allem in den nächsten zwölf bis 14 Monaten darauf an, die Produktpositionierung und Channel-Strategien für all ihre Notebook-Subsegmente genau zu beobachten und entsprechend den Marktbedingungen anzupassen.

Wichtig für den Erfolg von "Consumer Mini-Notebooks" sei eine eindeutige Positionierung und Abgrenzung zu Standard-Notebooks. Dabei müssten die PC-Hersteller laut Shiffler auch überlegen, ob es vernünftig ist, die bestehenden Absatzkanäle für ihre Netbooks zu nutzen und gegebenenfalls andere Vertriebswege suchen. Handy- oder "Gadget-Shops" zum Beispiel.

Schließlich müssten die Anbieter den Handel auch noch davon überzeugen, dass ihre Netbooks - Schicksal so mancher anderer Schwellenprodukte ("emerging products" - nicht wie Blei in den Regalen liegen bleiben. Die Gefahr scheint bei der großen Nachfrage nach den kleinen günstigen Rechnern aber derzeit nicht zu bestehen. (kh)

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