Gast-Kolumne: Zu viele technische Details können Käufer abschrecken

06.09.2007
Von Michael Schidlack
Michael Schidlack verantwortet den Kompetenzbereich CE & Digital Home beim Bitkom. Für uns beleuchtet er regelmäßig den CE-Markt in Deutschland und zeigt auf, wie der Fachhändler mit CE erfolgreich sein kann.

Wie eine aktuelle Analyse des Hamburger Trend- und Meinungsforschungsinstituts ethority und des Bitkom zeigt, wirken die vielen technischen Angaben und Entscheidungsmöglichkeiten bei CE-Produkten mitunter abschreckend und können sogar zu einem Kaufhemmnis werden

Laut einer repräsentativen Umfrage des Bitkom wissen 77,2 Prozent der Deutschen nicht, was das "HD-Ready-Logo" auf Flachbildschirmen bedeutet. So verwundert es nicht, dass über 90 Prozent der potenzielle Käufer von CE-Produkten mit Internetanschluss gezielt Rat im Internet suchen. Die dort recherchierten Äußerungen und Tipps sind oft der entscheidende Faktor für oder gegen ein Produkt, eine Marke oder eine einen Handelsbetrieb.

Gerade im Bereich der Consumer Electronics ist von einer hohen Online-Affinität auszugehen und es findet ein reger Austausch im "Social Web" statt. Eine ethority-Analyse im Auftrag des Bitkom ging kürzlich den Bedürfnissen von Konsumenten rund um Flachbildschirme auf den Grund.

Analysiert wurden Äußerungen von Verbrauchern in Blogs, Foren und Meinungsportalen, die bereits Erfahrung mit verschiedenen Geräten und Herstellern haben oder zumindest grundsätzlich beziehungsweise konkret an Flachbildschirmen interessiert sind.

Bei einer detaillierten Analyse der Blogs und Foren wurde das Informationsdefizit im Bezug auf technische Standards deutlich. Die Interessenten - und damit potenziellen Kunden - fühlen sich vom Angebot und von Werbeaussagen überfordert: Es entsteht Verwirrung darüber, welche Auflösung ein Bildschirm für die eigenen Bedürfnisse haben sollte, oder was "HD ready"-Gerät von einem "Full-HD"-Gerät unterscheidet.

Auch Zeilen-Angaben auf einem Datenblatt sind für viele ebenso verwirrend wie die Auswahl an Anschlüssen (HDMI, DVI, etc.) und verfügbarem Zubehör wie HD-Receivern. Sehr häufig bitten Internet-Nutzer andere Nutzer um Beratung, da sie von dem Überangebot und den vielen technischen Begriffen schlicht überfordert sind. Erwartungsgemäß spielt der Preis in der Diskussion eine große Rolle - hochwertige Modelle werden oftmals ohne ausreichende Würdigung der besseren Qualität beziehungsweise der besseren Ausstattung als "sehr teuer" empfunden, allerdings sind die Nutzer auch bei so genannten "Schnäppchen" inzwischen stark sensibilisiert und hinterfragen die Gründe für den niedrigen Preis.

Unter technisch Versierten werden weitere Dimensionen diskutiert: Auf der Hitliste der "Sorgen" steht ein möglicherweise hoher Stromverbrauch, negative Erfahrungen zum Beispiel über produktionsbedingte Pixelfehler und die Bildqualität im unteren Preissegment. Gerade bei LCD-Bildschirmen wird der Nachzieheffekt, ebenso wie mangelhafte Schwarzwerte, oft besprochen und kritisiert.

Die geäußerten negativen Erfahrungen sowie der allgemeine Informationsüberfluss verbunden mit der Unsicherheit über neue Standards und die schnelle technische Weiterentwicklung führen dazu, dass Konsumenten zum Teil ihre Kaufentscheidung sehr lange verschieben und dies auch im Netz offen sagen.

Michael Schidlack,CE-Verantwortlicher bei Bitkom.
Michael Schidlack,CE-Verantwortlicher bei Bitkom.

Es ist davon auszugehen, dass eine klare Unternehmens-Kommunikation im Handel potenziellen Kunden die nötige Sicherheit geben würde. Verkäufer, die zum Beispiel eindeutig aufzeigen können, welche praktischen Anwendungen mit den Produkten möglich sind, haben aus Konsumentensicht eindeutig einen Vorteil gegenüber Verkäufern, die ausschließlich technische Detailangaben kommunizieren. Auf diese praktischen Aussagen sollte sich daher der versierte Fachhändler bei den Schulungen seiner Mitarbeiter konzentrieren. Weniger ist manchmal mehr! (go)

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